Gesang des Drachen
»Dactyle« und blickte nach oben, und der Name Laura fiel, als wäre die ehemalige Passagierin eine verdammte Heilige.
Rudy hatte nicht direkt etwas gegen Laura, aber sie hatte mit Naburo zu tun, das wusste er inzwischen.
Neben der Euphorie lag auch Anspannung in der Luft. Das Lachen der Elfen klang zittrig. Die Iolair gaben sich siegessicher, aber unter der Fassade konnte Rudy ihre Zweifel spüren. Für sie hatte sich einiges zum Guten gewendet, trotzdem war nicht gesagt, wie viele Tote dieser Tag fordern würde – und ob sie Alberich tatsächlich besiegten.
Er erreichte den Platz und stellte sich in den Schatten einer Tanne. Sein Blick glitt zu dem Riesenflugsaurier oder was immer er sein mochte, der einen großen Teil des Himmels einnahm. Das Wesen erschreckte und faszinierte ihn gleichermaßen. Er wollte sich kneifen, um zu testen, ob er träumte. Aber das Flugwesen war kein Traum. Es war so wahr und endgültig wie Frans' Tod.
Rudy musste nicht lange suchen, bis er den Verhassten fand. Naburo war in Begleitung einer schwarzhaarigen Elfe, und es war deutlich zu sehen, was da zwischen ihnen lief. Er ließ sie keinen Schritt allein tun. Ein seltsames Leuchten lag auf seinem strengen Gesicht.
Und Frans liegt bei den Würmern. Oder sollte es zumindest. Nicht einmal das wird ihm gewährt.
Verbittert trat Rudy aus dem Schatten der Tanne hervor. Er stellte sich in die Schlange derer, die noch keine Aufgabe zugeteilt bekommen hatten. Jeder Mensch und jeder Flüchtling war gebeten worden, sich dort zu melden. Da es in Alberichs Heer ebenfalls Menschen gab, die der Drachenelf in seinen Dienst gepresst hatte, sollte es Kennzeichen geben, um sie im Fall einer größeren Schlacht oder eines großen Durcheinanders wie dem einer Flucht zu unterscheiden.
»Geh weiter«, drängte eine Frau mit Ziegenkopf, die ihren Sohn an der Hand hielt. »Du hältst die anderen auf.«
Rudy trat ein paar Schritte vor und schloss zu seinem Vordermann auf.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er Naburo, der sich mit Laura unterhielt. Sie lächelte ihn an.
Mörder.
Er kam an die Reihe. Eine Elfe, die so schön war, dass es Rudy einen Augenblick von seinem Schmerz ablenkte, saß an einem provisorisch aufgestellten Tisch und sah zu ihm hoch.
»Ich bin Eroly. Lass uns gleich zur Sache kommen. Mensch, nehme ich an?«
»Ja. Mein Name ist Rudy. Ich möchte mich für den Widerstand melden.«
Sie legte den Kopf schief. »Bist du sicher, Kleiner? Du siehst schmächtig aus. Kannst du überhaupt kämpfen?«
»Ich habe an den Kampftrainings teilgenommen, die Rimmzahn angeordnet hat. Später habe ich die Übungen und Stunden absolviert, die Frans anordnete.« Es tat weh, den Namen auszusprechen.
Der Zweifel in Erolys Gesicht blieb. »Das ist gut und schön, aber da draußen warten Feinde, die ihr Leben lang nichts anderes getan haben, als zu kämpfen. Außerdem haben wir keine passende Rüstung für dich. Höchstens was aus Leder. Wenn du Pech hast, trifft dich ein Pfeil, bevor du deine Reihe erreichst. Aber wir können unten im Heillager jede Hilfe gebrauchen. Falls du dich auf medizinische Erstversorgung verstehst wie einige andere aus deiner Gruppe ...«
»Ich will kämpfen! Gib mir eine Waffe!«
»Also gut. Wie du möchtest.« Eroly beugte sich über den Tisch, hob die Hand und berührte seine Stirn. Ein Kribbeln kroch über die Haut und sickerte darin ein. »Dies ist das blaue Zeichen der Iolair, das auf deiner Stirn leuchten wird, um Freund und Feind voneinander zu unterscheiden. Trag es mit Würde und verteidige Cuan Bé standhaft gegen das Böse.«
Rudy dachte an Naburo. »Das werde ich.«
Die schöne Elfe stand auf und holte aus einem der sie umgebenden Waffenständer ein gebogenes Schwert – der korrekte Frans hätte es als Messer bezeichnet, weil es außer der Spitze nur eine lange Schneide besaß – und hielt es ihm entgegen. Mit grimmigem Zorn griff Rudy danach. Die Waffe fühlte sich leicht an und lag gut in der Hand.
Eroly blickte an ihm vorbei zu der langen Schlange aus Menschen und geflüchteten Innistìrern, die noch darauf warteten, das magische Zeichen sowie eine Waffe oder eine andere Zuteilung zu erhalten. Dann glitt ihre Aufmerksamkeit zurück zu Rudy. »Falls du es dir anders überlegen solltest, ist das keine Schande, Kleiner. In dem Fall gibst du das Schwert bitte einfach bei der Waffensammlung da drüben ab.« Sie zeigte auf einen Punkt, an dem ein rehköpfiger Elf emsig hin und her lief und Befehle gab. Stapel von
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