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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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darüber, wie wir aus unserer entsetzlichen Lage entrinnen sollten. Es tat uns wohl, unsere Kleider ausziehen und ausringen zu können. Wir fühlten sie hernach sehr warm und angenehm auf unseren Leibern und fanden uns dadurch nicht wenig gestärkt. Wir entledigten Augustus seiner Sachen, behandelten sie ebenso, und auch er empfand es als eine Wohltat.
    Jetzt litten wir hauptsächlich an Hunger und Durst, und unseren Herzen entsank der Mut, wenn wir daran dachten, wie wir diese Bedürfnisse befriedigen sollten; wir bedauerten fast, dass wir den minder schrecklichen Gefahren des Meeres entgangen waren. Wir trachteten jedoch, uns mit der Hoffnung zu trösten, dass irgendein Schiff uns bald auflesen würde, und sprachen uns gegenseitig Mut ein, die künftigen Übel mit männlicher Fassung zu tragen.
    Endlich dämmerte der Morgen des vierzehnten Juli, und das Wetter blieb noch immer klar und lieblich, mit einer beständigen, aber sehr leichten Brise aus Nordwest. Die See war jetzt spiegelglatt, und da aus irgendeinem Grund, der uns verborgen blieb, das Schiff nicht mehr so stark auf der Seite lag, war das Verdeck ziemlich trocken, und wir konnten uns frei darauf bewegen. Wir waren jetzt mehr als drei Tage und drei Nächte ohne Nahrung, ohne einen Trunk, und es wurde höchste Zeit, zu versuchen, ob man etwas von unten heraufschaffen könne. Die Brigg stand voll Wasser; darum schritten wir mutlos und ohne die Erwartung, irgendetwas auftreiben zu können, an unser Werk. Wir machten uns eine Art Schleppnetz, indem wir ein paar Nägel aus der Kajütenluke in zwei Stücke Holz eintrieben. Diese banden wir aneinander, befestigten sie an ein Tauende und schleppten sie hin und her in der schwachen Hoffnung, auf diese Art könne irgendein essbarer Gegenstand daran hängen bleiben. Wir brachten mit dieser Arbeit den größten Teil des Morgens hin und fischten nur ein paar Bettücher auf, die an den Nägeln haften blieben. In der Tat, unser Werkzeug war so plump, dass der Misserfolg vorauszusehen war.
    Dann suchten wir das Vorderkastell ab, doch gleichfalls ohne etwas zu finden, und wir waren am Verzweifeln, als Peters vorschlug, dass wir an seinem Leib ein Tau festmachen und ihn in der Kajüte tauchen lassen möchten. Neu erwachende Hoffnung begrüßte diesen Vorschlag mit Entzücken. Sogleich zog er sich bis auf die Beinkleider aus. Ein starkes Seil wurde vorsichtig um die Mitte seines Körpers gelegt und so über seine Schultern gezogen, dass es nicht gleiten konnte. Das Unternehmen war ebenso schwierig wie gefährlich; denn wir konnten kaum erwarten, etwas Rechtes in der Kajüte zu finden, und dann musste der Taucher, nachdem er ins Wasser herabgelassen war, nach rechts abschwenken und zehn bis zwölf Fuß weit in einem engen Gang bis zur Vorratskammer dringen und ebenso zurückkehren, ohne Atem geschöpft zu haben.
    Alles war bereit; Peters stieg in die Kajüte hinab, bis ihm auf der Treppe das Wasser ans Kinn reichte. Dann tauchte er, mit dem Kopf voran, indem er sich nach rechts wandte, um die Vorratskammer zu erreichen. Jedoch das erste Mal missglückte es ihm vollständig. Nach weniger als einer halben Minute riss er heftig an der Leine, und sofort zogen wir ihn, der Verabredung gemäß, in die Höhe, leider so unvorsichtig, dass er sich auf schmerzhafte Weise an der Treppe stieß. Er hatte nichts mitgebracht, hatte nur ein kleines Stück in den Gang vordringen können, da er sich dagegen wehren musste, mit dem Deck in unsanfte Berührung zu kommen. Er war vollkommen entkräftet und musste fünfzehn Minuten ausruhen, ehe er einen neuen Tauchversuch unternehmen konnte.
    Der zweite Versuch fiel noch übler aus; denn er blieb, ohne ein Zeichen zu geben, so lange unter Wasser, dass wir, um seine Sicherheit besorgt, ihn ohne ein Signal herauszogen. Er war am Ersticken und hatte, wie er erzählte, wiederholt am Tau gerissen, ohne dass wir es fühlten, wahrscheinlich, weil ein Teil des Taues sich am Treppengeländer verfangen hatte. Dies Geländer war ein so großes Hindernis, dass wir vor allem an seine Beseitigung gehen mussten. Wir wendeten Gewalt an, indem wir alle vier so tief wie möglich ins Wasser stiegen und mit vereinter Kraft die Balustrade abbrachen.
    Der dritte Versuch misslang wie die beiden ersten, und es wurde uns jetzt klar, dass auf diese Art nichts auszurichten sei, wenn der Taucher sich nicht durch ein Gewicht während seiner Nachforschungen auf dem Fußboden der Kajüte halten könne. Endlich entdeckten wir

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