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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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nicht tapfer und edel, sondern sie war es, und darum bist
du in solche Wut geraten!»
    «Was
erlaubst du dir?» schnaubte Tiffany sie an.
    «Charlotte,
laß das!» bat Mrs. Underhill aufgeregt.
    «Und», fuhr
Charlotte unbeirrt mit richtiger, wenn auch schmerzlicher Einschätzung fort,
«ich bin sicher, daß auch der Herr im Tilbury dich nicht beachtete, und deshalb
nennst du ihn grob und ordinär!»
    «Also jetzt
ist es genug!» rief Mrs. Underhill mit Aufbietung ihrer – ganzen Autorität.
«Was wird Sir Waldo von mir denken! Ich kann mich nicht erinnern, jemals so
geärgert worden zu sein. Sir, bitte, vergeben Sie ihr!»
    «Ich
verzeihe beiden, Ma'am, und überlasse sie ihrem Zank», sagte er amüsiert.
    «O du meine
Güte! Und ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht bleiben und das Dinner mit uns
einnehmen wollen?» rief Mrs. Underhill bekümmert aus.
    «Danke,
Ma'am, Sie sind sehr freundlich, aber ich kann nicht bleiben», sagte er und
lächelte sie an, was ihr – wie sie später Miss Trent erzählte – durch Mark und
Bein fuhr.
    Er
verabschiedete sich und ging.
    Er
erreichte Broom Hall, als die Schatten schon länger wurden, und betrat das
Haus, während er die Handschuhe abstreifte. Die Tür zur Bibliothek öffnete
sich, eine gertenschlanke modische Gestalt erschien auf der Schwelle und sagte
mit gespielter Leichtigkeit: «Hallo, Waldo!»
    Beim
Anblick des unerwarteten Besuchers blieb Sir Waldo stehen, einen Handschuh nur
halb von der Hand gezogen, ein Runzeln auf der Stirn. Dann glättete sich die
Stirn, der Handschuh wurde zur Gänze abgestreift und auf den Tisch gelegt.
    «Meine
Güte!» sagte er im Ton leichten Erstaunens, «was führt dich zu mir, Laurie?»
    Mr. Calver,
der noch die letzte Begegnung mit seinem Cousin in unangenehmer Erinnerung
hatte, war durch die ruhige und freundliche Begrüßung erleichtert. Wenn er auch
nicht fürchten mußte, mit einem Zornausbruch empfangen zu werden – Sir Waldo
war nie aufbrausend oder beleidigend –, war er doch auf einen kühlen Empfang
vorbereitet gewesen. Nun trat er näher und sagte ungeschickt: «Ich habe Freunde
in York besucht und dachte, ich komme herüber und schaue, wie es dir geht.»
    «Sehr nett
von dir», sagte Sir Waldo freundlich.
    «Nun, ich –
du weißt doch – ich möchte nicht mit dir verzankt sein. Als wir uns zuletzt
sahen, da steckte ich in einer verflucht schlechten Haut – und wahrscheinlich
habe ich Dinge gesagt, die ich gar nicht meinte. Aber ich möchte nicht, daß du
glaubst ...»
    «Schon
gut!» unterbrach ihn Sir Waldo, und ein flüchtiges Lächeln vertrieb den ernsten
Blick. «Glaubst du, ich war beleidigt? Du mußt mich für einen regelrechten Tropf
halten!»
    «Das tu ich
nicht, aber – nun, ich habe mir eben gedacht, ich nehme die Postchaise herüber,
um dich zu besuchen – du entschuldigst doch!»
    «Sehr
verbunden! Komm in die Bibliothek. Hat Wedmore die Honneurs gemacht – soweit
es hier möglich ist?»
    «O ja! Ich
war nicht länger als eine halbe Stunde hier, da brachte er mir Sherry und holte
Blyth, damit er meinen Reisesack auspacke.» Er schielte nach seinem Cousin und
wagte einen Scherz: «Ich war ziemlich sicher, daß du mich nicht hinauswerfen
wirst, selbst wenn du es warst, der den Happen erwischt hat.»
    «Sehr
unwahrscheinlich», stimmte Sir Waldo bei und ging zu einem Tischchen, um sich
ein Glas Sherry einzugießen. Er trank ein wenig und blieb stehen, Laurence
nachdenklich betrachtend.
    Dieser
Stutzer, der nicht zum erstenmal in seiner etwas bunten Karriere Sir Waldos
geradem, ein wenig amüsiertem Blick ausweichen mußte, warf sich – scheinbar
leichthin – in einen Sessel, nahm das Glas, das neben seinem Ellenbogen auf dem
Tischchen stand, und sagte ungezwungen: «Ich dachte, daß du hier nicht länger
als eine Woche bleiben wirst. Jeder fragt, wo du denn steckst. Ist Lindeth noch
bei dir? Findet er es hier nicht sterbenslangweilig?»
    «Offensichtlich
nicht! Sag mir, wer sind deine Freunde, die in York leben?»
    «Oh,
niemand, den du kennst!»
    «Ja, das
dachte ich mir.»
    Er ergriff
die Flasche, um Laurences Glas nachzufüllen. «Und was brauchst du, Laurie?»
    «Ich sage
dir ja – wir hatten eine Auseinandersetzung ...»
    «Also,
heraus mit der Sprache! Du bist doch nicht den Weg von London
gekommen, um mich um Entschuldigung zu bitten!»
    «Ich komme
von York», sagte Laurence und wurde rot. «Wenn du mir nicht glaubst, kannst du
dich im < Rappen > erkundigen, wo ich die Chaise mietete, um hierher

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