Gesang der Untoten
übrig,
als mich umzudrehen und mal wieder die Hose fallen zu lassen? Es wurde so öde,
daß ich anfing, die Langeweile der Strip-tease-Tänzerinnen zu verstehen, die
das Abend für Abend machen mußten.
»Da ist sie!« meinte Rogers
zufrieden. »Die schwarze Witwe. Wollt ihr jetzt immer noch sagen, daß sie die
falsche Sophie ist?«
»Ich glaub, mein Schwein
pfeift!« Der Haarige kratzte sich. »Dann sind also beide tätowiert?«
»Was quatscht du da?« Lou
Rogers’ Stimme gefiel mir gar nicht.
»Die Schwarzhaarige — « er
verdrehte hilfesuchend die Augen, »- die Schwarzhaarige hatte auch so eine
Spinne auf dem Hintern. Das weiß ich genau. Ich war dabei, als Carl nachgesehen
hat.«
»Stimmt.« Der Bierbauch nahm
einen kräftigen Schluck. »Aber beim letztenmal hatte die Seidlitz noch keine
Spinne. Was ist hier eigentlich los?«
»Da gibt es eine ganz simple
Erklärung«, warf der Grindel ein. »Wollt ihr sie hören?«
»Nur zu«, fauchte Rogers.
»Die echte Sophie Ventura weiß,
daß ihre Tätowierung ein unveränderliches Kennzeichen ist«, dozierte er
geduldig. »Also schmiert sie sie mit Make-up zu. Mavis Seidlitz spielt Sophie,
also klebt sie sich das Abziehbild einer schwarzen Witwe auf den
Allerwertesten. Aber wenn sich die echte Sophie in Carls Haus sicher fühlt,
wischt sie das Make-up weg.«
»Kann ich jetzt vielleicht
meine Hose hochziehen?« bat ich.
»Nein!« fauchte Rogers.
»Grindel, beweisen Sie. Wir müssen feststellen, ob die Tätowierung echt ist.«
»Die ist echt!« japste ich.
Dann japste ich wieder, nur
lauter, als sein Finger sich brutal in meine linke Backe bohrte und kräftig zu
kratzen anfing.
»Ein Abziehbild ist das nicht«,
erklärte er schließlich. »Holt doch mal eine Nagelbürste aus dem Bad.«
»Sie ist echt!« wimmerte ich.
»Ich schwöre es!«
»Ruhe!« sagte Rogers wenig
mitfühlend.
Dreißig Sekunden später
jammerte ich wieder, weil jemand mich mit einer Nagelbürste zu bearbeiten
begann. Das ging vielleicht eine Minute lang, dann sagte Rogers, es wäre genug.
»Sehr schön«, sagte er
zufrieden. »Die Tätowierung ist echt, also haben wir die richtige Sophie
Ventura.«
»Kann ich jetzt endlich meine
Hose hochziehen?« bettelte ich.
»Aber gern.« Er lachte
ekelhaft. »Wir wollen doch nicht, daß Sie sich erkälten und Bronchitis
bekommen. Das würde Ihrer Stimme schaden.«
So zog ich meinen Schlüpfer
hoch, dann die schwarze Hose, und hielt den Atem an, bis ich den Reißverschluß
zu hatte.
»Also macht sie den Vertrag mit
uns«, erklärte Lou Rogers zufrieden.
»Und Delaware?« fragte der
Grindel.
»Der wird seinen Vertrag
zerreißen, oder wir legen ihn um«, gab Rogers zurück. »Die Schnitzel kann er
uns mit der Post schicken.«
»Und Carl?«
»Zu spät«, sagte Rogers
leidenschaftslos. »Uns bleibt nur noch ein wirkliches Problem, und das sind
Sie.«
»Ich bin in Frieden gekommen«,
sagte der Grindel, »und ich werde auch in Frieden gehen.«
»Sehr richtig«, spottete Rogers.
»Wahrscheinlich in einem Sarg.«
Der Grindel bewegte sich so
rasch, daß allen die Luft wegblieb. Der Haarige schrie vor Schmerz auf, als die
rechte Faust des Grindels auf seinen Unterarm niedersauste; gleich darauf fiel
der Revolver zu Boden. Da hatte der Grindel schon seine Kanone in der Hand und
hielt alle in Schach.
»Ich gehe in Frieden«, sagte
er. »Wer mich aufhalten will, bekommt eine Kugel ins Gedärm.«
Er gab dem Revolver des
Haarigen einen Tritt, daß er in eine entfernte Ecke rutschte, und ging dann.
Alle blieben starr stehen, bis die Vordertür ins Schloß fiel.
»Ist der schnell«, murrte der
Haarige und rieb sich den Arm.
»Und weg ist er auch«, sagte
Rogers. »Das löst ein Problem.«
»Und was sollen wir jetzt
machen?« wollte Bierbauch wissen.
»Jetzt werden wir Sophie
verstauen, bis Delaware uns die Fetzen seines Vertrags schickt«, sagte Rogers.
»Lou«, meinte Bierbauch
nachdenklich, »ich muß das einfach rauslassen, auch wenn du sagst, ich hätte
kalte Füße. Beim erstenmal haben wir die Seidlitz geschnappt, aus Versehen, und
Carl war sehr sauer. Beim zweitenmal erwischen wir eine Schwarzhaarige mit der
richtigen Tätowierung, aber das war wieder die Seidlitz. Wir beschließen, Carl
aufs Kreuz zu legen, und sagen dir, daß die Ventura in seinem Haus ist. Dann
kommst du mit dem Grindel zurück und der Lady, die wir für die erste Seidlitz
hielten, jetzt aber stellt sich heraus, daß sie die echte Ventura ist.
Stimmt’s?«
»Weißt du,
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