Geschenke aus dem Paradies
könnte er uns wegen Verleumdung oder so etwas verklagen.«
»Stimmt«, antwortete Catherine. »Ich dachte nur, ich sollte alles weitergeben, was ich weiß, auch wenn es noch so unwichtig scheint. Schade, dass Sie es nicht benutzen können. Noch eine Tasse Kaffee?«
»Nein, danke. Ich habe schon zu viel Kuchen gegessen.«
»Dieser Bauunternehmer hat sich um den Auftrag beworben«, fuhr Catherine fort. »Er glaubt, es sei alles unter Dach und Fach. Was einer der Gründe ist, warum ich Ihnen von dem Anwalt erzählt habe.«
»Haben Sie meine Petition unterschrieben? Ich hatte die Hoffnung, die Wiesen retten zu können, mehr oder weniger aufgegeben, aber jetzt könnte es vielleicht doch noch einen Versuch wert sein.«
Catherine seufzte. »Das bezweifle ich. Keiner unserer Briefe, in denen wir gegen die Pläne protestiert haben, hat etwas genutzt, oder?«
Nel musste zugeben, dass das der Wahrheit entsprach.
»He!«, rief Catherine plötzlich. »Haben Sie mal daran gedacht, selbst gemachte Karamellbonbons zu verkaufen? Drüben in Forrest wohnt eine Frau, die Karamellbonbons macht, für die man sterben könnte, und das ist keine Übertreibung.«
Robin trank seinen Kaffee aus und stellte den Becher vernehmlich auf den Tisch. »Aber sie arbeitet unter äußerst unhygienischen Bedingungen. Man findet ziemlich oft Hundehaare in dem Karamell, die Töpfe sind uralt, und der Küchenfußboden dort ist so klebrig, dass man kaum darüber gehen kann.«
»Hm, klingt anheimelnd«, sagte Nel. »Ich werde sie mir vielleicht mal ansehen, und sei es nur, um eine Kostprobe zu schnorren.«
»Wo wir gerade beim Thema sind, Sie müssen unbedingt diese Lammkeule hier mitnehmen. Jemand hat sie bestellt und dann abgesagt.«
»Ich will aber dafür bezahlen ...«
»Reden Sie keinen Unsinn!«
Nel blieb an diesem Tag keine Zeit mehr, jemanden aufzusuchen, den sie nicht kannte, aber selbst wenn alle Leute, die sie kannte, Briefe an die Gemeinde schickten, hatte sie immer noch lange nicht genug beisammen. Sie würde nach anderen Produkten Ausschau halten müssen. Die Sache hatte nur einen Haken. Es mochte durchaus angehen, mehr als einen Käsehersteller auf dem Markt zu haben, aber wenn sie geradezu nach Konkurrenz suchte, käme ihr das dem Freund gegenüber, der den Käse herstellte, doch ein wenig treulos vor. Andererseits war es eine noch größere Treulosigkeit, wenn der Markt nicht mehr stattfinden konnte, weil sie nicht genug Leute zusammenbekam. Ich wünschte, ich wäre ein Tier, dachte Nel, die langsam Kopfschmerzen bekam, dann müsste ich keine moralischen Bedenken haben. Ich könnte einfach meinen Instinkten folgen. Als ihr plötzlich wieder einfiel, was passiert war, als sie »einfach ihren Instinkten gefolgt war«, beschloss sie, den Tag – und die Woche – bei Sacha zu ausklingen zu lassen und ihre Freundin um einen beruhigenden Trank zur Aufmunterung anzugehen.
Sacha freute sich sehr, sie zu sehen. »Nel! Du bist die Beste! Ich bin dir ja so dankbar!«
»Es ist schön, dass mich jemand zu schätzen weiß«, sagte Nel, während sie unaufgefordert Platz nahm. »Aber womit habe ich das verdient?«
»Du hast mir Kerry Anne vorgestellt! Sie ist unglaublich! Am Tag nach eurem Besuch ist sie wiedergekommen und hat mir geholfen – ich habe beschlossen, doch nicht nach Oxford zu fahren –, und gestern hat sie eine Unmenge von meinen Sachen mit nach Amerika genommen, und sie ist fest davon überzeugt, dass ihr die Bestellungen schon bald aus den Ohren kommen werden! Es ist einfach fantastisch!«
»Aber wirst du solche Mengen denn schaffen?«
»Es wird hart werden, aber wenn Kerry Anne zurückkommt, wird sie mir helfen.«
»Also kann ich sie nicht länger hassen? Viv wird fuchsteufelswild sein.«
»Warum?«
»Sie sagt, es sei langweilig, dass ich niemals jemanden hasse. Sie findet auch Leute langweilig, die immer nur nett über andere Leute reden. Ich muss um ihretwillen unbedingt üben, gehässig zu sein. Wenn ich weiß, dass Kerry Anne dir geholfen hat ...«
»Das hat sie! Aber ich werde wirklich bald etwas Größeres brauchen, wenn ich die Produkte für Kerry Annes Wellnesshotel herstellen soll. Dieses Haus in Oxford wäre nicht das Richtige gewesen ...«
Nel hörte ihr jedoch nicht mehr zu. »Ein Wellnesshotel!«, fiel sie ihrer Freundin ins Wort.
»Ja. In dem alten Haus. Das wird bestimmt fantastisch.«
»Aber ich dachte, die Hunstantons wollten Anteilswohnungen daraus machen!«
»Nun, das Wellnesshotel ist Kerry
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