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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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zu
fahren.»
    «Ich glaube
dir. Wahrscheinlich bist du mit der Edinburgher Postkutsche nach York
gefahren. Bist du wieder einmal auf dem trockenen? Hör doch auf, mich für dumm
zu verkaufen! Was ist los? Sitzt du wieder einmal in der Tinte?»
    «Nein, das
nicht!» erwiderte Laurence ärgerlich. «Mag sein, daß in meiner Tasche nicht
gerade Flut herrscht, aber ich bin nicht gekommen, um dich zu bitten, meine
Spielschulden zu bezahlen.»
    «Hab es
nicht so eilig, deine Segel zu wenden! Das habe ich auch nicht angenommen. Es
können ja noch andere Schulden sein, die zu erwähnen du vergessen hast, als du
letzthin eine Flaute hattest.»
    «Es gibt
keine», brummte Laurence, «jedenfalls keine bedeutenden! Und wenn dem so wäre,
würde ich nach dem, was du mir vor einem Monat gesagt hast, nicht gerade zu dir
kommen. Du glaubst wohl, bei mir sitzt eine Schraube locker. So weit bin ich
noch lange nicht!»
    «Steig doch
endlich einmal vom hohen Roß herunter! Ich glaube nicht, daß bei dir eine
Schraube locker ist, wenn du mich auch, wenn du wüßtest, was ich denke, am
liebsten fressen würdest. Also, wenn es sich um nichts Unmögliches handelt –
was soll ich tun?»
    «Es wird
dich vielleicht interessieren, lieber Freund, daß ich viel durchgemacht habe,
seit du London verlassen hast», sagte Laurence bitter. «Und wenn ich an die
fälligen Wechsel denke – nun, es genügt vorläufig, daß du mich verdächtigst,
ich sei nur gekommen, damit du mir mit Geld aushilfst. Aber das ist es durchaus
nicht!» Er machte eine kurze Pause. «Zumindest sind es keine Schulden. Aber wenn
du es genau wissen willst: ich habe einen verteufelt guten Schlachtplan, wenn
ich die Rekruten dafür auftreiben kann. Natürlich, wenn du keine Lust hast, mir
zu helfen – aber es handelt sich gar nicht so sehr darum, mir zu helfen,
sondern dein Kleingeld gut zu investieren. Mehr kann ich darüber nicht sagen.
Aber wenn ich bedenke, wie oft du mir angeboten hast, mir einen Offizierstitel
zu kaufen ...»
    «Zu diesem
Angebot stehe ich noch immer, Laurie!»
    «Ja, aber
das will ich nicht. Das paßt nicht zu mir, noch habe ich etwas für das
Rechtswesen übrig. Ich habe nie an so etwas gedacht, aber wenn du mir eine
Kirchenkarriere vorgeschlagen hättest, als ich in Oxford war – das hätte einen
Sinn gehabt. Ich hätte mich nicht sehr darum gerissen, aber ich staune, daß du
nie daran gedacht hast, da du doch so darauf aus bist, mich in einen Beruf
hineinzuzwängen. Schließlich weiß ich, daß du über gute Verbindungen verfügst
– Wie immer, dazu ist es jetzt zu spät!»
    «Ich kann
mir kaum einen Mann vorstellen, der weniger für eine Kirchenkarriere geeignet
wäre als du!»
    «Nein.
Höchstwahrscheinlich hätte ich es sehr langweilig gefunden. Nichts gegen eine
behagliche Pfarre – aber das hat keinen Sinn mehr! Ich glaube, daß ich jetzt
auf das Richtige verfallen bin, Waldo – mehr noch, wenn die Sache einmal in
Schwung kommt, ist ein Vermögen herauszuholen.»
    Sein
Unbehagen verbergend, forderte Waldo ihn auf, fortzufahren.
    «Nun, ich
hatte nicht die Absicht, dir die Sache so bald zu unterbreiten», sagte
Laurence naiv. «Aber, da du mich fragst und es keinen Grund gibt, dir mein
Interesse an der Sache zu verschweigen – also, ich bin überzeugt, du hältst es
für das Richtige ...»
    «Du machst
mich neugierig, Laurie. Spann mich nicht auf die Folter!»
    «Natürlich,
wenn du von vornherein dagegen eingenommen bist, kann ich ebensogut schweigen»,
sagte Laurence mürrisch.
    «Von
vornherein ist nicht die Rede, also, mach's kurz!»
    Laurence
blickte einen Augenblick lang beleidigt drein, aber es gelang ihm, seinen Ärger
zu schlucken. «Ja, also gut – kennst du Kearny?»
    «Nein!»
    «Desmond
Kearny!» Sir Waldo schüttelte den Kopf. «Allerdings, es ist möglich, daß er dir
noch nicht über den Weg gelaufen ist, obwohl ich geglaubt habe, daß du ihn
kennen müßtest – er ist ein Teufelskerl auf der Jagd, ein toller Reiter! Aber
ihr Eiferer seid ja so erhaben ...» Er brach ab und sagte dann hastig: «Nicht,
daß das etwas zu bedeuten hätte. Die Sache ist die: Kearny gehört zu meinen
Freunden. Nicht so ein Flederwisch, sondern ein prima Mann und ein großer
Pferdekenner. Wir wollen Kompagnons werden.»
    «Kompagnons?
Wobei?» fragte Sir Waldo.
    «Jagdpferde
verkaufen, meine ich.»
    «O mein
Gott!»
    «Ich hätte
mir vorstellen können, daß du – nein, also hör zu, Waldo!» bat Laurence in sehr
verändertem Ton. «Denk an das

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