Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Joleys zarte Haut berührte, den Hauch ihres warmen Atems auf sich spürte, die Berührung ihrer Lippen fühlte und sie kostete, ihren wilden und suchterregenden Geschmack, war er verloren.
Seine Hände umspannten ihre Kehle und bogen ihren Kopf zurück, damit er sie so gierig verschlingen konnte, wie es nun mal nötig war. Musik brach in ihm aus, vollendete Klänge, die er nur selten hörte. Feuer und Eis, Sturm und Windstille, Himmel und Erde, Wasser und Fels verbanden sich alle miteinander. Joley schien so ungestüm und aufgewühlt wie das Meer zu sein, doch unter ihrer glühenden Leidenschaft, in ihrem Innern, war sie so kräftig und so stark und so beständig wie die tiefsten Strömungen des Ozeans. Ilja dagegen schien so ruhig zu sein wie ein Meer bei Windstille, doch unter der Oberfläche brodelte ein Vulkan von so explosiver Wucht, dass seine Kraft mühelos alles hinwegfegen konnte, was sich ihm in den Weg stellte. Gemeinsam vervollständigten sie einander, und seine Melodie und ihre verbanden sich zu einer einzigen vollendeten Harmonie.
Es dauerte einen Moment, bis er merkte, dass dieses seltsame rhythmische Trommeln ein Pochen an der Tür war und
nicht sein Herz oder ihres, das aus dem Takt geraten war. Ihr Problem bestand darin, dass bei ihnen einfach alles genau miteinander synchronisiert war. Er musste sich zwingen, sich von Joley zu lösen und trotz der eindringlichen Forderungen seines Körpers Luft zu schnappen, und er musste die Augen schließen, um nicht auf das unverhohlene Verlangen in ihrem Blick zu reagieren.
»Hilf mir jetzt.«
»Du hast angefangen.«
»Jemand ist an der Tür.« Er schob sie von sich und bemerkte, dass seine Hände zitterten. Seine berühmte Selbstbeherrschung geriet in ihrer Gegenwart bedrohlich ins Wanken.Joley nickte und legte ihre Finger auf ihre Lippen. »Ich kann dich immer noch fühlen. Auf meinen Lippen – und in meinem Innern. Wie machst du das?«
»Ich wünschte, ich wäre in dir und hätte nicht diese teuflischen Schmerzen. Das muss ein Ende finden.«
Sie lächelte so strahlend, wie er es vorhergesehen hatte. Joley konnte die Welt in Helligkeit erstrahlen lassen. Die Schatten in seiner Welt konnte sie mit Sicherheit vertreiben.
» Wenn du mich weiterhin von dir stößt, wird es nie ein Ende finden, Ilja.«
»Joley!«, rief Brians Stimme beharrlich. »Mach auf.«
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. »Es ist Brian. Sie sind vom Polizeirevier zurück.«
Die Sorge in ihrer Stimme schnitt sich wie die scharfe Klinge eines Messers in Ilja. Er wollte diese Sorge für sich allein haben und sie mit keinem anderen Mann teilen, noch nicht einmal mit ihrem Leadgitarristen.
Joley riss die Tür auf und zerrte Brian buchstäblich herein. Sie missachtete die Regel, die sie selbst vor langer Zeit aufgestellt hatte, und zog ihn eng an sich. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ist alles in Ordnung mit dir? Sie haben dir doch nichts getan, oder?«
Ilja lehnte an der Wand und beobachtete sie. Sie sah aus wie ein grimmiger Engel. Was dachte sie sich bloß? Die Vorstellung, sie wären vielleicht handgreiflich geworden, war absurd angesichts seiner Berühmtheit. Und hatte sie vergessen, dass er einen Anwalt an seiner Seite gehabt hatte?
Verflucht noch mal. Er durfte nicht dableiben und noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es kostete ihn einige Anstrengung, eine normale Miene aufzusetzen und normal zu laufen, als er an den beiden vorbeischlüpfte. Zu seinem Verdruss winkte ihm Joley nur kurz zu, als er die Tür schloss.
Brian sah hinter Ilja her, und als er sich wieder zu Joley umdrehte, hatte sich seine Miene ein wenig verfinstert. »Mir fehlt nichts. Es war unangenehm, aber wir haben es überstanden.«
»Es tut mir so leid, dass ich dich gebeten habe, überhaupt mit Dean zu reden. Das hätte ich nicht tun dürfen.«
»Es war nicht gerade hilfreich, dass wir, kurz bevor ihn jemand umgebracht hat, eine Auseinandersetzung hatten, aber ich habe nie im Leben eine Waffe besessen und wüsste nicht mal, wie man sie bedient.« Brian zuckte die Achseln. »Ich habe schlicht und einfach die Wahrheit gesagt. Ich habe ihnen erzählt, du hättest mich gebeten, mit ihm über das verschwundene Mädchen und die Einladung Minderjähriger auf Partys zu reden, und ich hoffe, sie haben mir geglaubt.«
Er sah Joley an. »Ach ja, und die Bullen haben zu Jerry gesagt, wir können heute Abend auftreten«, fügte er mit einer gewissen Erleichterung hinzu. »Sie haben uns beide
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