Geschenke aus dem Paradies
werden. »Tut mir ja so Leid, aber Ihr Lieblingsneffe« – oder was immer er war – »lebt in einer Wohnung, die an einen Dokumentarfilm über Müll erinnert oder an ein für den Turner-Preis nominiertes Kunstwerk.«
»Kommen Sie mit in die Küche, dann mache ich Ihnen eine Tasse Kaffee. Vielleicht haben Sie ja auch Lust, ein Zimthörnchen zu probieren. Sie sind aus Blätterteig, aber nicht klebrig, hoffe ich. Ich habe sie gerade aus dem Ofen geholt.«
Nels aufgewühlte Nerven erholten sich wieder, als sie den makellosen Zustand der Küche sah. Sie war ebenso sauber und ordentlich, wie das Wohnzimmer schmutzig und chaotisch war. »Was für eine Erleichterung!« Sie lachte. »Ich dachte schon, ich müsste Sie ablehnen.«
»Was? Meine Zimthörnchen ablehnen?« Seine Enttäuschung war bezaubernd. »Das wäre eine Premiere!«
»Nein! Ich dachte, ich müsste Sie als Koch für den Bauernmarkt ablehnen. Alles und jeder müssen sehr hohen Hygienestandards entsprechen. Selbst wenn Sie nicht hier kochen würden, nehme ich an, dass man Ihre Küche inspizieren würde.«
»Ich bin gelernter Koch! Ich habe all meine Prüfungen in dieser Hinsicht bestanden!«
»Dann wäre das also geklärt. Darf ich mich setzen?«
Nel nahm am Küchentisch Platz und sah zu, wie dieser große, gut aussehende Junge Kaffee kochte, Teller zu Tage beförderte und Puderzucker durch ein Teesieb auf einen Teller mit Pasteten siebte. Er war gebaut wie ein Rugbyspieler, aber seine Bewegungen waren harmonisch und sparsam, und jeder Gegenstand erschien unter seinen Fingern, sobald er ihn brauchte. Nel war in diesen Dingen selbst kein Profi, hatte aber das Gefühl, dass der junge Mann überall kochen konnte und es wie ein Kinderspiel aussehen würde.
Die Zimthörnchen schmolzen schon fast, bevor sie in ihrem Mund ankamen, und sie blieben auch nicht lange dort. »Die sind ja fantastisch!«, sagte sie. »Oh, ich bin so froh, dass ich nicht mehr zu den Weight Watchers gehe.«
»Weight Watchers? Warum denn das?«
»Aus den normalen Gründen. Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie sonst noch zubereiten können. Auf dem Markt werden Sie nämlich keinen Ofen haben. Es muss alles auf Gasbrennern gemacht werden.«
»Hm, ich habe Blätterteigpasteten geübt, weil sie immer meine Schwachstelle gewesen sind, aber ich benutze wirklich gern frische Zutaten, bereite sie schnell zu und esse sie ohne großen Firlefanz, was Soßen und dergleichen betrifft. Außerdem habe ich eine Vorliebe für Gebratenes. Ich will in zehn Jahren mein eigenes Restaurant haben.«
»Wow! Und es würde Ihnen Spaß machen, Ihr Können auf dem Bauernmarkt zu demonstrieren?«
»Oh ja, Helen – Sie haben sie kennen gelernt? – hat mir alles erzählt. Sie meinte, Sie würden mich wahrscheinlich nicht bezahlen können, ich müsse aber auch die Zutaten nicht bezahlen, und das wäre eine gute Möglichkeit, meinen Namen und mein Gesicht in der Gegend bekannt zu machen.«
»Nun, ich hoffe, dass ich Ihnen etwas bezahlen kann. Wenn ich genug Verkäufer zusammenbekomme und sie alle ihre zwanzig Pfund oder was auch immer bezahlen, müsste ich ein wenig für Sie abzweigen können. Genau genommen werde ich Sie nicht selbst bezahlen. Da fällt mir etwas ein!«, fügte sie plötzlich hinzu. »Warum halten wir beim Frühlingsfest für das Hospiz nicht auch einen Bauernmarkt ab?«
»Bitte?«
»Ich muss verrückt klingen, aber mir ist gerade die Idee gekommen, dass wir bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung, die ich organisiere, außer der Reihe einen Markt abhalten könnten. Das würde der Veranstaltung zugute kommen, und gleichzeitig könnten wir bekannt geben, dass der Bauernmarkt in Zukunft woanders stattfindet! Das wäre wunderbar!«
»Und Sie wollen, dass ich dort koche? Cool!« Er zeigte ein breites zähneblitzendes Lächeln, mit dem man Bier an Brauereien, Kohlen in Newcastle und, wenn nötig, Kühlschränke an die Eskimos verkaufen konnte. »Möchten Sie vielleicht die Pasteten probieren, die ich gemacht habe? Die könnte ich auf dem Bauernmarkt verkaufen.«
Nel war durch den Umgang mit ihren Söhnen unempfänglich für den Charme junger Männer. Oder zumindest glaubte sie, es zu sein. Sie konzentrierte sich darauf, professionell zu klingen. »Nur wenn Sie einheimische Zutaten benutzen. Wenn Sie eine Pastete machen wollen, sollten Sie sich mit jemandem zusammentun, der die Hauptzutat produziert ...«
»Ente.«
»... und sie für Ihre Pastete benutzen.« Dann vergaß sie ihren Vorsatz,
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