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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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im Dienst, Mann! Was bilden Sie sich ein? Rasch, um innerlich nicht auszurasten, was ihm manchmal zu seinem Unwillen passierte, setzte Hauser seine Rede fort.
    »Was uns mehr beunruhigt als das Fehlverhalten von Jugendämtern ist die steigende Zahl jugendlicher Straftäter, Sie wissen das besser als ich, der Bundestrend in den letzten Jahren ist niederschmetternd und leider macht Bayern da keine Ausnahme. Hinzu kommt, und das ist der entscheidende Punkt in unserem Gespräch, schließlich ist das Mädchen, das der Auslöser dieser furchtbaren Entführung ist, ebenso wie ihr Vater, eine Schwarze, hinzu kommt der ständig steigende Anteil an Ausländern bei den Straftaten. Allein in Frankfurt am Main stieg der Anteil an Ausländern, ganz gleich welcher Nationalität, auf mehr als sechzig Prozent bei Raubdelikten und…«
    »Entschuldigung.«
    Paul Weber, rotwangig, leicht schwitzend wie immer, den kleinen Block voller Zitate vor sich, unterbrach Hauser. »Sie bezeichnen Lucy Arano als Ausländerin, hab ich das richtig verstanden?«
    »Richtig, Herr…«
    »Weber. Das Mädchen ist hier geboren, es ist hier sozialisiert worden, sozusagen direkt am Harras, dort ist sie aufgewachsen, sie hat nichts mit irgendeiner ost oder südeuropäischen Bandenkriminalität zu tun.«
    »Ich weiß, was Sie meinen, Herr Weber«, sagte Hauser. Endlich wurde ihm ein Widerhaken geboten, auf den er schon gewartet hatte. »Es fällt Ihnen schwer zuzugeben, dass dieses Mädchen keine deutsche Staatsbürgerin ist. Und wenn sie nicht schwarz wäre, würde in Ihren Presseverlautbarungen wahrscheinlich nicht mal stehen, dass sie Nigerianerin ist. Sie halten das für politisch korrekt, aber das ist es nicht.«
    »Ich halte es nicht für politisch korrekt«, sagte Weber, »ich halte es für selbstverständlich im Sinn einer objektiven Berichterstattung. Es spielt keine Rolle, ob ein Jugendlicher, der einen Überfall macht oder beim Dealen erwischt wird, Deutscher oder Nichtdeutscher ist.«
    »Generell nicht, da haben Sie Recht, Herr Weber.« Hauser legte die Brille auf den Tisch, die Bügel ordentlich über Kreuz, und faltete die Hände. »Der Minister ist ganz Ihrer Meinung, Vorverurteilung darf es nicht geben und die Hautfarbe ist kein Makel a priori, das ist ja klar. In unserem speziellen Fall allerdings haben wir es mit zwei Menschen zu tun, die qua Pass keine Deutschen sind. Sie leben und arbeiten hier, und Herr Arano ist, wie ich weiß, bisher nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Er bezahlt seine Steuern, er hat einen kleinen Betrieb, er ist ein gern gesehener Gast in unserem Land und hier in München. Nun gibt es aber einen Satz im Ausländergesetz, den Sie alle kennen, der lautet, dass ein Ausländer, also jemand ohne deutsche Staatsangehörigkeit, ausgewiesen werden kann, wenn er die öffentliche Sicherheit und Ordnung der Bundesrepublik Deutschland gefährdet. Ich will Sie nicht belehren, meine Herren, aber dieser Fall liegt vor. Lucy Arano – und Staatsanwalt Ronfeld wird das im Prozess gegen das Mädchen ausführlich darlegen – Lucy Arano gefährdet massiv die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Ihr Vater hat bei ihrer Erziehung komplett versagt und sich mitschuldig an ihrem kriminellen Treiben gemacht. Ich für mein Teil habe Lucy Arano aufgegeben, und das tut mir Leid, ich glaube nicht daran, dass sie sich in absehbarer Zeit bessern wird. Meiner Einschätzung nach hat Herr Arano seine Koffer schon längst gepackt, ich bin davon überzeugt, er will zurück in seine Heimat, was man auch verstehen kann, da dort jetzt endlich so etwas wie demokratische Verhältnisse herrschen. Vor drei Stunden habe ich dem Minister vorgeschlagen, falls es keine andere Möglichkeit gibt, Frau Horn zu befreien, Lucy Arano zusammen mit ihrem Vater außer Landes zu bringen.«
    Hauser hörte so unerwartet zu sprechen auf, dass seine Zuhörer, von Niklas Ronfeld abgesehen, irritiert den Kopf drehten. War der Staatssekretär nicht gekommen, um sich über den neuesten Stand der Fahndung zu informieren? Paul Weber betrachtete das Wort »Minister« auf seinem Block, das er mehrmals hingeschrieben und umkreist hatte, und darunter stand: »Koffer schon gepackt: Nigeria«. Neben ihm saß reglos Tabor Süden mit halb geöffnetem Mund.
    »Es kann nicht unser Ziel sein, den Kidnappern nachzugeben«, sagte Funkel und hatte sofort das Gefühl, den völlig falschen Ton gewählt zu haben.
    Hauser lächelte. Und hörte schlagartig damit auf, als er merkte, wie ihm Süden

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