Geschenke aus dem Paradies
klang ein wenig an den Haaren herbeigezogen, und sie glaubte es nicht wirklich. Sie wusste, dass hübsche junge Frauen von Männern umgarnt wurden, die man als älter einstufen konnte. Die aber jünger waren als Nel natürlich.
»Wovon um alles in der Welt reden Sie?«
Nel fand, dass sie nichts mehr zu verlieren hatte. Jake interessierte sich nicht für sie, hatte es nie getan. Und vielleicht benahm sie sich wie eine verschmähte Frau, aber sie fand, dass sie es Pierce ruhig erzählen konnte, wenn sie damit die Verunstaltung von Paradise Fields auf ein beinahe erträgliches Maß verringern würde.
Sie beugte sich vor und senkte die Stimme, sodass Pierce sich nun ebenfalls vorbeugen musste, um sie zu verstehen. »Es ist mir wirklich schrecklich, Ihnen das zu erzählen, und wenn Kerry Annes Tage besser ausgefüllt wären, könnten Sie die Angelegenheit gewiss im Keim ersticken, bevor etwas passiert, aber Jake Demerand ...«
»Höre ich da jemanden über mich herziehen?« Jakes Stimme klang herrisch, und Nel blickte auf, direkt in seine Augen. Ausnahmsweise einmal waren sie nicht voller Lachen und Sexappeal, sondern kalt, kritisch und abschätzig. Nel verspürte einen vertrauten, schmerzhaften Stich direkt unterhalb des Brustbeins. Und sie fühlte sich schuldig, schuldig, weil sie über ihn getratscht hatte, und so erbärmlich, dass sie wünschte, sie könnte auf der Stelle sterben. Irgendwie gelang es ihr, ihre Verzweiflung für sich zu behalten.
»Ja«, erwiderte sie glatt. »Ich wollte Pierce gerade erzählen, dass du in eine sehr zwielichtige Grundstücksangelegenheit verwickelt warst und dass er das meiner Meinung nach wissen sollte.«
Oh Gott, das war es überhaupt nicht, was sie hatte sagen wollen. Nel hatte nie die Absicht gehabt, Pierce etwas über Jakes mögliche Verstrickung in einen zwielichtigen Grundstückshandel zu erzählen. Sie hatte keine Ahnung, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen oder nicht, und es war keineswegs ihre Gewohnheit, jemanden zu verleumden, ohne über die Fakten im Bild zu sein. Es war eine Sache, Pierce einen Wink zu geben, dass er Kerry Anne von Jake fern halten sollte – sie hatte die beiden zusammen gesehen –, aber jetzt, da sowohl Pierce als auch Jake leibhaftig vor ihr saßen, konnte sie ihn unmöglich beschuldigen, Pierce’ Frau verführt zu haben. Und so hatte sie sich in eine noch kompliziertere Lage manövriert.
Jake hob die Hand, um dem Barkeeper ein Zeichen zu machen. »Eine Cola light, bitte. Also, erzähl es mir, Nel, was habe ich angeblich getan?«
Nel blickte auf den Tisch hinab. Ihre Gedanken überschlugen sich hektisch, während Jake seine Cola von der Theke holte, zurückkam und sich einen Stuhl heranzog.
»Also«, sagte er scharf, nachdem er Platz genommen hatte.
Nel hatte kostbare Sekunden gewonnen, in denen sie sich eine Antwort zurechtlegen konnte. »Ich habe aus ziemlich verlässlicher Quelle erfahren, dass du vielleicht nicht nur ein Anwalt bist, der den Hunstantons beim Verkauf ihres Grundstücks behilflich ist.«
»Was hast du denn gehört?« Er klang vor allem verärgert.
»Dass du nur mit knapper Not einer Verurteilung wegen zwielichtiger Geschäfte entgangen bist, bei denen es sich um die Häuser alter Menschen drehte.«
»Ach, das hat also nicht lange gedauert. Ich dachte mir schon, dass diese olle Kamelle mir irgendwann hierher folgen würde, aber ich habe nicht geglaubt, dass es so schnell gehen würde.«
»Dann streitest du es also nicht ab?«, fragte Nel, erstaunt über seine Lässigkeit.
»Nein. Und war das alles, was du mit Pierce besprechen wolltest? Er hat mir erzählt, dass du um ein Treffen gebeten hast. Ging es dir nur darum, aus der Luft gegriffene Geschichten über mich zu erzählen?«
Er machte einen schrecklich sorglosen Eindruck. Sie starb still und leise vor sich hin. »Eigentlich bin ich hergekommen, um ihm von einer Sitzung zu erzählen, die der Hospizausschuss einberufen hat, aber so weit war ich noch nicht gekommen.«
»Nein, sie hat mir einen Haufen Unsinn über meine Frau erzählt! Als wüsste ich nicht, was sie im Schilde führt!«
»Und was für ein Unsinn war das?«
Nel sah Jake direkt in die Augen. Er erwiderte ihren Blick mit der gleichen Direktheit. Nicht eine Sekunde lang wich er ihr aus oder zeigte irgendwelche Anzeichen von Schuldgefühlen oder Unbehagen. Er war ärgerlich, sogar wütend, aber er fühlte sich nicht im Entferntesten schuldig. Was ein wenig seltsam war, wenn man bedachte, was sie
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