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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Geschichte passiert ist?«, sagte er.
    »Ja«, sagte Perkins.
    »Nichts passiert nach dem Ende einer Geschichte«, sagte Harrow.
    »Komm schon, Mann«, bohrte Perkins. »Was ist mit dem kleinen Mädchen?«
    Harrow schwieg. Perkins’ Gesichtshaut spannte sich.
    »Vielleicht ist ihr gar nichts passiert«, sagte El-Hassam.
    »Was redest du denn da?«, sagte Perkins. »Hast du überhaupt zugehört? Die Scheißkarre bricht aus, Glas auf Glas.«
    El-Hassam lehnte sich zurück. »Ich höre zu, Perkins«, sagte er und betonte den Namen mit bedächtigem Abscheu.
    Perkins erhob sich, nicht schnell, aber mit ungeheurer Kraft, wie Lava.
    El-Hassam griff in sein Hemd.
    In diesem Moment überraschte Ivy sich selbst. Sie beugte sich vor, berührte Perkins’ Hand und sagte: »Ich glaube El-Hassam meint, es könnte eine erfundene Geschichte sein.«
    Langes Schweigen. Ivy spürte das Pulsieren einer wurmdicken Ader auf Perkins’ Handrücken.
    »Wir sind mittlerweile nur noch drei«, sagte sie. »Wenn ihr euch gegenseitig umbringt, verlier ich meinen Job.«
    Alle drehten sich zu ihr.
    Harrow begann zu lachen, El-Hassam zog die Hand aus dem Hemd. Perkins setzte sich.
    »Stimmt das, Mann?«, sagte Perkins. »Eine erfundene Geschichte?«
    Harrow hörte auf zu lachen. In seinen Augen standen Tränen. »Wo läge der Unterschied?«
    »Es wäre ein großer Unterschied«, sagte Perkins. Er wandte sich an Ivy. »Oder?«
    »Gute Frage«, sagte sie. »Ich –«
    Moffit steckte den Kopf herein. »Zeit«, sagte er.
    Die Männer standen auf. »Tut mir leid, dass wir nicht mehr zu den Gedichten gekommen sind«, sagte Ivy. »Nächste Woche.«
    Sie gingen hintereinander hinaus, als Erster El-Hassam, dann Perkins und Harrow vom Tischende als Letzter. Als er an ihr vorbeiging, fragte Ivy: »Haben Sie viel geschrieben?«
    »Nein.«
    »Überhaupt etwas?«
    »Nein.« Er neigte leicht den Kopf zur Seite und betrachtete sie. »Warum?«
    »Weil Ihre Geschichte gut ist«, erwiderte sie. »Wirklich gut.«
    »Ach ja?«, sagte er und ging weiter.

    Auf dem Weg nach draußen sah Ivy bei Sergeant Tocco vorbei. »Diese Akten, über die Sie gesprochen haben«, sagte sie. »Die Geschichten der Häftlinge.«
    »Kladden?«, fragte Sergeant Tocco.
    »Ich würde gern die von Harrow sehen.«
    »Ganz wie erwartet«, sagte Sergeant Tocco. Er rieb sich das Kinn, seine Finger knisterten über die Bartstoppeln. »Ihr Schriftsteller.«
    »Es sei denn, es verstößt gegen die Regeln«, sagte Ivy.
    »Welche Regeln?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Ivy. »Verletzung der Privatsphäre?«
    Sergeant Tocco lachte, ein kurzes Bellen. »Das sind Schwerverbrecher. Denen steht keine Privatsphäre zu.« Er tippte etwas in seinen PC. Ein danebenstehender Drucker erwachte summend zum Leben. Sergeant Tocco deutete auf die herauslaufenden Seiten. »Viel Vergnügen«, sagte er.

Acht
    I vy verließ Dannemora, Harrows Akte auf dem Sitz neben sich, noch ungelesen. In einem Comic würden sich rote Striche hochschlängeln, als enthielte die Mappe radioaktives Material. War es verrückt, dass sie nie gefragt hatte, was jeder von ihnen – El-Hassam, Perkins, Morales, Harrow – verbrochen hatte? Doch warum? Was ging es sie an? Sie war die Leiterin der Schreibwerkstatt, fertig.
    Während Ivy mit diesen Gedanken rang, folgte der autofahrende Teil von ihr seinen eigenen Vorstellungen. Er schien nicht auf der normalen Strecke nach Hause fahren zu wollen, sondern wählte stattdessen die Abkürzung. Zehn Minuten auf der 374, fünf auf der schmalen Teerstraße und dann die Holperstrecke, eine halbe Meile bergauf – oben keine Spur von Bär oder Hirsch – und eine halbe Meile bergab. Unten bog Ivy nach rechts auf den Feldweg ab, passierte den nackten Fels mit der flachen Seite, versuchte sich eine gute Beschreibung für ihn auszudenken, scheiterte, und landete ein paar Minuten später am Ende des Weges bei den Lake-Wilderness-Hütten.
    Ivy stieg aus dem Auto und klopfte an die Tür der ersten Hütte. Die grauhaarige Frau öffnete. Jetzt trug sie ihr Haar im Pferdeschwanz, sie musste als junge Frau hinreißend ausgesehen haben. Ivy roch Gin; sie arbeitete in einer Bar und konnte die Unterschiede zwischen einigen der harten Sachen wie Scotch und Bourbon riechen. Simpler Gin war einfach.
    Einen Moment lang erkannte die Frau sie nicht wieder. Dann tat sie es. »Nicht gefunden?«
    »Oh, doch«, sagte Ivy. »Hat alles geklappt, danke. Ihre Wegbeschreibung war perfekt. Ich bin wieder zurück.«
    In einem

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