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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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ich lass mich von der irgendwie behandeln, von dieser…« Sie traute sich nicht weiterzusprechen.
    »Suchen Sie das Wort Negerschlampe?«, fragte Süden. Damit war das Gespräch beendet, die Frau schlug die Tür zu und Süden hatte den Eindruck, dass Eva tatsächlich nichts gesehen und nicht nur wegen ihrer Mutter so getan hatte.
    »Hier ist Ihr Tee«, sagte Melanie, als die Kommissare wieder in Natalias Wohnung waren.
    Arano hatte sich umgezogen. Er trug jetzt ein weißes Sweatshirt und Bluejeans und wirkte in den engen Sachen noch muskulöser. Sein Anblick ließ Sonja etwas weniger frösteln und zum ersten Mal bemerkte sie die schmalen Falten um seine Augen, die ihn traurig wirken ließen, müde, entmutigt.
    Nachdem sie sich um den Marmortisch im Wohnzimmer gesetzt hatten, legte Süden Block und Stift hin und beugte sich vor.
    »Was wissen Sie von Natalia Horn«, fragte er Arano.
    »Beschreiben Sie sie, von innen her!«
    Nur kurz war Arano irritiert von der Frage, dann lächelte er. Melanie sah ihn verwundert an. »Sie kann nicht lügen«, sagte er. Er hatte ein Glas Bier vor sich stehen, das halb voll war. Er nahm es und behielt es in der Hand. »Wenn sie eine starke Empfindung hat, will sie sie ausdrücken, sie will andere daran teilhaben lassen.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Melanie, die, was Sonja nicht entging, mehrmals heimlich einen Blick auf ihre Armbanduhr warf.
    »Wenn sie sich lebendig fühlt, möchte sie, dass andere das auch tun«, sagte Arano. Dann zog er die Stirn in Falten und sah Süden in die Augen. »Sie versteckt sich nie, sie hat keine Tricks auf Lager, sie verstellt sich nicht, sie ist der ehrlichste Mensch, den ich kenne.« Seine Mundwinkel zuckten, angestrengt dachte er nach, ohne zu sagen, worüber. Er verfiel in geradezu hektisches Schweigen. Er stellte das Glas ab, klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte, hob den Kopf, blickte zum Fenster, schien sich über etwas zu wundern und hob dann die Hände wie ein Prediger oder jemand, der sich ergibt.
    »Aber sie hat oft Angst«, sagte er leiser als bisher und seine raue Stimme gefiel Sonja außerordentlich. Demonstrativ trank sie einen Schluck Tee. »Ich frag sie dann, warum, aber sie sagt mir nichts. Wenn sie Angst hat, macht sie sich zu, sie will nicht, dass man sie fragt.«
    Rasch nahm er das Glas, prostete Sonja zu, die mit einem überraschten Lächeln reagierte, und trank. Anschließend wischte er sich mit dem Handrücken den Mund ab und mit dieser Geste schien er den Anflug von Düsternis zu verscheuchen, der sein Gesicht soeben verschleiert hatte.
    »Manchmal ist sie unberechenbar, wir müssen Vertrauen haben.« Arano nickte Süden zu.
    »Wann wollen Sie heiraten?«, fragte Süden. Die beiden Frauen horchten auf.
    »Was?«, sagte Melanie.
    »Wer heiratet?«, sagte Sonja.
    »Wir haben uns verlobt, Netty und ich«, sagte Arano.
    »Wir wollten es bekannt geben, sobald wir einen Termin für die Hochzeit haben. Schau nicht so streng, Melanie!«
    Melanie schaute ihn weiter streng an. »Interessant«, sagte sie.
    »Das haben wir doch schon lang vor.«
    »Na und?« Ungeniert sah sie auf die Uhr. »Ich muss morgen früh um sieben in der Werkstatt sein.« Sie stand auf.
    »Was arbeiten Sie?«, fragte Sonja.
    »Ich bin Bühnenbildnerin.« Melanie küsste Arano auf beide Wangen. »Ruf mich an, wenns was Neues gibt!« Sie drehte sich zu Sonja und Süden um. »Wiedersehen!«
    Dann saßen sie zu dritt am Tisch und schwiegen. Wieder fing Sonja an zu frieren, ihre Lider wurden immer schwerer und sie keuchte. Sie hatte sich eine Erkältung geholt und wusste, dass sie den morgigen Tag aus dem Kalender streichen konnte. Diese Attacken dauerten jedes Mal genau eine Nacht und einen Tag und wenn sie nicht krampfhaft dagegen ankämpfte, war sie ebenso schnell wieder gesund, wie sie krank geworden war.
    Als sie sich verabschiedeten, zitterte sie am ganzen Körper und weil sie wegen der pochenden Kopfschmerzen nicht aufpasste, stolperte sie über eine kleine orientalische Brücke, die auf dem taubengrauen Teppichboden lag. Arano fing sie auf. Trotz ihrer verstopften Nase roch sie sein Eau de Toilette und das versetzte sie für Sekunden in eine unerwartete Stimmung.
    »Das ist Blut«, sagte Süden und kniete sich hin. Unter der verrutschten Brücke waren mehrere dunkle Flecken zu sehen.
    »Als ich reinkam, hab ich mich gewundert, dass der Teppich hier liegt«, sagte Arano. »Aber Netty räumt öfter mal um, ich habs wieder vergessen.« Er beugte sich

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