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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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gleichermaßen vernünftig antworten zu müssen, obwohl sie sich am liebsten auf den Teppich geworfen und laut geheult hätte. »Oh, das tun wir. Ich hoffe nur, dass wir auch weiterhin großartige Arbeit leisten können.«
    »Was könnte Sie daran hindern?«
    Nel beschrieb ihr leidenschaftlich die Arbeit, die im Hospiz getan wurde, die Schwierigkeiten mit dem Wiesengelände (aus Gründen der Höflichkeit geziemend zensiert) und die Probleme mit dem Bauvorhaben selbst. Auf halber Strecke musste sie sich noch eine Tasse Tee einschenken lassen, um bei Kräften zu bleiben.
    »Sie sehen also«, kam sie schließlich zum Ende, »wir brauchen die Wiesen wirklich, um Jahr um Jahr Spenden zu sammeln. Wir brauchen auch den Zugang zum Fluss, damit die Kinder auf das Boot können.«
    Abraham zwinkerte ihr nicht gerade verschwörerisch zu, aber es fehlte auch nicht viel. »Überlassen Sie das mir«, sagte er. »Vergessen Sie nicht, dass die Kinder bei meinem Vorschlag nach wie vor Zugang zum Fluss hätten.« Mit einem geübten Schlürfen leerte er seine Tasse. »Aber prüfen Sie einmal die Grundstücksurkunden des Hospizes und ermitteln Sie, wer genau wo das Sagen hat. Und, wenn ich das vorschlagen darf, ermitteln Sie, wer wovon profitieren wird.«
    Nel machte sich zu dem Eiscremeverkäufer auf den Weg und dachte angestrengt darüber nach, was Abraham über die Grundstücksurkunden gesagt hatte. Sie hatte genug Zeit in seiner Gesellschaft verbracht, um auf seine Ehrlichkeit zu vertrauen, und sein Angebot, das Hospiz neu zu decken, sagte ihr, dass er das Herz eindeutig am rechten Fleck hatte. Natürlich würde er daran verdienen, aber Geld zu verdienen war nicht direkt eine Sünde. Eine Sünde dagegen war es, Geld an benachteiligten Menschen zu verdienen: alten Menschen oder Kindern mit lebensbedrohlichen Krankheiten.
    Sie änderte ihre Meinung, was die Eiscreme betraf. Stattdessen bog sie in einen Feldweg ab und fuhr zurück in die Stadt. Sie wollte tun, was sie so oft getan hatte, nachdem sie hierher umgezogen war: Sie machte sich auf den Weg zum Hospiz.
    Sie hatte Glück; ein kleiner Junge wollte etwas vorgelesen haben, sodass Nel einen Vorwand hatte, um es sich mit ihm auf den Sitzkissen bequem zu machen, einen Stapel Bücher neben sich. Das Zusammensein mit Kindern rückte die Dinge im Leben immer wieder ins richtige Verhältnis, denn bei Kindern konnte man sich nicht verstellen, man musste einfach man selbst sein. Genauso wenig brauchte man sich über ihre Motive Gedanken zu machen. Wenn sie eine Geschichte hören wollten, dann wollten sie eine Geschichte hören, und Nel war nur allzu gern bereit, vorzulesen. Als ihre eigenen Kinder noch klein gewesen waren, waren sie beim Vorlesen oft eingeschlafen, aber sie hatte weitergemacht und die Geschichte trotzdem zu Ende gelesen. Die Literatur für Erwachsene bot wenig Spielraum für verstellte Stimmen. Als der kleine Junge ihrer schauspielerischen Darbietung von Die Katze im Hut müde wurde und abzog, um sich eine andere Beschäftigung zu suchen, hievte Nel sich hoch und ging ins Büro.
    »Karen«, sagte sie und versuchte, lässig wie immer zu klingen, obwohl sie sich in Wirklichkeit wie ein Spion vorkam, »ich könnte wohl nicht mal schnell einen Blick in die Grundstücksurkunden werfen, oder? Ich würde gern eine Sache wegen dieser Bauplanungsgenehmigung nachsehen.« Es entsprach vollkommen der Wahrheit, kam ihr aber trotzdem wie eine Flunkerei vor.
    »Ich glaube nicht, dass die Urkunden hier sind, Nel«, erwiderte Karen, öffnete den Aktenschrank und stöberte in den Mappen. »Ich glaube, Christopher hat sie. Er hat sie mit nach Hause genommen, um selbst etwas zu überprüfen.«
    »Oh, hm, ich schätze, er hatte dieselben Gedanken wie ich. Dieses alternative Bauvorhaben könnte ausgesprochen vorteilhaft für uns sein.«
    »Warum fahren Sie nicht zu ihm nach Hause? Er hat die Urkunden wahrscheinlich parat, da er sie erst vor zwei Tagen mitgenommen hat.« Karen lachte. »Er könnte natürlich Golf spielen. In letzter Zeit ist er geradezu versessen darauf. Soll ich ihn für Sie anrufen und feststellen, ob er da ist?«
    »Nein, machen Sie sich keine Mühe. Ich fahre einfach aufs Geratewohl mal vorbei. Wenn er nicht da ist, kann ich ihn später anrufen, um einen Termin auszumachen.«
    Christopher Mowbray war da, aber die Urkunden waren es nicht. Nel war nicht überrascht, nicht jetzt, nachdem sie beinahe sicher war, dass er etwas im Schilde führte. Wahrscheinlich hatte er schon seit

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