Gerade noch ein Patt
weist diese Situation große Ähnlichkeit mit jener von damals auf, Chief. Vielleicht können Sie den Kongreß dazu bewegen, das Gesetz aufzuheben und eine Intervention des Militärs zu legalisieren.«
»Wer redet von einer Intervention? Ich brauche Informationen. Ich brauche Unterstützung. Ihre Leute verteidigen bereits einige Gebiete. Warum nicht ein paar mehr? Wenn ich nicht so viele Beamte mit Beobachtungsaufgaben betrauen müßte, könnte ich ein wirkungsvolles Vorgehen organisieren. Wie steht jes damit?«
»Im Moment übernehmen wir lediglich die Verteidigung für Anlagen von echtem nationalen und militärischen Belang. Das heißt, wir beschränken uns schlicht auf das, was uns anvertraut ist. Ihre ›paar mehr‹ Gebiete würden uns abnötigen, unseren Zuständigkeitsbe-reich zu überschreiten. Und wenn diese Gebiete nun angegriffen werden?«
»Dann verpassen sie den Wichsern eine blutige Nase. Selbstverteidigung. Kein Problem.«
»Ich bin nicht davon überzeugt, daß der Kongreß ›kein Problem‹ darin sehen wird, wenn wir in diese Rolle schlüpfen. Die ehrenwerten Damen und Herren haben dem Militär gegenüber eine Haltung eingenommen, die man nicht unbedingt als wohlwollend bezeichnen kann«, äußerte Trahn eine Ansicht, von der Tom bezweifelte, daß sie irgend jemand im TOZ nicht teilte.
Lockes Gesicht rötete sich. »Drek! Was, zum Teufel, wollen Sie?«
»Ein klares Mandat«, sagte Trahn schlicht.
»Kriegsrecht?«
»Das wäre ein klares Mandat«, stimmte Trahn zu. »Aber dazu wäre ein Befehl des Präsidenten erforderlich, möglicherweise angeregt durch einen Appell vom Chief Commissioner für die Bundeshauptstadt.«
Locke war nicht dumm. »Und Sie wollen, daß ich das arrangiere?«
Trahn bedachte sie mit seinem Pokerface.
»Können Sie für mich eine Verbindung nach draußen herstellen?« fragte Locke.
»Sergeant Clay, stellen Sie Chief Locke eine sichere Leitung zum Büro des Chief Commissioners zur Verfügung.«
Locke setzte das Kommunikations-Kopfset auf. Das Mikrofon verbarg ihre Lippen beim Sprechen, und der Rauschgenerator bewirkte, daß ihre Worte das Mikro nur durch die sichere Leitung verließen. Als sie fertig war, gab sie das Kopfset zurück und sagte: »Chief Commissioner Ericson ruft den Präsidenten an.«
Trahn nickte. »Hätten Sie gern eine Erfrischung, während wir warten? Colonel Jordan, weisen Sie eine Ordonnanz an, sich um Chief Lockes Bedürfnisse zu kümmern.«
Locke nahm lediglich eine Tasse Soykaf, die unberührt kalt wurde, während sie die taktischen Anzeigen studierte und Fragen stellte, die laut Trahns Anweisungen beantwortet werden sollten, »aber natürlich unter Einhaltung der üblichen Sicherheitsmaßnahmen«. Was bedeutete, daß niemand Locke mehr erzählte als jedem beliebigen Zivilbeamten, dessen Büro wahrscheinlich ebenso leck war wie ein Ruderboot nach einem Techtelmechtel mit einem Maschinengewehr. Der eigentliche Rapport war unterbrochen, solange sie anwesend war. Es dauerte nicht lange, bis ein Funktech meldete: »General, der Präsident.«
»Ihr Chief Commissioner ist ein schneller Redner, Chief Locke«, sagte Trahn. Sie lächelte grimmig, sagte jedoch nichts. Trahn setzte das Kopfset auf und klappte den Mikrofonschutz zur Seite. Mit einem Nicken signalisierte er dem Funktech, die Leitung zu öffnen.
»Hier spricht General Trahn.« Eine Pause. »Guten Morgen, Mr. President.« Das Gespräch dauerte einige Zeit, wobei sich Trahns Beiträge in erster Linie auf »Jawohl, Sir« und »Korrekt, Sir« beschränkten. Einmal hielt er inne, um eine Datenübertragung zum Weißen Haus anzuordnen, eine Synopse der taktischen Situation. Schließlich hörte Trahn längere Zeit zu, um dann zu sagen: »Jawohl, Mr. President, ich verstehe.« Eine Pause. »Und Ihnen ebenfalls viel Glück.«
Alle Augen in der TOZ ruhten auf dem General, als er das Kopfset absetzte.
»Meine Damen und Herren, der Präsident der Vereinigten Kanadischen und Amerikanischen Staaten hat mir befohlen, die Zivilbehörden des Bundesdistrikts dabei zu unterstützen, die Ordnung wiederherzustellen. Der Distrikt steht nicht, ich wiederhole, nicht unter. Kriegsrecht. Da der Präsident bereits für das Gebiet Chicagos den Notstand ausgerufen hat, ist er der Ansicht, daß ein derartiges Vorgehen derzeit nicht gerechtfertigt wäre.«
Tom entging nicht Trahns leichte Betonung des Wortes »derzeit«, und er sah Jordan daraufhin nicken. Der Nachrichtendienstoffizier war nicht der einzige, der den
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