Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
weil du deutlich klargestellt hast, dass es nicht so ist. Ich mag keine widersprüchlichen Signale, also lass mich damit in Frieden, vor allem jetzt.«
Er beugte sich über sie und drückte ihren Kopf auf das Kissen. Der tiefe Ozean seiner Augen ging von windstill zu stürmisch über. »Du läufst vor dir selbst und vor den Dingen davon, die du in einer Beziehung brauchst, nicht vor mir. Vielleicht sage ich nicht das, was du hören willst, aber von widersprüchlichen Signalen kann keine Rede sein. Ich habe mich rückhaltlos an dich gebunden, nicht nur für den Moment, sondern für immer.«
Das Herz hämmerte in ihrer Brust, und wenn sie sich auch noch so sehr dagegen sträubte, dann bewirkten seine Aggressivität, seine Kraft, sein besitzergreifender Blick und die zügellose Gier in seinen Augen doch, dass ihr Körper dahinschmolz. Obwohl er eine Hand an ihrer Kehle hatte und mit seinem Daumen ihr Gesicht zu sich nach oben bog, erkannte sie, dass er sorgsam auf ihren Arm achtete und stets darauf bedacht war, ihr bloß nicht wehzutun. »Du willst Sex, Ilja. Du willst für dich behalten, wer oder was du bist.« Ihr Blick wandte sich von seinen Augen ab. »Du weißt, dass du mich im Schlafzimmer beherrschen kannst, und das macht dich sicher gewaltig an.«
»Pass gut auf, was du zu mir sagst, Joley. Ich weiß, dass du gekränkt bist, und du stößt mich von dir, aber früher oder später werden wir allein miteinander sein, und dann wirst du mir für alles, was du gesagt oder getan hast, geradestehen müssen. «
Furcht rieselte ihr über den Rücken. Sie feuchtete ihre Lippen an. »Wir werden nicht miteinander allein sein.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ach, wirklich? Im Moment sind wir es gerade.«
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter über ihrem, und jetzt legten sich seine Lippen auf ihren Mund. Nicht brutal. Nicht mit dem unbändigen Heißhunger, den sie unter der Oberfläche brodeln fühlte, sondern mit einer solchen Zärtlichkeit, dass es ihr das Herz aus dem Körper zu reißen drohte. Tränen brannten hinter ihren Augenlidern, aber sie blinzelte dagegen an. Bevor sie es verhindern konnte, erwiderte sie seinen Kuss. Sie konnte versuchen, es auf ihre Erschöpfung zu schieben, aber in Wahrheit sah es so aus, dass sie, sowie er sie berührte, in seinen Besitz überging.
Jemand schlug mit der offenen Hand von außen gegen die Tür ihres Busses. »Der Wagen steht bereit. Es geht los.«
Ilja hatte es nicht eilig damit, den Kopf zu heben. Erst küsste er sie gründlich. » Wir werden eine Lösung finden, Joley, wenn wir uns etwas mehr Zeit lassen.«
Sie presste ihre Hand auf ihren glühend heißen Mund, nickte, stand vorsichtig auf und ging so schnell sie konnte zur Tür hinaus. Ilja folgte ihr und sah, wie sie in den Wagen schlüpfte und sich neben Brian niederließ.
Auf der Fahrt zum Flughafen hielt sie ihre Augen die meiste Zeit geschlossen. Um sich herum konnte sie die anderen lachen und reden hören. Sie selber war todtraurig. Es war ihr verhasst, dass sie zu der Sorte Mensch geworden war, die sie abgrundtief verabscheute. Ihren eigenen Bedürfnissen schwach und hilflos ausgeliefert.
Sie beobachtete Brian, als er sich am Flughafen eilig von der Band entfernte und auf Nikitins Wagen zulief. Dieses Treffen musste im Voraus vereinbart worden sein. Sie fühlte mit ihm, denn sie wusste, wie es war, jemanden zu wollen, der falsch für einen war. Bis vor kurzem hätte sie das nicht verstanden, aber durch ihr eigenes Versagen hatte sie eine gewisse Toleranz und Verständnis für die Schwächen anderer erworben.
Brian kehrte wenige Minuten später zurück, mit schweren Schritten und hängenden Schultern. Er wirkte so, als lastete das Gewicht der ganzen Welt auf ihm. Joley schaute sich um, weil sie sehen wollte, ob es außer ihr noch jemand wahrnahm. Trish wusste Bescheid. Joley konnte es in ihren Augen sehen, als sie Brian bei seiner Rückkehr entgegensah. Die anderen merkten nichts, aber Trish kannte Kummer und Leid, und Joley war neuerdings allzu vertraut damit, und der Schmerz auf Brians Miene war nicht zu übersehen. Ausnahmsweise machte es Joley überhaupt nichts aus, das Leid oder die Emotionen eines anderen Menschen zu fühlen; ihr einziges Anliegen war es, ihrem Freund beizustehen. Als Brian mit schweren Schritten auf sie zukam, schlang sie die Arme um ihn und stieg gemeinsam mit ihm die Stufen zum Flugzeug hinauf.
»Alles okay mit dir?«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich ihn sehe, fällt es mir
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