Geschenke aus dem Paradies
wedelte mit dem Schwanz.
»Nicht dass du es vergessen hättest, nicht wahr? Nachdem du das erste Mal belegt worden bist, bist du ein regelrechtes Flittchen geworden. Oh, mein Gott, ich hoffe doch, dass mir das nicht auch passiert.«
Der Gedanke, sie könne sich so benehmen wie ihre kleine Spanieldame, die sich zwar sehr charmant, aber vollkommen hemmungslos an jeden männlichen Hund heranmachte, dem sie begegnete, entsetzte Nel. »Was würde Simon bloß denken?«
Sie musste ihn buchstäblich heraufbeschworen haben, dachte sie einen Augenblick später, nachdem sie den Telefonhörer abgenommen hatte.
»Nel? Wo bist du gewesen, ich versuche seit einer Ewigkeit, dich zu erreichen.«
»Ich habe Viv bei ihren Bienen geholfen.«
»Oh. Und was war gestern Abend?«
»Ich bin in einer Disko gewesen, das habe ich dir doch erzählt.«
»Das hast du nicht, oder? Ich dachte, wenn du niemanden hättest, der dich begleitet, würdest du einsehen, dass es keine gute Idee war, und es bleiben lassen.«
»Simon, du warst derjenige, der gesagt hat, Fleur nehme möglicherweise Drogen. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich nichts unternehme.«
»Ja, aber allein in eine Disko zu gehen ...«
»Ich war nicht allein. Jake Demerand hat mich begleitet.«
»Und wer ist Jake Demerand?«
»Abgesehen davon, dass er der Vorsitzende der hiesigen Fußballmannschaft ist und der Anwalt, der für das Bauvorhaben auf dem Gelände des Hospizes verantwortlich ist ...« Um ihn für seine mangelnde Hilfsbereitschaft zu bestrafen, fügte sie hinzu: »... ist er der Mann, der mich unter dem Mistelzweig geküsst hat. Ich dachte, das wüsstest du alles.«
Ein kurzes Schweigen folgte. »Nun, ich wusste es nicht. Warum hast du ihn gebeten, dich zu begleiten? Du kennst ihn doch kaum!«
»Ich habe dich zuerst darum gebeten. Aber um genau zu sein, so war es gar nicht. Er hat mich zufällig gesehen und sich erboten, mitzukommen.«
»Oh. Ich nehme an, das war ganz nett von ihm.«
»Sehr nett, um genau zu sein.«
»Es ist doch nichts passiert, oder? Er hat nicht versucht, dich auf der Tanzfläche zu begrabschen oder so etwas?«
»Nein, wir sind einfach in seine Wohnung gegangen und hatten wilden, leidenschaftlichen Sex auf dem Sofa!« Die Wahrheit als Lüge präsentiert, war dennoch eine Lüge, aber Nel wusste, dass Simon diese spezielle Wahrheit niemals glauben würde.
Eine weitere Pause folgte, dann ein Seufzen und eine Art Brummen, das eine Entschuldigung hätte sein können. »Ich habe dich sehr gern, das weißt du, Nel. Und auch wenn du es schäbig gefunden haben musst, dass ich dich nicht begleitet habe, dachte ich doch, du würdest gegen Windmühlen kämpfen.«
»Und du warst der Meinung, dass man mich dazu nicht ermutigen sollte?«
»Genau. Übrigens, hast du Fleur gesehen?«
»Ja.«
»Und hat sie etwas genommen?«
»Das konnte ich nicht sehen. Aber ich habe ihren Freund gesehen, was sehr beruhigend war. Die Fahrt war nicht umsonst.«
»Das freut mich. Ich muss dich demnächst unbedingt mal schön ausführen.«
»Warum?«
»Weil ich über unsere Zukunft reden will. Fleur wird erst einmal reisen, wenn sie die Prüfungen hinter sich hat, nicht wahr? Sie plant ein freies Jahr vor der Uni?«
»Ich denke, ja. Ich weiß es nicht mit Sicherheit. Das hängt davon ab, ob sie genug Geld sparen kann.«
»Das hatte ich mir gedacht. Es wäre ein guter Zeitpunkt für uns, uns zusammenzutun.«
»Ach ja?«
»Lass uns jetzt nicht darüber reden, du bist offensichtlich böse auf mich. Aber wir werden in ein nettes Restaurant gehen und dann darüber reden.«
»Das wäre schön«, sagte Nel mit so wenig Begeisterung wie möglich, ohne unhöflich zu wirken. »Aber ich muss jetzt Schluss machen. Ich habe noch eine Menge zu tun.«
»Natürlich. Ich melde mich.«
Obwohl sie tatsächlich eine Menge zu tun hatte, erledigte Nel nichts davon. Sie legte sich aufs Sofa und wartete darauf, dass die Hunde sich auf sie legten und ihr Wärme und Trost spendeten. So sehr sie es auch zu verdrängen versuchte, in ihren Gedanken blitzten immer wieder Bilder aus der vergangenen Nacht auf. Sie hörte immer wieder Jakes Stimme (er hatte eine sehr schöne Stimme), wie er ihr etwas ins Ohr flüsterte, und sah Teile seiner Anatomie vor sich: einen Arm, einen Fuß, seine Hand auf ihrer Taille. Mit ungeheurer Willenskraft gelang es ihr, für den Augenblick nicht an andere Teile seines Körpers zu denken, aber es würde äußerst schwierig sein, ihn vollkommen aus ihrem
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