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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Angriff verschieben ...«
    Simon ließ Bricius nicht ausreden. »Nein, das werden wir nicht. Rimmzahn könnte morgen schon entscheiden, uns alle hinzurichten, wenn der Schattenlord ihm dazu rät. Wir müssen handeln, solange wir noch können.«
    »Ohne Krieger?«
    »Wenn es sein muss.« Simon setzte seinen Weg fort. Cedric und Emma hatten ihre Positionen bereits eingenommen, die Zauber waren vorbereitet. Sie hatten so lange auf diesen Moment gewartet, dass er nicht bereit war, ihn noch einmal zu verschieben.
    Vielleicht kann der Schattenlord seine Anhänger gar nicht rufen, dachte er, doch so recht glaubte er nicht daran.
    Ein Pfiff gellte über den Platz und versetzte ihm einen Stich im Magen. Das war Cedrics Signal. Er musste Rimmzahn und Maurice auf dem Weg entdeckt haben.
    »Es geht los«, sagte Simon.
    Bricius nickte, aber es war ihm anzusehen, wie unwohl er sich fühlte. Er versteckte sich hinter einem leeren Stand und streckte die Hände aus, bereit, seinen Zauber zu weben. Simon ging hinter einigen leeren Kisten in Deckung. Magie tanzte über seine Fingerspitzen. Seine Haut kribbelte.
    Endlose Minuten vergingen, dann hörte er Maurices Stimme. Sie hatte wieder den nasalen, unterwürfigen Klang, der zu seiner Rolle passte.
    »Ich stelle mir vor, dass wir den Tempel nach Osten ausrichten«, sagte er, »damit das große Fenster an seiner Spitze die Sonne als Erstes einfängt. Dann wird es bei deiner Morgenandacht so aussehen, als strahle das Licht des Schattenlords auf dich herab.«
    »Eine gute Idee.« Rimmzahn tauchte am Rand des Marktplatzes auf. Er trug sein langes weißes Gewand und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Der Schattenelf waberte an seiner Seite. Er wirkte diffuser als am Tag zuvor.
    Seine Macht ist noch weiter zurückgegangen, dachte Simon angespannt. Wir können ihn besiegen, wenn wir uns an den Plan halten.
    Und der sah vor, Rimmzahn mit einem Bann zu belegen, damit die Verbindung zwischen ihm und dem Schattenlord gekappt wurde. Danach würden sie sich dem Schattenelfen widmen.
    Simon dachte unwillkürlich an Cedrics Worte. Wir werden ihn so mit Magie vollpumpen, dass dem Schattenlord der Hintern aus der Hose fliegt.
    In der Mitte des Platzes, keinen Steinwurf von Simon entfernt, blieben Maurice und Rimmzahn stehen. Simon konnte keine Spur des Zweiten Suchers in der Körpersprache und Haltung des angeblichen Franzosen erkennen. Er schien völlig in seiner Rolle aufzugehen.
    »Norbert«, sagte er in diesem Moment. »Es gibt etwas, das ich dir beichten möchte. Du bist ja in gewisser Weise mein Priester.«
    Rimmzahn legte ihm betont väterlich die Hand auf die Schulter. »Nicht nur in gewisser Weise. Ich bin dein Priester und dein Prophet. Du kannst mir alles ohne Angst beichten. Ich werde es verstehen.«
    »Das beruhigt mich sehr.« Maurice lächelte, und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte der Elf hinter der Fassade hindurch. »Du erinnerst dich doch sicher daran, dass ich dich verraten habe.«
    »Das ist schwer zu vergessen.«
    Maurice hob die Schultern. »Ich mach's schon wieder.«
    »Jetzt!«, schrie Simon.
    Er sprang aus seiner Deckung auf und streckte die Hände aus. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Emma, Bricius und Cedric sich ebenfalls erhoben. Maurice wich zurück, während Rimmzahn bereits herumfuhr und seine Gegner anstarrte.
    »Was soll das?«, schrie er. Der Schattenelf waberte stumm neben ihm.
    Simon formte seine Magie zu dem Bann, auf den sie sich geeinigt hatten. Sie floss aus seinen Fingern, und er fühlte, wie sie sich mit der Magie der anderen Elfen verband. Die Luft um Rimmzahn knisterte, Funken stoben auf. Er versuchte, sie zu durchdringen, schien sich auf Maurice stürzen zu wollen, aber die Funken trieben ihn zurück.
    »Du verrätst mich noch einmal?«, schrie er.
    »Es bot sich gerade so an.« Maurice grinste und umrundete langsam den beinahe unsichtbaren Käfig, der um Rimmzahn entstanden war. »Und wenn ich ehrlich bin, kann ich immer noch nicht fassen, wie einfach es war, dich zu hintergehen. Hast du wirklich nie gemerkt, dass ich ein Elf bin?«
    »Was?« Rote Flecke entstanden auf Rimmzahns Wangen. In seinen Augen blitzte es. »Du bist einer der Sucher?«
    Maurice breitete die Arme aus. »Überraschung.«
    Simon steuerte den Magiefluss, sorgte dafür, dass sich der Käfig immer weiter schloss. Rimmzahn kam zwar nicht mehr heraus, aber die Verbindung zum Schattenelfen bestand weiter.
    »Nicht aufhören!«, rief er. »Wir haben ihn gleich!«
    Rimmzahn

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