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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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das Richtige getan.«
    Calle lachte.
    »Merkwürdig«, sagte er. »Ich bin mir da gar nicht so sicher.«
    David stand auf.
    »Du hast mir noch gar nicht dein Schlafzimmer gezeigt.«

55
    Das Fenster war angelehnt, und Conny Bladh hatte die Kommode von der Wand gezogen, um seinen Ellbogen darauf abstützen zu können. Es brannte kein Licht. Der Eingang des Nachtclubs war vom Fenster deutlich zu erkennen, Conny schätzte den Abstand auf gut hundert Meter. Ein Türsteher und zwei Mädchen standen vor der Tür. Der Wachmann hatte die Hände in den Jackentaschen, die Mädchen rauchten. Die eine trug abgeschnittene Jeans und ein enges Top, die andere einen kurzen Rock und Jeansjacke. Beide hatten hohe Absätze.
    Das Zielfernrohr war so gut, wie der Verkäufer behauptet hatte. Conny hatte das Gewehr im Wald ausprobiert. Wenn er den Kolben an der Schulter abstützte und vorsichtig abdrückte, traf er direkt im Kreuz.
    Matte, Saras Muskelmann, war vor Ort. Conny hatte ihn ein paar Stunden zuvor in den Club gehen sehen. Er war sich sicher, dass Matte auf die eine oder andere Weise in die Morde verwickelt war, wusste aber auch, dass Sara die Weisung erteilt hatte. Conny gedachte, das Unkraut mit den Wurzeln auszureißen und nicht nur oberflächlich zu jäten.
    Conny legte das Gewehr auf die Kommode und schaute auf die Uhr. Er hatte die Tür jetzt gute drei Stunden im Auge behalten. Es war sein erster Abend. Er hatte Essen und Getränke für eine Woche gebunkert, und das Zimmer war bezahlt. Die Stundentaxe mal 24 mal 7. Viel zu teuer, kein Wunder, dass sich der ungewaschene Typ an der Rezeption zufrieden den nikotingelben Bart gekratzt hatte. Wer sich Fragen ersparen wollte, musste eben zahlen. Und er hatte trotzdem noch genügend Geld übrig.
    Im Nachbarzimmer knallte ein Bettgestell rhythmisch gegen die Wand. Conny erregte das nicht einmal. Noch wenige Tage zuvor hätte er sich auf gleiche Weise verausgaben können, jetzt lag ihm dergleichen fern.
    Zum ersten Mal seit Langem hatte sein Leben wieder einen Sinn. Der Gedanke, etwas auszurichten, berauschte ihn. Er fühlte sich fast glücklich und stellte sich bereits seinen Nachruf vor.
    Sara Vallgren besuchte regelmäßig ihre Clubs. Wie die Promi-Köche, die an die Tische der Gäste traten und fragten, ob alles zur Zufriedenheit sei. Sara verströmte Glanz und Ehrbarkeit, sie gab dem Ganzen einen Anstrich von Anständigkeit. Leute mit einem gewissen Einblick in das kriminelle Milieu sagten: Mag sein, dass nicht alles vollkommen legal ist, aber seit Sara das Sagen hat, ist es zumindest ruhig.
    Conny hatte vor, ihr eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Sobald das erledigt war, wollte er Licht machen, im Sessel Platz nehmen und auf das Eintreffen der Polizei warten.
    Er hatte nicht vor, ein weiteres Mal zu fliehen.
    Das Geräusch von Sirenen riss ihn aus seinen Überlegungen. Er schaute auf die Straße. Blaulicht erleuchtete die Fassaden, und drei Streifenwagen hielten vor dem Nachtclub.
    Conny schaute durch das Zielfernrohr. Vier Beamte betraten den Club, zwei warteten auf der Straße. Zu wenige für eine Razzia, zu viele für eine Routinekontrolle. Nach wenigen Minuten kamen sie mit Matte in ihrer Mitte wieder heraus. Er trug Handschellen, wirkte aber weder wütend noch verängstigt. Gelassen und widerstandslos nahm er auf der Rückbank eines Einsatzwagens Platz. Eine Minute später war der Spuk vorbei, und der Türsteher öffnete angetrunkenen Geschäftsleuten erneut die Tür.

56
    Bengt ging geradewegs in die Küche und schenkte zwei Gläser Wein ein. Åsa blieb neben der Kücheninsel stehen und betrachtete ihn. Er trat auf sie zu und reichte ihr das eine Glas. Gewohnheitsmäßig hätte er sein Glas beinahe zu einem schweigenden Skål erhoben, ertappte sich aber noch rechtzeitig und schaute weg. Ein Handy klingelte.
    »Deins«, sagte Bengt.
    Åsa ging in die Diele und nahm ihr Handy aus der Handtasche. Sie schaute auf das Display. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es eine unbekannte Nummer.
    »Ja, hier ist Åsa.«
    Sie hörte zu.
    »Nein, das ist mir entgangen.«
    Neue Pause.
    »Nein«, sagte sie ergeben.
    Bengt suchte ihren Blick, um beurteilen zu können, wie ernst es war. Sie wich ihm aus.
    »Du kannst nichts dagegen machen«, fuhr sie sachlich fort. »Ignorier es einfach und warte, bis der Wind sich dreht. Du darfst auf keinen Fall in die Defensive gehen, das ist ein Giftschrank, der nicht geöffnet werden darf. Für den Verkauf spielt das keine Rolle, im

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