Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
geschnitten. Es war vollständig zerfetzt. Mein Lieblingskostüm.« Ihre Stimme brach ab, weil der Schmerz zu groß wurde.
Ilja hörte sofort auf und ließ sie durchatmen, bis sie sich etwas erholt hatte. »Die hier haben wir beinah geschafft. Du hältst dich gut.«
»Du warst nicht da«, beschuldigte sie ihn, obwohl dafür kein Anlass bestand. Sie hatte sich eingeredet, sie sei erleichtert, als sie endlich aus ihrem Hotelzimmer herausgekrochen kam und er nirgends war, um sie zu bewachen. Sie war ja ein solcher Feigling. Sie hatte sich danach verzehrt, ihn zu sehen, doch gleichzeitig hatte ihr davor gegraut, dass sie ihren Stolz über Bord werfen und ihn von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen über sich herrschen lassen würde.
»Ich weiß, Lubov moja . Es tut mir leid. Du ahnst nicht, wie sehr ich es bedaure. Ich hatte ein wichtiges Treffen, und ich hätte rechtzeitig zurück sein sollen.« Er beugte sich wieder vor, um ihr einen Kuss zu geben, diesmal auf einen ihrer heruntergezogenen Mundwinkel. »Gleich haben wir es.«
Sie hielt still, holte Luft und zählte stumm, bis er ein zufriedenes Murren von sich gab und die genähte Wunde mit einem anderen Mittel desinfizierte. »Ich werde dir jetzt eine Spritze geben, Joley. Du brauchst ein Antibiotikum.«
»Ich hasse Spritzen.«
»Ich weiß. Und du bist sehr tapfer.« Er gab ihr rasch die Injektion und wusch ihr dann mit einem Schwamm das Blut und die Tränen aus dem Gesicht. »Du wirst dich ausziehen
müssen.« Er wandte sich von ihr ab, um Badewasser einlaufen zu lassen. »Ich muss dich von Kopf bis Fuß untersuchen und jede Wunde, die zu tief ist, nähen oder mit Klammerpflastern schließen. Ich hole dir einen Morgenmantel, den du tragen kannst. Dann wirst du wenigstens sauber sein.«
»Ich dusche lieber.«
Ilja zog die Stirn in Falten. »Das kann ich nicht zulassen, Joley. Du hast ganz offensichtlich eine Gehirnerschütterung. Es wäre mir nicht lieb, wenn du hinfallen würdest. Ich kriege dich schon sauber.«
Sie blickte finster zu ihm auf. »Ich lasse mich nicht von dir baden. Ich bin doch schließlich kein Baby.«
»Im Moment bist du meine Schutzbefohlene, also streite dich nicht mit mir.« Eine winzige Spur von Härte war aus seiner Stimme herauszuhören. Seine Hände griffen nach ihrem T-Shirt.
Sie hielt seine Handgelenke fest. »Ilja.«
»Es ist alles in Ordnung, Joley. Du bist nicht ganz auf der Höhe. Lass mich für dich sorgen. Erzähl mir, was passiert ist, nachdem du deine Kleidung zerfetzt vorgefunden hast. Was hast du daraufhin getan?«
Sie reckte ihr Kinn in die Luft und tat ihr Bestes, um zu ignorieren, wie behutsam er darauf achtete, ihr nicht wehzutun, als er ihr das T-Shirt vom Leib schnitt. Es war voller Blutflecken und sie würde es sowieso nie mehr tragen können, aber es trieb ihr trotzdem die Tränen in die Augen. Das war wirklich albern, doch sie konnte es nicht verhindern. Und schon gar nicht, als er die Fetzen auf den Boden fallen ließ und sie in ihrem Spitzen-BH zurückblieb.
Er zog sie enger an seinen Körper und schmiegte ihr Gesicht an seine Schulter. »Bei mir kann dir nichts passieren. Das musst du dir merken, Joley.« Er strich ihr zärtlich über das Haar. »Ich habe eine große Schwäche für deinen Körper. Deshalb werde ich auch sehr behutsam mit ihm umgehen.«
»Das weiß ich. Darum geht es nicht. Noch ein Kleidungsstück mehr, das heute draufgegangen ist. Zwei meiner liebsten Outfits.« Das war total idiotisch. Sie machte sich überhaupt nichts aus ihrer Kleidung. Ihre Tränen hatten gar nichts mit den kaputten Klamotten zu tun, aber umso mehr damit, dass sie allseits von Gefahr und Tod umgeben war und alle, die sie liebte, in Lebensgefahr brachte. »Ich weiß nicht, wie man so leben kann.« Sie konnte nicht aufhören zu weinen und zu zittern, auch wenn sie sich noch so sehr anstrengte.
Sie fühlte sich so verletzbar, als sie nahezu nackt dastand und zitterte und nichts gegen ihre Tränen tun konnte. Seine Hände waren warm und kräftig, als er den BH aufhakte und ihn auf das T-Shirt warf. Seine Finger glitten über die Seiten ihrer Brüste und legten sich auf ihre Hüften. Ihr Körper bewegte sich ruckartig und ein Schluchzen entrang sich ihr. Joley stieß sich die Knöchel einer Hand in den Mund.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Ich kaufe dir etwas Schönes zum Anziehen. Schönere Sachen als die alten. Sachen, die dich begeistern werden. Komm schon, Lubov moja , steh auf, damit wir dir die Jeans
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