Geraeuschkiller - Mutige Liebe
es
waren Dragus Schritte. Sie atmete auf.
Jetzt
bemerkte er, dass die Tür verschlossen war und rüttelte an der Klinke. »Mach
sofort auf!«, schrie er.
»Gleich!«
Hastig stellte sie die Ohrschnecke zurück an ihren Platz, breitete den blauen
Samt darüber und schob die Smaraggs davor zusammen, dann rannte sie zur Tür.
Denkzettel
»Wir müssen
unbedingt alle Leute im Dorf zusammen trommeln, Miguel!«
Anna stand
kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ihr Gesicht wirkte im violetten Licht, das
der Pool verbreitete, noch elender. »Wir müssen etwas tun! Ich kann nicht
einfach nur rumsitzen und …« Sie erhob sich abrupt von der Designerliege am
Poolrand, ging ein paar Schritte, setzte sich wieder und schaukelte mit dem
Oberkörper hin und her.
Vor Angst
um Clara war ihr schon den ganzen Tag übel. Gestern Abend hatte sie mit ihrem
Mann geskypt. Er war außer sich gewesen vor Sorge um Clara, und sie hatte sehr
wohl die Vorwürfe aus seinen Worten herausgehört. Jetzt würde ihn nichts mehr
davon abhalten mit dem Auto nach Hause zu fahren. Nicht auszudenken, was ihm
auf den Straßen zustoßen konnte! Sie stöhnte.
Miguel
badete im Pool und drückte seinen Rücken gegen die Massagedüsen. Doch das
sprudelnde Wasser entspannte ihn heute gar nicht.
»Anna hat Recht«,
sagte Knut. Der Fischer ging gereizt am Pool auf und ab. In dieser Villa fühlte
er sich kein bisschen wohl. »Es ist verantwortungslos, so lange zu warten. 24
Stunden! Wenn man Ihren Sohn früher gesucht hätte, …«
Miguel kam
aus dem Wasser und trocknete sich ab. Das rot rosa karierte Frotteehandtuch
passte farblich perfekt zum Pink seines Ledersofas.
»Okay«, sagte
er. »Wir warten bis morgen früh. Wenn unsere Geräuschfee bis sieben Uhr früh
nicht da ist, rufe ich im Morgenmagazin zu einer Suchaktion nach ihr auf.
Treffpunkt: das Karussell im Kiefernwald. Sagen wir ... ab sieben Uhr dreißig.«
Er fuhr mit
dem Handtuch über sein Haar. »Und ich verständige den Polizeihauptmeister und
fordere eine Fahndung nach Clara an – morgen Punkt zwölf Uhr Mittag.« Und
leiser fügte er hinzu: »Nach Pedro sollen sie auch noch einmal suchen.« Er
legte das Handtuch über seine Schultern. »Unsere Geräuschprinzessin ist
schließlich eine Person von öffentlichem Interesse, und Pedro ist der Sohn von
Miguel Masón.«
»Warum
nicht gleich? Warum nicht sofort?« Annas Stimme überschlug sich fast.
»Weil ich
mich nicht lächerlich machen kann, Frau Doktor Paulsen. Darum! Was ist, wenn
sie heute Abend hier hereinspaziert, Ihre Tochter? Wie steh ich dann da? Es
geht um meine Glaubwürdigkeit!«
Knut nahm
Annas kalte Finger in seine großen warmen Hände. »Ich suche noch heute alle
Winkel entlang der Küste ab und … «
Plötzlich
hielt er inne, sprang auf und schnupperte. »Was ist das?«
Anna und
Miguel schauten ihn fragend an.
»Riecht ihr
das nicht?« Er suchte mit den Blicken das Wohnzimmer ab. »Hier stinkt’s!«
»Also hören
Sie mal!« Miguel war entrüstet.
Knut sog
tief die Luft ein. »Hier stinkt es nach Schweiß! Nach ... fremdem … «
»Ja«,
flüsterte Anna, »jetzt rieche ich es auch!«
Im Spiegel
sahen sie sie zuerst: Vier Männer mit schwarzen Gesichtsmasken, drei von ihnen
mit gezogenen Pistolen. Einer lang und mager, zwei klein und vierschrötig, und
ein breitschultriger Hüne. Alle trugen schwarze Monteuroveralls und
Kampfstiefel. Der lange Magere ging zielstrebig auf Miguel zu.
Trotz ihrer
Angst fielen Anna die eleganten Bewegungen des Mageren auf. Er trug den unförmigen
Overall formvollendet wie einen Businessanzug mit Krawatte.
»Guten Tag,
Herr Masón«, sagte er. Seine Worte zerschnitten die Stille. »Diesmal sind Sie
dran!«
»Was soll
das?« Miguel stand in der Badehose und mit wackeligen Knien vor dem Mann. »Wer
sind Sie?«
»Jetzt ist
Schluss mit der TV-Quasselei, Sportsfreund. Ich werde Sie mundtot machen. Ein
für alle Mal.« Er trat dicht an Miguel heran, packte sein Kinn mit Zeigefinger
und Daumen und schob es energisch nach oben. »Sie machen niemanden mehr fertig
in Ihrer Show. Das garantiere ich Ihnen.«
Er gab
Miguels Kinn frei und trat einen Schritt zurück. »Los, sorgt dafür, dass er nie
mehr einen Ton herausbringt.«
Einer der
beiden vierschrötigen Kerle, es war der Bulligere, umklammerte Miguel wie ein
Schraubstock, der andere versetzte Miguel einen Schlag in den Bauch, dass er zu
Boden ging. Alles geschah absolut lautlos. Nur Miguels Jammern war zu hören.
»Zertretet
ihm die
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