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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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Wochenenden am Strand, das Planschen und Schwimmen in den Wellen. Manchmal war da ein Schatten im Wasser, den sie nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. Er verschwand und tauchte wieder auf. Sie war dann immer panisch an Land geschwommen, jeden Moment erwartend, dass der Hai ihr eins ihrer wild strampelnden Beine abbiss. Fassungslos, wenn sie unbeschadet den Strand erreichte.
    So wie jetzt. Sie erreichte das erste Taxi, riss die hintere Wagentür auf, glitt auf die Sitzbank und schlug die Tür sofort hinter sich zu.
    Â»Wo soll’s hingehen, Lady?«
    Sie brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen.

    Der Fuchs kennt viele Tricks.
Der Igel nur einen.
    Archilochus, 680 v. Chr. – 645 v. Chr.

Mittwoch

8:10
    Nick nippte an seinem abgestandenen Kaffee. Wenigstens fühlte sich sein Mund heute nicht pelzig an, wie er zufrieden feststellte. Was leicht hätte passieren können. Er hatte sich gestern Abend weiß Gott nach einem dritten Bier gesehnt, war aber vernünftig gewesen und früh ins Bett gegangen. Obwohl man ihm das nicht ansah. Er wirkte immer noch ziemlich zerknittert.
    So wie Mary, die in diesem Moment den Dienstraum betrat. Nick beobachtete sie, registrierte ihren Gang, ihre Kleidung, ihre Haltung. Obwohl ihr äußerlich nichts anzumerken war, verriet ihre Erscheinung, dass irgendetwas nicht stimmte. Noch ein Grund, sich Sorgen zu machen.
    Sie ging zu ihm.
    Â»Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Er nickte und bemerkte ihren flüchtigen Blick auf Claudia, die vor ihm saß. Hatte Verständnis dafür, dass sie ein Gespräch unter vier Augen vorzog. Beschloss aber, für den Moment nicht darauf einzugehen.
    Â»Sie arbeiten heute auch wieder mit Claudia zusammen, Mary. Finden Sie heraus, ob beim Stadtbauamt Pläne von dem Bunker vorliegen. Ist eher unwahrscheinlich, ich weiß, aber wir sollten es trotzdem überprüfen.«

    Offensichtlich nicht das, was sie hören wollte. Ihre Lippen zuckten. Aber er wollte, dass die beiden Frauen zusammenarbeiteten. Mary gehörte im Moment an die Leine, um ihret- ebenso wie um seinetwillen, und Claudia war von allen Teammitgliedern die gewissenhafteste und loyalste. Sie ließ sich wahrscheinlich am wenigsten von Mary manipulieren.
    Â»Ich würde aber lieber einen Blick auf einige meiner früheren Verhaftungen werfen, Sir«, wich Mary ihm aus.
    Claudia, die soeben eine Akte durchblätterte, geriet ins Stocken und lauschte. Nick hatte nichts dagegen. Er mochte Transparenz.
    Â»Ist bereits geschehen. Claudia hat sich die Unterlagen gründlich angesehen.«
    Â»Das bezweifle ich nicht«, sagte Mary wegwerfend, ohne die Kollegin eines Blickes zu würdigen. »Bitte, Nick. Ich brauche nur eine Stunde oder so. Vielleicht fällt mir ja was ein, irgendwas, was der Kerl gesagt hat.«
    Ihre Augen blickten ihn ernst an.
    Â»Verschweigen Sie mir was?«
    Â»Nein, nein, ist bloß ein Gefühl. Lassen Sie mir nur eine Stunde Zeit. Wenn nichts dabei rauskommt, schließe ich mich wieder Claudia an.«
    Er zog scharf die Luft ein.
    Â»Also gut. Aber denken Sie dran, was ich gestern gesagt habe. Und vergessen Sie nicht Ihre Besprechung mit Paul.«
    Â»Bestimmt nicht. Danke, Nick.«
    Er nahm einen Schluck kalten Kaffee. Etwas versetzte ihm einen Stich, er wusste nicht, was. Noch eine Seltsamkeit an diesem seltsamen Tag. Immerhin freute es ihn, dass Mary wieder ein wenig Initiative zeigte, fast so wie früher, aber trauen konnte er ihr trotzdem noch nicht, so sehr er es auch wollte.

9:00 Uhr
    Â»Nur um das noch mal klarzustellen«, sagte Paul zum wohl zwanzigsten Mal, »Sie können sich nicht an den Stand der Sonne erinnern, als Sie den Bunker verließen, und auch später nicht während des Vormittags?«
    Mary hatte es so satt, sich von ihm bedrängen zu lassen, sein ungläubiges Erstaunen, mit dem er jede ihrer Antworten quittierte und das natürlich gespielt war. Sie fand ihn abstoßend und unerträglich, mehr denn je zuvor. Sie verabscheute seine altmodischen, perfekt gebügelten Anzüge, die Art, wie er dasaß, die Beine gespreizt, die herabbaumelnden verschränkten Hände das Einzige, was den Betrachter vor dem Anblick seiner Eier schützte. Seine selbstverliebte Art zu reden, wie er seiner eigenen Stimme lauschte, seinen verschlungenen Fragen, die meist nur ein schlichtes Ja oder Nein benötigten und er gleich selbst beantwortete, noch während er

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