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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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an: Mein Herr! Ihnen wurden hier überaus schmeichelhafte Offerten unterbreitet, vergessen Sie das nicht. Überdenken Sie alles noch einmal in Ruhe. Und halten Sie sich immer vor Augen, dass es für Sie und Ihre Lieben verhängnisvolle Folgen haben kann, wenn Sie unser Geheimnis ausplaudern.
    SNEGIRJOW : Iwan Dawydowitsch! Hören Sie auf, mir zu drohen. So dumm kann doch niemand sein. Verstehen Sie wirklich nicht, dass ich mir eher die Zunge abbeißen würde, als ein solches Geheimnis auszuplaudern? Begreifen Sie wirklich nicht, welch ein Glück es für die Menschheit ist, dass sich ausgerechnet Ihre Runde an der Quelle der Unsterblichkeit zusammengefunden hat, eine Runde unbegabter, fauler und geiler Esel.
    IWAN DAWYDOWITSCH : Mein Herr!
    SNEGIRJOW : Welch unsagbares Glück! Allein der Gedanke ist furchtbar, was geschehen könnte, wenn das Geheimnis bekannt würde und auch nur ein einziger unbezähmbarer und energischer Schurke an die Quelle gelangte! Kann es etwas Furchtbareres geben? Ein unsterblicher Schlemmer ist ein riesiges Glück für den Planeten! Ein unsterblicher Machtbesessener wäre ein Unglück, ein furchtbares Unglück. Das wäre eine Katastrophe. Darum können Sie, meine teuren Dinosaurier, jetzt ganz ruhig schlafen. Nicht mal unter Foltern würde ich Ihr Geheimnis preisgeben.
    Die fünf laufen Hals über Kopf aus der Wohnung: Als Erste stürzt Natalja Petrowna hinaus und stopft noch im Gehen ihre Kosmetikutensilien in die Handtasche. Pawel Pawlowitsch entfernt sich majestätischen Schritts, wobei er mit der Spitze seines langen Regenschirms auf den Boden klopft; auf seinem Gesicht liegt noch immer ein ironischer Ausdruck. Kurdjukow flüchtet geradezu, dabei sieht er sich immer wieder feige um und verliert andauernd seine Krankenhauspantoffeln. Der Karierte begreift nicht ganz den Ernst der Lage, sondern wartet einfach auf Iwan Dawydowitsch. Der hört Snegirjow länger zu als die anderen, hält es aber schließlich auch nicht mehr aus.
    SNEGIRJOW hinterher: Unter den schlimmsten Foltern würde ich Ihr Geheimnis nicht preisgeben! Eher würde ich sterben, wie der letzte Hund! Kurdjukow werde ich von nun an hüten wie meinen Augapfel, ich werde ihn an der Hand über die Straße führen. Und merken Sie sich eins: Wenn Ihnen, was Gott verhüten möge, etwas zustößt, dann stehe ich zu Ihrer Verfügung! Sie haben jetzt so etwas wie einen Schutzengel auf der Erde!
    Snegirjow steht am Fenster und blickt vom sechsten Stock auf die fünf Gestalten hinab. Kurdjukow wird in einen cremefarbenen Wagen der Marke »Shiguli« gestoßen, nach ihm steigt der Karierte ein. Natalja setzt sich ans Lenkrad und Iwan Dawydowitsch daneben. Pawel Pawlowitsch sieht dem abfahrenden Wagen mit gelüftetem Hut hinterher und entfernt sich dann langsam, mit seinem langen Schirm aufklopfend, bis er aus Snegirjows Blickfeld verschwindet.
    Da dreht sich Snegirjow um und sieht sich sein Arbeitszimmer an. Alle Möbelstücke sind verrückt, alles ist durcheinandergeworfen. Auf dem Fußboden liegen zertretene Eierschalen, lädierte Bücher, schwarze Kaffeelachen, kaputte Telefonapparate und Porzellanscherben. Die Blätter seines Manuskripts sind mit Essensresten bedeckt, auf allen Tischen stehen schmutzige Teller. Das Haus ist bereits aufgewacht. Man hört den Fahrstuhl brummen und Türen klap pen, man vernimmt Schritte und Stimmen. Da plötzlich geht die Tür zum Arbeitszimmer auf, und auf der Schwelle steht Snegirjows Tochter Lisa mit ihren kleinen Zwillingen.
    LISA : Wieso steht deine Tür … Setzt sie an und stöhnt auf. Was ist das? Was war denn hier los?
    SNEGIRJOW : Ein Gelage der Unsterblichen.
    LISA : Grässlich! Und die Telefonapparate sind zerschlagen! Deswegen habe ich dich nicht erreicht. Im Kindergarten ist Quarantäne, deshalb bringe ich dir …
    SNEGIRJOW : Her mit ihnen. Kommt schnell zu mir. Wir schaf fen hier gleich Ordnung. Richtig, Foma?
    FOMA : Ja, richtig.
    SNEGIRJOW : Richtig, Anton?
    ANTON : Nein. Ich will lieber toben.

DAS LAHME SCHICKSAL

Wie das Flämmchen tanzt!
Durch die geschlossnen Läden
drängt der Herbst ins Haus.
    Raizan
    Die Verfasser halten es für ihre Pflicht, den Leser darauf hinzuweisen, dass keine der handelnden Personen real existiert (oder je existiert hat). Überlegungen, wer hier wer ist, haben somit keinen Sinn. Ebenso sind alle im Roman erwähnten Behörden, Organisationen und Institutionen frei erfunden.

1
    Felix Sorokin | Schneetreiben
    Mitte Januar, gegen zwei Uhr nachmittags, saß ich

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