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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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konnte eine schwache Familienähnlichkeit erkennen, aber als Pierce Hunstanton mit den Drinks zum Tisch zurückkam, verfluchte Nel im Geiste die kleine Wasserpfütze auf dem Küchenfußboden von Vivians Mutter. Wäre sie nicht darauf ausgerutscht, läge sie jetzt nicht im Krankenhaus, und dann wäre ihre Tochter hier, um ihr Dekolletee schimmern zu lassen und kleine, flatterhafte Gesten mit den Händen zu machen. Vivian war so hübsch und so selbstbewusst, dass Pierce Hunstanton ihr im Nu aus der Hand gefressen hätte. Nel musste zu Freundlichkeit Zuflucht nehmen und viel lächeln, und obwohl sie mit dieser Methode in der Vergangenheit jede Menge Tombolalose verkauft hatte, war sie nicht überzeugt davon, dass diese Strategie ganz das Richtige war, um Pierce Hunstanton davon zu überzeugen, dass er nur ein kleines Vermögen wollte, kein riesiges.
    Plötzlich hatte sie einen Geistesblitz, wohl das Ergebnis ihrer Panik: Sie erinnerte sich an einen Aufsatz für das Fach Theaterstudien, bei dem sie Fleur geholfen hatte. Das Thema war Method Acting gewesen, für das es entscheidend war, seine Rolle wirklich zu leben. Wenn Nel so tat, als sei sie Vivian, würde sie vielleicht wie Vivian werden, und das hieß, charmant und überzeugend und sexy. Letzteres war besonders wichtig, befand sie, da jeder wusste, dass Sex immer ein gutes Verkaufsargument war. So würde sie Pierce ihre Pläne verkaufen.
    »Es ist schrecklich nett von Ihnen, dass Sie sich Zeit für mich nehmen«, gurrte sie, als sie an ihrem Drink genippt hatte. »Kerry Anne haben Sie nicht mitgebracht?«
    »Sie ist in London. Morgen will sie zurückkommen. Also, weshalb wollten Sie mich sprechen, Mrs Innes? Ich brauche Ihnen sicher nicht zu sagen, dass ich ein viel beschäftigter Mann bin.«
    »Nennen Sie mich doch bitte Nel.« Sie lachte, herzlich, wie sie hoffte. »Der einzige Ort, an dem man mich Mrs Innes nennt, ist die Schule. Ich würde sonst denken, Sie sprechen von meiner Schwiegermutter, die seit Jahren tot ist. Die Sache ist die ...« Sie fuhr mit etwas geschäftsmäßigerem Tonfall fort, weil ihr aufging, dass es wahrscheinlich ein Fehler gewesen war, ihre tote Schwiegermutter zu erwähnen. »Ich wollte Sie um etwas bitten.«
    »Ach, und warum?«
    »Wie meinen Sie das, warum?« Nel vergaß, Viv zu sein, und runzelte die Stirn. Seine Frage hätte nicht »warum« lauten sollen, sondern »worum?«
    »Worum wollten Sie mich bitten? Ich weiß, dass Sie gegen die Bebauung der Wiesen sind, und ich habe die feste Absicht, dort zu bauen. Was können Sie zu diesem Thema noch zu sagen haben?« Er räusperte sich. »Wenn Sie hier sind, um mir zu erzählen, dass Sie irgendeine wilde Blume oder einen seltenen Käfer oder etwas Derartiges auf dem Land entdeckt haben, erzählen Sie es nicht mir, erzählen Sie es den entsprechenden Behörden.« Er lachte wieder, obwohl Nel sich nicht vorstellen konnte, warum.
    Sie hörte auf, zu versuchen, jemand anderer zu sein als sie selbst. »Nein, nein, es ist nichts in der Art! Genau genommen bin ich gar nicht mehr gegen die Baupläne. Zumindest nicht gegen alle.«
    »Was? Was um alles in der Welt hat Sie veranlasst, Ihre Meinung zu ändern? Sie waren fuchsteufelswild!«
    »Ich war nicht fuchsteufelswild, aber ich habe inzwischen eingesehen, dass eine Bebauung dieses Landes mehr oder weniger unausweichlich ist.« Sie schob ihr Glas auf dem Deckel hin und her. »Ich möchte lediglich über die Art der Bebauung mit Ihnen reden.«
    »Ich begreife beim besten Willen nicht, was Sie das angeht.«
    »Ich wohne ganz in der Nähe dieser Wiesen. Die Bebauung des Geländes wird für alle, die in der weiteren Nachbarschaft davon leben, Konsequenzen haben. Weshalb ich auch glaube, dass es Ihre Pflicht wäre ...«
    »Was?«
    »Dass es wünschenswert wäre, sich für die schonendste Möglichkeit zu entscheiden. Meinen Sie nicht auch?«, fügte sie hinzu, um ihre Worte weniger drohend und eher bittend klingen zu lassen.
    Er runzelte die Stirn und raufte sich verwirrt die Haare, und Nel kam der Gedanke, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit Hugh Grant hatte, wenn man einige von dessen Gehirnzellen abzog und seinen gesamten Sexappeal. »Also, das ist wirklich eine Kehrtwendung, wie sie im Buche steht. Nach dem, was Chris Mowbray mir erzählt hat, dachte ich, dass Sie gegen jede Art von Bebauung auf die Barrikaden gehen würden.«
    Nel lächelte, um ein wütendes Zischen niederzukämpfen, das in ihr aufstieg. »Chris Mowbray kennt mich nicht so gut,

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