Gesang des Drachen
quietschende Stimme. »Wohin, Wanderer? Nach Gastun?« Das Geschöpf, das eine Mischung aus Gobb und Waldelf sein konnte, zeigte in die Richtung, in die sie gingen.
Spyridon nickte. »Nach Gastun.«
»Soll ich euch mitnehmen?« Der Kleine kicherte und wies auf den leeren Wagen. »Hab meine Ware schon abgesetzt. Ist Platz für neue.«
»Nein«, sagte Naburo. Misstrauen beschlich ihn. Obwohl der Gnom ein freundliches Gesicht hatte, weckten seine Worte Naburos Wachsamkeit. Wollte der Alte sie versklaven, da er sie als Ware bezeichnete? Seine Hand bewegte sich unauffällig in die Nähe des Schwertgriffs, falls der Gnom versuchen sollte, einen Zauber zu wirken.
»Ja.« Spyridon ging auf den Wagen zu. »Wir kommen mit.«
Naburo brach der Schweiß aus. Hatte der Ewige Todfeind einen neuen Schub des Fluches auszustehen? Er wusste nicht, von welchen Faktoren Spyridons Wunsch, voranzukommen, im Ganzen abhing, aber er begriff, dass es mehrere waren. Yevgenjis Zustand, Spyridons eigener sowie vielleicht auch der Wille Alberichs mochten eine Rolle spielen. Weitere Unbekannte waren nicht auszuschließen.
»Nein«, sagte er mit Nachdruck. »Du hast es versprochen, Spyridon. Wir gehen.«
Spyridon hob trotzig die Stimme. »Er hat es von sich aus angeboten. Ich habe nicht gefragt. Aber nun will ich das Angebot annehmen.«
Naburo unterdrückte einen Fluch. »Also schön.« Er wandte sich dem Wesen mit der Borkenhaut zu. »Du fährst so langsam, wie wir gehen würden.« Er zog eine goldene Münze aus einer seiner Taschen und warf sie dem Kleinen hinauf. Der fing sie geschickt, wenn auch mit verdutztem Gesichtsausdruck, biss darauf und ließ sie eilig in einem der Beutel an seinem Gürtel verschwinden.
»Wie der Herr wünscht, oh ja. Firkanz bin ich und kann so langsam fahren, dass ihr glaubt, ihr würdet stehen. Das kann ich.«
»Du wirst dich beeilen!«, forderte Spyridon und warf ihm nun seinerseits eine Münze hin, die der Kleine mit der anderen Hand fing.
Firkanz zwickte sich mit der leeren Hand in die Nase. »Ja träum ich? Macht ruhig weiter so, die Herren.« Die Augen des Borkenhäutigen glitzerten gierig. »Schneller, langsamer, ganz wie's beliebt. Hauptsache, der alte Firkanz hat was davon.« Er sah zu Naburo. »Könnt Ihr überbieten?«
Naburo achtete nicht auf seine Frage. Er sah, wie Spyridon in eine Tasche seiner Gewandung griff. Dessen Augen weiteten sich. »Mein Gold ist fort. Es müsste viel mehr da sein!«
Schuldbewusst senkte Naburo den Kopf. »Du bekommst es wieder. Ich habe es an mich genommen, in der wenigen Zeit, in der du geschlafen hast, weil ich Angst hatte, du könntest im nächsten Dorf ein Reittier kaufen wollen.«
Spyridons Hand rückte bedrohlich nah an den Schwertgriff. Einen Augenblick fürchtete Naburo, er würde auf ihn losgehen, und machte sich bereit, ebenfalls zu ziehen und zu kämpfen. Er hatte sich Laura zur Verfügung gestellt; sie war es, die von ihm gefordert hatte, Spyridon zu begleiten und den Iolair Zeit zu verschaffen. Wenn er in diesem Auftrag gegen den Ewigen Todfeind antreten sollte, war es so.
Firkanz spürte die Spannung zwischen ihnen, denn er machte den Rücken rund und sich selbst so klein, wie er konnte.
Dann entspannte Spyridon sich. »Danke«, sagte er. »Du hast richtig gehandelt, Naburo.« Er sah zum Wagen. »Fahr uns, alter Firkanz. Aber so langsam, wie mein Begleiter es wünscht.«
»Seltsame Elfen seid ihr«, murmelte der Kleine, und an seinem Hals leuchtete die Sanduhr violett auf. Naburo erkannte, dass sich in ihr gar kein Sand befand, sondern eine Flüssigkeit, die langsam von einer Seite in die andere tropfte. Dabei folgte sie nicht der Schwerkraft, sondern bewegte sich von unten nach oben.
»Aber nur eingestiegen. Schon bald sind wir da und können eine warme Mahlzeit genießen, das können wir.« Er lachte, dass sich sein Gesicht in tausend Knitter legte und die runde Nase zuckte. »Ihr kommt zum Fest, nehme ich an? Ernteglück. Eine Besonderheit in Innistìr, oh ja. Weithin bekannt.«
»Ernteglück?«, echote Naburo. »Nie gehört, alter Firkanz. Was ist das?«
»Gastun gehört Bauern. Sie ehren ihre Ernte wie andere Gottheiten. Gibt ein großes Fest mit Tanz und Gesang. Wird euch gefallen, die Herren, das wird es.«
»Wir sind auf der Durchreise«, sagte Spyridon ablehnend. »Mehr als eine Mahlzeit werden wir in deinem Dorf nicht einnehmen.«
»Oh, es ist nicht mein Dorf.« Firkanz grinste mit schmalen Lippen, die wie dunkelgrüne Striche
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