German Angst
Kunden. Er betrachtete lange das Phantombild.
»Das könnt ein Kollege der Konkurrenz sein«, sagte er.
»Sieht ein bisschen aus wie der Scholze. Vielleicht. Ich bin mal bei ihm gefahren, aber dann hab ich zu Isar-Funk gewechselt.«
»Sein Name ist also Scholze«, sagte Nolte. »Und der Vorname?«
»Norbert.«
»Warum arbeiten Sie nicht mehr für ihn?«, fragte Krust. Persönliche Fragen zu stellen hatte er bei Tabor Süden gelernt. Allerdings musste er zugeben, dass ihm Südens Fragen manchmal weniger persönlich als abseitig vorkamen, aber vielleicht war gerade das der besondere Trick dabei.
»Einige von uns wollten ein paar Dinge im System verändern«, sagte der junge Mann, der an seinem Taxi lehnte und immer noch das Bild in der Hand hielt, »vor allem, was den Service angeht. Aber viele der alten Fahrer wollten da nicht mitmachen, und da haben wir eine eigene Firma gegründet. Wir wollen, dass die Kunden zufrieden sind, wenn sie mit uns fahren. Und wir sind absolut zuverlässig.«
»Hoffentlich ist das bei Ihrer Aussage auch so«, sagte Nolte.
»Wie heißen Sie?«, fragte Krust.
Der Fahrer nannte seinen Namen und die beiden Kommissare verabschiedeten sich.
»Da werden wir berühmt, wenn der Scholze unser Mann ist«, sagte Krust und blieb vor dem Fenster einer Pizzeria stehen.
»Ich hol mir schnell eine Schnitte.«
»Du bist eh schon zu fett«, sagte Nolte. Was für ein Pech, dass ausgerechnet der letzte Taxler, den sie gefragt hatten, den Mann erkannt hatte! So ein Scheißpech! Vielleicht war jetzt die ganze Aktion in Gefahr und er hatte es nicht verhindern können. Ich hätt sofort reagieren müssen, verflucht, ich hätt gleich, als wir den Kerl vom Flohmarkt geschnappt haben, anrufen sollen. Ich hätt da schneller schalten müssen, ich hab versagt, verflucht!
»Willst du probieren?« Krust hielt ihm seine Pizzaschnitte hin.
»Lass mich in Ruhe!«, sagte Nolte.
Es dauerte zwei Minuten, bis sie die Adresse von Norbert Scholze herausgefunden und überprüft hatten, ob er tatsächlich ein kleines Taxiunternehmen leitete. Paul Weber und Freya Epp fuhren sofort los. Vier Streifenbeamte begleiteten sie im eigenen Wagen.
Funkel sprach kurz mit Andy Krust und bat dann Florian Nolte zu sich. Auch Thon nahm an dem Gespräch teil. Zunehmend machte Nolte einen entspannten Eindruck.
»Ist das verboten?« Er trank einen Schluck Wasser und lehnte sich zurück.
»Nein«, sagte Funkel, »uns geht es darum, so viele Informationen wie möglich aus der rechten Szene zusammenzutragen. Und da wir jetzt wissen, dass Sie Mitglied bei den Deutschen Republikanern sind…«
»Woher wissen Sie das?«
»Wir wissen es eben«, sagte Funkel.
»Das ist kein Akt von Misstrauen gegen Sie«, sagte Thon.
»Diese Daten sind absolut vertraulich und bleiben unter uns.«
»Werden die Deutschen Republikaner vom Verfassungsschutz überwacht?«, fragte Nolte.
»Meines Wissens nicht«, sagte Funkel. »Wie lange sind Sie denn schon Mitglied?«
»Noch nicht lang. Ein paar Wochen. Werden Kollegen von mir auch verhört?«
»Ich bitte Sie, Florian«, sagte Thon und rieb an seinem Halstuch, »das ist doch kein Verhör! Wir sprechen miteinander, vertraulich, von uns erfährt niemand im Dezernat von dieser Unterhaltung und ich bitte Sie, ebenfalls niemandem davon zu erzählen.«
»Haben Sie den Namen Aktion D vorher schon mal gehört, bei den Deutschen Republikanern zum Beispiel, oder haben Sie ihn gelesen, in einer der Zeitungen, die den rechten Parteien nahe stehen?« Funkel hielt ein brennendes Streichholz an seine Pfeife. Es tat ihm gut, den warmen Pfeifenkopf in der Hand zu fühlen.
»Natürlich nicht, sonst hätt ichs Ihnen gesagt, das ist doch logo! Ich kenn die Aktion D nicht, ich bin Mitglied in einer Partei, die nicht verboten ist.«
»Warum haben Sie sich ausgerechnet diese Partei ausgesucht?« Funkel blies Rauch in die Luft. Er saß hinter seinem Schreibtisch und Nolte ihm gegenüber. Thon war stehen geblieben.
»Ich mag die, die denken so wie ich, ist das verboten?« Er kramte in seiner Lederjacke und holte eine Packung Zigaretten heraus. »Darf ich mal?«
Bevor Funkel antworten konnte, nahm Nolte die Streichhölzer vom Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an.
»Danke.« Er inhalierte den Rauch und machte ein schmatzendes Geräusch. Je länger das Gespräch dauerte, desto lässiger wirkte er.
»Wie finden Sie das, was gerade passiert?«, fragte Funkel. »Sind Sie dafür, dass Christoph Arano und seine
Weitere Kostenlose Bücher