Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
würde er auch töten.«
»Das hat er in deiner Gegenwart gesagt?« Sie versuchte, sich ihre Sorge nicht anmerken zu lassen.
»Er hat russisch gesprochen. Ich weiß, dass er dachte, ich würde es nicht verstehen, aber im Lauf des letzten Jahres habe ich Russisch gelernt. Es sollte eine Überraschung für ihn werden …« Er ließ seinen Satz abreißen, und Tränen traten in seine Augen. »Aber das spielt keine Rolle. Geschäftsleute sagen nicht, dass sie nicht nur ihre Feinde, sondern auch die Familien ihrer Feinde umbringen werden. In dem Moment wusste ich Bescheid.«
Joley schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn an sich. »Es tut mir so leid für dich, Brian. Es tut mir wirklich furchtbar leid.« Die verrückten Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, gefielen ihr nicht. »Komm heute Nacht mit mir ins Hotel, Brian, und wir reden dort noch ein Weilchen miteinander. «
»Ich möchte nicht stören.«
»Sei nicht albern, du würdest nicht stören. Sag, dass du mitkommst. Steve kann uns beide zum Hotel zurückfahren. Und wenn du keine Lust hast, mit meiner Familie rumzusitzen, kannst du früh ins Bett gehen.«
Brian sah sich in dem leeren Raum um. »Ich habe all das geliebt. Die Musik … dieses Leben … euch alle.« Er spreizte seine Hände vor sich. »Jetzt kommt mir alles so leer vor.«
»Weil du jemanden brauchst, mit dem du all das teilen kannst«, sagte Joley. Sie stand auf und zog an seiner Hand. »Du weißt, dass du jetzt nicht allein sein solltest, Brian. Ich bin zwar nicht Nikitin, aber du liegst mir sehr am Herzen, und ich bin immer für dich da. Komm mit mir zurück. Du kannst dich auch in eine Ecke setzen und ein Buch lesen, wenn du nicht reden magst. Ich werde dich mit erlesenen Pralinen verwöhnen«, fügte sie als einen klaren Bestechungsversuch hinzu.
Er rang sich wieder ein Lachen ab und stieß mit dem Fuß gegen die Trümmer seiner Gitarre. »Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe.«
»Ich auch nicht. Es war deine Lieblingsgitarre.«
Brian legte seine Hand in ihre und gemeinsam verließen sie den Raum. Jonas und Aleksandr warfen ihr einen fragenden Blick zu, als sie sich dicht neben Brian und Joley aufstellten.
»Alles in Ordnung?«, fragte Jonas.
Joley nickte. »Ja, alles klar.«
Sie liefen durch die Korridore, bis sie den Ausgang erreichten. Überall standen Sicherheitskräfte, und einige Männer hoben die Hände, wenn Joley sie anlächelte. Steve stand neben dem Wagen und wartete, als sie kamen.
»Es tut mir leid, dass du so lange warten musstest«, sagte Joley zur Begrüßung. »Wir haben noch etwas besprechen müssen. «
Steve zuckte die Achseln. »Das macht nichts. Es gehört zu meinem Job.«
Jonas hielt ihr die Tür auf. »Wir fahren in dem anderen Wagen hinter euch her.«
»Das ist doch Blödsinn. Wir haben jede Menge Platz und brauchen keine zwei Wagen zu nehmen. Sag dem anderen Fahrer einfach, dass ihr bei uns mitfahrt«, protestierte Joley. Steve ließ den Motor an und sofort strömte warme Luft ins Wageninnere. Bis zu dem Moment hatte Joley gar nicht gemerkt, dass sie fror. »Beeilt euch. Ich kann es kaum erwarten, zurückzukommen und eine Tasse heißen Tee zu trinken.«
Jonas nickte und schloss die Tür. Steve legte einen Gang ein und fuhr los.
»Warte. Warte auf meine Schwäger«, sagte Joley und beugte sich auf ihrem Sitz vor. »Sie kommen mit uns.«
Eine Rauchglasscheibe schloss sich zwischen den Vordersitzen und den Rücksitzen. Gleichzeitig schnappte die Zentralverriegelung zu.
»Steve. Was zum Teufel tust du da?«, fragte Joley, während die Scheibe zwischen ihnen nach oben glitt. »Wir müssen auf Jonas warten. Steve, verdammt noch mal, was soll denn das?« Sie klopfte an die Scheibe. Als sie keine Antwort bekam, versuchte sie die Türen zu öffnen. Die Schlösser reagierten nicht. »Na toll.« Sie ließ sich auf ihren Sitz plumpsen. »Das ist ja wirklich prima.«
Joley zog ihr Handy aus der Tasche und klappte es auf, um Jonas anzurufen. »Mist. Außer Betrieb. Einen Störsender muss er auch noch im Wagen haben.«
Brians Augenbrauen schossen in die Höhe, und er lachte trotz der üblen Situation, in die sie geraten waren. »Einen Störsender? Du klingst wie eine Spionin. Gibt es so was wie Störsender? Und wenn ja, wieso kennst du dich damit aus?«
Joley ließ sich wieder an die Rückenlehne fallen. »Das ist so was von idiotisch, Brian. Mein eigener Fahrer-Schrägstrich-Leibwächter kidnappt uns. Und mein Leibwächter-Bruder hat uns in diesen
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