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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Justine habe Savannah verlassen, um in New York Karriere als Bühnenschauspielerin zu machen, sei aber gescheitert und wie ein geprügelter Hund nach Savannah zurückgekehrt. Mrs. Bulloch hat sie dann als eine Art Sekretärin angestellt. Dixie sagt, ihre Mutter erinnere sich noch daran, dass die Familie Justine wie eine Königin behandelt hätte. Sie wohnten damals in der Nähe des Herrenhauses der Rattigans. Auf einem prachtvollen Anwesen, wie Dixie sagt. Dort gab es auch eine Art Pferdestall, in dem Justine wohnte.«
    »Pferdestall?«, erwiderte Bree. »Meinen Sie eine Remise?«
    »Genau. Jedenfalls wohnte Justine dort, und eine Zeitlang war alles in Butter. Dann aber wurde Mrs. Bulloch krank. Herzprobleme. Eines Tages rutschte sie in der Badewanne aus und starb an den Nachwirkungen des Sturzes. Mit dem Vermögen der Familie ging es allmählich den Bach runter, und Justine schwirrte nach Hollywood ab. Hat die Familie einfach im Stich gelassen. Das soll ihr Sammi-Rose nie vergeben haben. Ihre Mutter, die Frau, die Alexander nach Haydees Tod geheiratet hatte, hat Mrs. Bulloch bis zum Schluss gepflegt. Die alte Dame war ziemlich herrisch, und bei ihrem Tod hat ihr niemand auch nur eine Träne nachgeweint. Sie haben sie auf dem billigsten Friedhof begraben, den sie finden konnten, draußen in Belle Glade, und damit war die Sache erledigt.«
    »Oje.« In Belle Glade war auch Haydee begraben worden. Was hatte Justine noch mal gesagt? Dass an ihrem Grab ein weinender Engel stand? Bree malte sich aus, wie die beiden Todfeindinnen Seite an Seite in ihren Gräbern lagen. Grässlich.
    »Verwandte«, sagte Dent. »Wenn man sich nicht wehrt, bringen die einen um. Ich habe Dixie erklärt, dass man sich einfach von allem losmachen müsse. Darum geht’s bei Stufe vier.« Er machte an einer roten Ampel halt und konsultierte die Wegbeschreibung auf seinem Schoß. »Wir sind jetzt auf der Skidaway Road. Von hier müssen wir nach links abbiegen und noch ein Stück weiterfahren. Dann müssten wir bald da sein.«
    »Mit dem Navigationssystem wäre das viel einfacher, Dent. Da sagt einem eine Stimme, wie man fahren muss.«
    »Auf Stimmen, die mir Anweisungen geben, kann ich verzichten.«
    Schweigend fuhren sie eine Weile weiter. Die Gegend, in der sie sich befanden, bezeichneten Grundstücksmakler gern als Mischgebiet. Sie kamen an einem Geschäft für Autozubehör, einem Restaurant und einem Michael’s Fabric Shop vorbei. Dann folgte eine kleine Siedlung mit einstöckigen Holzhäusern. Nach einer Weile tauchte rechts von der Straße ein Komplex niedriger blassgelber Gebäude auf.
    »Sweet Briar«, sagte Dent, auf das Schild am Eingang zeigend. Er fuhr auf den Parkplatz, machte in der Nähe der Eingangstür halt und stellte den Motor ab. »Sieht gar nicht so übel aus«, sagte er. Die Büsche um das Gebäude herum machten ebenso wie der Rasen einen gepflegten Eindruck. Obwohl der Himmel von dunklen Regenwolken überzogen war, wirkte die Umgebung in keiner Weise düster.
    »Sie haben Kowalski noch nie besucht?«
    »Das hab ich immer wieder aufgeschoben. Ich bin ihm ’ne Menge schuldig. Er hatte nämlich nichts für Alkoholiker übrig. Trotzdem hat er es mit mir ausgehalten. Hat sich immer vor mich gestellt, wenn es Ärger mit Vorgesetzten gab. Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich das heimlich wieder gutmachen kann. Natürlich darf ich ihn nicht wissen lassen, dass ich wieder da bin, das würde er ohnehin nicht glauben. Aber es wäre schön, wenn er mir vergeben würde.«
    Bree bemerkte, dass Dents Hände zitterten. »Wie alt ist er denn jetzt?«
    »Vierundneunzig.«
    »Wir haben jedenfalls einen triftigen Grund, ihn aufzusuchen. Wir knüpfen an Floridas Besuch an. Ich habe ihre Aufzeichnungen des Gesprächs mit ihm gelesen. Sie meinte, er sei in ziemlich guter Verfassung. Ich weiß auch, was ich tun werde. Ich werde ihn nach dem verschwundenen Zeugen fragen. Hoffentlich erinnert er sich noch daran. Damit fangen wir jedenfalls an. Haben Sie schon eine Idee, wie man das Gespräch auf Ihr Anliegen bringen könnte?«
    Dent kaute auf seiner Unterlippe herum.
    »Ich schon. Ich habe nämlich darüber nachgedacht.« Bree griff in ihren Tragebeutel und holte einen Umschlag heraus. »Schreiben Sie ihm ein paar Zeilen. Erzählen Sie ihm, Ihr Vater sei bei den Marines und ein Kumpel von O’Malley gewesen. Nach O’Malleys Tod habe man ihn gebeten, dessen Hinterlassenschaft durchzusehen und dabei habe er diesen Brief gefunden. Erzählen Sie

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