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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Gestalt und gewohnheitsmäßig – um meinetwillen – tragen zu wollen.«
    Ich muss gestehen, dass dieses Verlangen mich nicht wenig verwirrte. Die Bedingung aber, an die es geknüpft war, stellte natürlich jedes Zögern außer Frage.
    »Es sei!«, rief ich mit aller Begeisterung, die ich im Augenblick aufbringen konnte. »Es sei – ich stimme freudig zu. Ich opfere um deinetwillen jede Empfindsamkeit. Heute trage ich dieses liebe Augenglas als Einglas und auf meinem Herzen; mit dem ersten Grauen des Morgens aber, der mir das Glück bringt, dich mein Weib zu nennen, will ich es auf meine – auf meine Nase setzen – und künftighin dort belassen, in der weniger romantischen und weniger kleidsamen, sicher aber dienlicheren Form, die du wünschest.«
    Unser Gespräch wandte sich jetzt den Einzelheiten unserer Vereinbarung für den kommenden Tag zu. Talbot, so erfuhr ich von meiner Verlobten, war soeben in der Stadt angekommen. Ich sollte ihn sogleich aufsuchen und einen Wagen besorgen. Die Soiree würde kaum vor zwei Uhr beendet sein, und um diese Stunde sollte das Gefährt vor der Tür sein. Bei dem Durcheinander der sich entfernenden Gäste würde es Madame Lalande leicht sein, unbeobachtet Platz zu nehmen. Dann sollten wir bei einem Geistlichen vorfahren, der uns erwarten würde, von ihm getraut werden, Talbot absetzen und eine kurze Reise nach dem Osten antreten – die große Welt hinter uns lassend, die dann den Fall nach Gutdünken durchhecheln mochte.
    Nachdem das alles verabredet war, entfernte ich mich sofort und begab mich auf die Suche nach Talbot, doch konnte ich mich unterwegs nicht zurückhalten, in ein Gasthaus einzutreten, um die Miniatur zu betrachten; ich tat es mit Hilfe der ausgezeichneten Gläser. Das Antlitz war überwältigend schön. Die großen strahlenden Augen! Die stolze griechische Nase! Die dunklen üppigen Locken! – »Ah!«, sprach ich frohlockend zu mir selbst, »das ist wahrhaftig das sprechende Ebenbild meiner Geliebten!« – Ich betrachtete die Rückseite und entdeckte die Worte – »Eugenie Lalande – siebenundzwanzig Jahre und sieben Monate.«
    Ich fand Talbot zu Hause und begann ohne Weiteres, ihn mit meinem Glück bekannt zu machen. Er war natürlich ungemein erstaunt, gratulierte mir aber sehr herzlich und erbot sich zu jedem Beistand, der in seiner Macht liege. Mit einem Wort, wir führten unsere Verabredung pünktlich aus, und um zwei Uhr morgens, genau zehn Minuten nach der Zeremonie, befand ich mich mit Madame Lalande – mit Madame Simpson wollte ich sagen – in einem geschlossenen Wagen, der mit größter Geschwindigkeit aus der Stadt hinausfuhr, in nord-nordöstlicher Richtung.
    Talbot hatte uns veranlasst, da wir die ganze Nacht auf sein mussten, in C… unseren ersten Halt zu machen, einem etwa zwanzig Meilen hinter der Stadt gelegenen Dorf; dort sollten wir ein Frühstück und ein wenig Ruhe genießen, ehe wir unsere Reise fortsetzten. Punkt vier Uhr fuhr also der Wagen bei dem ersten Gasthof im Ort vor. Ich half meiner angebeteten Gattin heraus und bestellte sodann das Frühstück. Inzwischen wies man uns in ein kleines Zimmer, und wir nahmen Platz.
    Es war indessen beinahe, wenn nicht völlig, Tag geworden, und als ich entzückt auf den Engel an meiner Seite blickte, kam mir ganz plötzlich der seltsame Gedanke, dass dies seit meiner Bekanntschaft mit der berühmten Schönheit Madame Lalande tatsächlich der erste Augenblick war, wo ich diese Schönheit bei Tageslicht aus der Nähe betrachten durfte.
    »Und nun, mon ami«, sagte sie, indem sie meine Hand nahm und so meinen Gedankengang unterbrach, »und nun, mon cher ami, da wir unlöslich vereint sind – da ich deinen leidenschaftlichen Bitten nachgegeben und meinen Teil der Vereinbarung erfüllt habe, nehme ich an, du hast nicht vergessen, dass auch du mir eine kleine Gunst zu erweisen hast – ein kleines Versprechen, das du gewiss erfüllen willst. Lass mich sehen! Lass mich nachdenken! Ja; ich erinnere mich unschwer des genauen Wortlauts des lieben Versprechens, das du deiner Eugenie heute Nacht gegeben hast. Höre! So sagtest du: ›Es sei – ich stimme freudig zu. Ich opfere um Deinetwillen jede Empfindsamkeit! Heute trage ich dieses liebe Augenglas als Einglas und auf meinem Herzen; mit dem ersten Grauen des Morgens aber, der mir das Glück bringt, dich mein Weib zu nennen, will ich es auf meine – auf meine Nase setzen – und künftighin dort belassen, in der weniger romantischen und weniger

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