Gesang des Drachen
Hufen entgegen. Die Anführer der Iolair begrüßten sich ausgelassen.
Gina erzählte Laura hektisch, was seit der Zeit ihrer Abwesenheit im Lager geschehen war. Sie stockte mehrmals, während sie von Micahs Tod erzählte, den Rimmzahn hingerichtet hatte, indem er ihn hinauf in die Luft schickte und dort fallen ließ.
Nicht nur Luca und seine Familie hat es hart getroffen, dachte Laura mit einem Schaudern.
Milt stand ein Stück hinter ihr und lauschte, was Gina erzählte. Erst nachdem die junge Frau geendet hatte, schloss auch er sie in die Arme.
Finn hatte weniger Hemmungen und stand bereits mitten auf dem Platz zwischen heraneilenden Menschen, die ihn begrüßten wie einen Helden, der nach einer Ruhmestat zurückkam. Der Jubel wärmte Lauras Herz.
»Hanin?«, erklang ganz in ihrer Nähe eine fassungslose Stimme.
Laura drehte sich um und sah Naburo auf die Assassinin zugehen, die gerade über eine ausgeworfene Strickleiter vom Titanendactylen herabstieg. Das gewaltige Wesen bot einen beeindruckenden Hintergrund zu der im Vergleich winzigen Elfe.
»Naburo!« Hanin wurde schneller, rannte ihm entgegen. Sie schlossen sich lachend in die Arme.
Milt kam grinsend zu Laura. »Sieh dir das an. Und ich dachte immer, Naburo könne gar nicht lachen.«
Laura grinste zurück. »Es klingt ein wenig eingerostet, aber ich könnte mich daran gewöhnen.«
»Laura!« Weitere Gestrandete stürmten auf sie zu. Jeder im Lager hatte den Titanendactylen ankommen sehen.
Mehrere Minuten umarmte Laura abwechselnd ihre Gefährten aus der Menschenwelt, ließ sich drücken und war erleichtert, so viele von ihnen gesund und am Leben zu sehen.
Fragen prasselten auf sie ein. »Wo sind Felix und Sandra? Habt ihr Angela gefunden? Ist Zoe auch da?«
Obwohl Laura sich innerlich gegen diese Fragen gewappnet hatte, taten sie weh. Sie suchte nach der Kraft zu antworten, doch Milt kam ihr zuvor.
»Luca ist in Vedas Lager, Angela, Sandra und Felix sind tot«, sagte er mit knapper Reserviertheit. »Der Schattenlord und Alberich haben sie umgebracht. Aber Zoe ist wohlauf und auch in Vedas Lager. Jack ist ebenfalls dort.«
Weitere Fragen wurden gestellt, doch Milt wehrte sie energisch ab. »Wir werden nicht darüber reden. Nicht jetzt.«
»Danke«, flüsterte Laura. Woher nahm Milt diese Stärke? Noch vor wenigen Tagen hatte sie geglaubt, er müsse sterben.
Finn trat hinzu. »Wir alle haben einander viel zu erzählen, denn ich sehe, hier hat es ebenfalls Verluste gegeben«, sagte er. »Halten wir uns jetzt nicht mit der Vergangenheit auf, wenden wir uns dem Kampf gegen Alberich zu.«
Nidi sprang durch die Gegend und sauste von einem zum anderen. Der Schrazel war ganz in seinem Element; wie ein goldfarbener Blitz huschte er hin und her. Es fanden sich überall Hände, die ihn streicheln wollten und bereitwillig über das seidige Fell glitten. Andere boten dem wie ein Löwenäffchen aussehenden Elfenwesen Platz auf einer Schulter.
Lauras Hand tastete wie so oft zu dem Dolch im Innenfutter der Jacke. Er war noch da und wartete auf den Moment seines Einsatzes.
Ja, dachte Laura. Wir schaffen es!
Naburo winkte ihr zu. Laura kam dem General entgegen und umarmte auch ihn. Er stand steif wie ein Stück Holz, dann legte er seine Arme unbeholfen um sie. »Laura, es gibt wichtige Neuigkeiten.«
Laura lächelte. Naburo würde sich wohl nie mit etwas derart Albernem wie einer umfangreichen Begrüßung aufhalten, wenn es brannte – Hanin ausgenommen, aber da hatte ihn wohl seine Überraschung überwältigt. Dafür konnte er in Zeiten der Ruhe ausgesucht förmlich sein. »Welche?«
»Du hast es vielleicht schon gehört: Der Schattenlord ist verschwunden. Er befindet sich nicht mehr in Cuan Bé. Spyridon hat sich Bricius unterstellt.«
Lauras Herz schlug nicht schneller, aber dafür wurde das langsame Pochen quälend intensiv. »Was meinst du damit? Wo ist der Schattenlord hin?«
»Das weiß hier niemand. Vielleicht ging er sogar schon mit Rimmzahn, als dieser den Krater verließ.«
»Die Gog/Magog«, sagte Laura sofort. »Er konzentriert sich jetzt voll und ganz auf Morgenröte und benötigt dafür seine gesamte Kraft.«
»Das ist möglich. Im Grunde sogar wahrscheinlich.« Ein Lächeln verjüngte das Gesicht des Elfen. »Auf diesen Gedanken hätte ich selbst kommen müssen.« Er sah zu Hanin hin. »Entschuldige mich. Uns bleibt wenig Zeit vor der Schlacht.«
»Sicher.« Laura sah zu, wie er zu Hanin ging. Sie entboten einander feierlich den
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