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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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genehmige ich mir erst mal einen … Aber sonst bin ich ein toller Kerl, dachte er. Keinerlei Fragen. Dein Wunsch ist mir Befehl.
    Sie gingen am Seitenflügel vorbei, arbeiteten sich durch die Fliederbüsche und gelangten an einen Zaun. Diana leuch tete: Ein eiserner Gitterstab fehlte.
    »Viktor«, sagte sie leise. »Wir gehen jetzt den Pfad entlang. Du bleibst hinter mir. Pass genau auf, wo du hintrittst, und mach keinen Schritt zur Seite. Verstanden?«
    »Verstanden«, antwortete Viktor brav. »Ein Schritt nach links oder rechts, und ich schieße.«
    Diana schlüpfte als Erste durch die Lücke im Zaun und leuchtete Viktor. Dann gingen sie langsam bergab. Sie befanden sich an der Ostseite des Hügels, auf dem das Sanatorium stand. Ringsum rauschten unsichtbare Bäume im Regen. Einmal glitt Diana aus, und Viktor bekam sie gerade noch an den Schultern zu fassen. Ungeduldig machte sie sich frei und ging weiter. Dabei wiederholte sie immerzu: »Pass auf, wo du hintrittst. Bleib hinter mir.« Viktor blickte gehorsam auf Dianas Füße in dem hüpfenden Lichtkreis. Anfangs erwartete er jeden Augenblick einen Schlag in den Nacken, genau auf seine Beule, dann aber sagte er sich, das sei kaum möglich, da das alles nicht zusammenpasste. Wahrscheinlich war bloß ein Verrückter ausgerissen; oder bei Roßschäper hatte das Delirium tremens eingesetzt, und man konnte ihn nur zurückbringen, wenn man ihm mit der Pistole drohte …
    Plötzlich blieb Diana stehen und sagte etwas, aber ihre Worte drangen nicht zu ihm durch, weil er gleich darauf neben dem Pfad zwei große, glänzende Augen unter einer nassen runden Stirn sah – nur Augen und Stirn, sonst nichts, weder Mund noch Nase noch Körper, nichts. Alles ringsum war nass und dunkel, und in dem Lichtkreis glänzten zwei Augen und eine unnatürlich weiße Stirn …
    »Diese Schweinehunde«, presste Diana mit erstickter Stimme hervor. »Ich hab’s gewusst. Diese Schlächter!«
    Sie ließ sich auf die Knie nieder, der Strahl der Taschenlampe glitt über einen schwarzen Körper, und Viktor erblickte einen metallen glänzenden Bügel und eine Kette im Gras. Diana kommandierte: »Schnell, Viktor!« Er kauerte sich neben sie und begriff erst jetzt, dass das eine Falle war und in der Falle ein menschlicher Fuß steckte. Er umklam merte mit beiden Händen die eisernen Greifer und versuchte sie aufzubiegen.
    »Dummkopf!«, schrie Diana. »Nimm die Pistole!«
    Er knirschte mit den Zähnen, packte noch einmal zu, spannte die Muskeln an, dass es in den Schultern knackte, und die Greifer öffneten sich.
    »Zieh«, sagte er heiser. Der Fuß verschwand, die eisernen Bügel schlossen sich wieder und klemmten ihm die Finger ein.
    »Halt mal die Lampe«, sagte Diana.
    »Ich kann nicht«, erwiderte Viktor schuldbewusst. »Ich bin eingeklemmt. Nimm die Pistole aus meiner Tasche.«
    Diana griff ihm fluchend in die Tasche. Er bog die Falle erneut auseinander, sie schob den Pistolengriff zwischen die Bügel, und er zog seine Hand heraus.
    »Halt mal die Lampe«, wiederholte sie. »Ich sehe nach, was mit dem Fuß ist.«
    »Der Knochen ist zertrümmert«, sagte eine gepresste Stimme in der Dunkelheit. »Bringen Sie mich zum Sanatorium, und bestellen Sie einen Wagen.«
    »Richtig«, sagte Diana. »Viktor, heb ihn auf.«
    Sie leuchtete mit der Lampe. Der Mann saß, an einen Baum stamm gelehnt, auf der Erde. Um seine untere Gesichtshälfte war eine schwarze Binde geschlungen. Eine Brillenschlange, dachte Viktor. Ein Nässling. Wie kommt der hierher?
    »Nun mach schon«, drängelte Diana ungeduldig. »Nimm ihn auf die Schultern.«
    »Gleich«, erwiderte er. Er musste an die gelben Ringe um die Augen denken. Ihm stieg ein Kloß in die Kehle. »Gleich.« Er ging neben dem Nässling in die Hocke und drehte ihm den Rücken zu. »Halten Sie sich an meinem Hals fest«, sagte er.
    Der Nässling war dünn und leicht. Er bewegte sich nicht, schien nicht zu atmen und stöhnte nicht einmal, wenn Viktor stolperte; nur sein Körper verkrampfte sich jedes Mal. Der Pfad war steiler, als Viktor gedacht hatte, und als sie den Zaun erreichten, war er völlig außer Atem. Es war gar nicht so einfach, den Nässling durch die Zaunlücke zu schieben, aber schließlich schafften sie es.
    »Wohin mit ihm?«, fragte Viktor, als sie am Eingang ankamen.
    »Erst mal ins Vestibül«, antwortete Diana.
    »Nicht nötig«, presste der Nässling hervor. »Lassen Sie mich hier liegen.«
    »Aber hier regnet es«, wand Viktor ein.
    »Keine

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