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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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auf die Tatsache aufmerksam, dass die Ampel auf Grün gesprungen war. Der Fahrer hupte, ziemlich laut, und steckte den Kopf aus dem Fenster und rief. Sie legte den ersten Gang ein und fuhr los, sodass sie Jakes Reaktion nicht mehr beobachten konnte. Es war schrecklich, nicht zu wissen, ob er auf diese zärtliche, vertraute Geste reagiert hatte.
    Aber ob er es getan hatte oder nicht, diese kleine Szene bestätigte ihren Verdacht. Da war etwas zwischen Jake und Kerry Anne, eindeutig. Sie musste verrückt gewesen sein, sich einzureden, dass da nichts sei. Jetzt hatte sie es mit ihren eigenen Augen gesehen.
    Auf eine seltsame Weise bedeutete es eine Erleichterung für sie, das Schlimmste zu wissen. Ihre Gedanken und Träume waren vollkommen ausgelöscht worden von dem Anblick dieses hoch gewachsenen Mannes, der sich vorbeugte, um eine winzige, hübsche, habgierige Frau zu küssen, aber zumindest wusste sie jetzt Bescheid. Sie war von ihrem Elend erlöst worden. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht in Tränen auszubrechen. Wenn sie weinte, würde sie an den Rand fahren und es richtig tun müssen, und sie wollte nach Hause. Aus seinem Elend erlöst. Was für ein merkwürdiger Ausdruck. Wo das in diesem Falle doch bedeutete, dass sie so tief in ihrem Elend untergetaucht war, dass sie es womöglich nie wieder schaffte, sich daraus zu befreien.
    Als Nel nach Hause kam, war Fleur bereits da. »Hi, Mum, Tasse Tee?«
    »Ich glaube, ich brauche etwas Stärkeres, Liebling. Haben wir Whisky da? Kram doch mal hinter den Cornflakes und schau, was du finden kannst.«
    Nel ging ins Wohnzimmer und zog sich den ersten Spaniel auf den Schoß, den sie zu fassen bekam. Es ging doch nichts über einen Spaniel auf dem Bauch, wenn man auf der Stelle Trost brauchte. Aber im Augenblick wäre wohl eine ganze Tonne Spaniels vonnöten gewesen, um auch nur eine Kerbe in ihre Verzweiflung zu schlagen. Trotzdem tat es gut, Fleur dazu-haben, um mit ihr zu reden, um vor ihr den Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten.
    »Simon hat angerufen«, rief Fleur aus der Küche. »Ich habe welchen gefunden. Wie willst du ihn haben?«
    »In einem Glas. Ganz einfach. Was hat Simon gesagt?«
    »Nicht viel. Er möchte nur, dass du ihn zurückrufst.«
    Nel stöhnte, lauter, als sie beabsichtigt hatte. In letzter Zeit genügte schon der Gedanke an Simon, und sie fühlte sich, als bekäme sie ihre Tage: gereizt und verärgert. Jetzt bezweifelte sie, dass sie ihm gegenüber auch nur höflich sein konnte. Fleur kam ins Wohnzimmer und reichte Nel ein Glas. »Willst du ihn denn nicht zurückrufen?«
    »Meine Güte, der ist ja riesig. Nein, lass ihn hier! Ich schaffe das schon. Ich werde Simon zurückrufen, aber nicht jetzt. Ich habe einen seltsamen Tag hinter mir. Ich denke, ich werde gleich Vivian anrufen.« Nel wusste nicht genau, warum sie mit Viv sprechen wollte, um ihr zu sagen: »Ich hab’s dir ja gleich gesagt« oder um sich gründlich das Maul zu zerreißen über das Leben, die Männer und Kerry Anne. Wahrscheinlich beides.
    »Na ja, Simon hat einen Zeitungsausschnitt oder so etwas in der Art, und er meint, es könnte nützlich sein für die Antibaukampagne.«
    Als der erste Schluck Whisky in ihrem Magen ankam, entspannte Nel sich. »Das ist ja merkwürdig. Ich dachte, er wüsste, dass der Bau unausweichlich ist.«
    »Mum! Das kann doch nicht sein! Das sind unsere Wiesen!«
    »Ich wusste gar nicht, dass dich das interessiert! Und nein, es sind nicht unsere Wiesen, sie gehören den Hunstantons, und die werden Häuser drauf bauen.« Ohne den Hoffnungsschimmer, dass Jake Teil ihres Leben sein könnte, war diese Tatsache unerträglicher denn je. »Unser Ziel besteht jetzt darin, die Hunstantons dazu zu überreden, unseren freundlichen Bauunternehmer mit den Arbeiten zu betrauen, und nicht jemanden, der sogar noch die hässliche Seite des Kapitalismus in Verruf bringt.«
    »Was um alles in der Welt redest du da?« Fleur hockte sich auf die Armlehne des Sofas, ein Glas Wasser in der Hand.
    »Es gibt zwei Bauunternehmer. Einer will das Hospiz zum Selbstkostenpreis neu decken, und der andere will dutzende von Kaninchenlöchern hochziehen und uns den Zugang zum Fluss versperren.«
    »Kaninchenlöcher wären doch ganz süß. Ich mag Kaninchen.«
    »Fleur!«
    »Schon gut. Ich weiß, was du meinst.«
    Nel seufzte und schloss die Augen. »Und als wäre das nicht schon alles schlimm genug, verlieren wir möglicherweise auch noch das Gebäude des Hospizes. Ich habe das

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