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Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
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meine Mutter. Ich habe einfach keinen Bock mehr auf den Scheiß! Ersparen Sie mir das!«
    Keiner sagte etwas. Ich sprang auf und wollte aus dem Zimmer stürmen, aber Mama fasste mit einer Hand meinen Arm und hielt mich fest.
    »Bleib hier, bitte«, sagte sie leise und bestimmt.
    Ich machte mich los, drehte aber wieder um und setzte mich hin. Mein Blick fiel auf meine Geschwister und Papa. Sie waren so ruhig, dass ich sie schon fast vergessen hatte. Papa hatte eine tiefe Sorgenfalte auf der Stirn und versuchte, mich anzulächeln. Kerstin verschränkte finster die Arme vor der Brust. Stefan schaute auf den Boden.
    »Na, das war ja mal wieder ein ganz schöner Ausbruch, Janine!« Frau Antunes lächelte, aber es sah nicht richtig nett aus. Sie tat so, als hätte sie alles im Griff. »Vielleicht war das jetzt gerade alles ein bisschen viel für dich. Die Krankheit deiner Oma, die Beerdigung … Jeder verarbeitet Trauer eben anders. Bei dir ist wohl die Wut das Ventil.«
    »Ich bin nicht wütend, ich will da bloß einfach nicht mehr hin! Warum hören Sie mir eigentlich nie zu?« Ich war wieder kurz davor, total auszuflippen.
    »Ich höre dir ja zu, Janine! Und ich glaube, dass dir der Tod deiner Oma mehr zusetzt, als du zugibst.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung, was Omas Tod damit zu tun haben sollte, dass ich meine Mutter nicht mehr besuchen wollte.
    »Du bist dir also sicher, dass du deine Mutter eine Weile nicht mehr sehen möchtest, richtig?«
    Ich nickte.
    »Ich kann es nicht versprechen, weil ich es nicht alleine entscheiden kann. Deine Mutter müsste zustimmen. Aber ich möchte dir einen Vorschlag machen: Ich erkläre deiner Mutter, dass du die nächsten vier Monate eine Pause brauchst und sie in dieser Zeit nicht besuchen möchtest. Im Gegenzug schreibst du ihr gelegentlich.« Frau Antunes sah mich erwartungsvoll an.
    »Das ist ein guter Vorschlag, danke für Ihr Verständnis und Ihre Kompromissbereitschaft, Frau Antunes«, sagte Mama. »Oder, Janine, das ist doch ein guter Vorschlag, so machen wir’s!« Sie lächelte mich an, aber ich sah in ihren Augen, dass sie Angst hatte.
    Ich nickte.
    Am nächsten Tag rief Frau Antunes an und gab Bescheid, dass meine Mutter mit ihrem Vorschlag einverstanden war. Aber auch wenn sie nicht einverstanden gewesen wäre: Ich wäre da nicht mehr hingegangen. Ich würde mich nie wieder zu etwas zwingen lassen. Ich würde mir von meiner Mutter nicht mehr in mein Leben reinreden lassen. Ich würde ihrem Egoismus etwas entgegensetzen! Ich wusste nicht, warum, aber mir wurde immer klarer, dass ich mit dieser Frau nichts mehr zu tun haben wollte. Hatte es mit ihrer schrecklich peinlichen Show auf der Beerdigung zu tun? Oder damit, dass Oma nicht mehr da war, der einzige Mensch aus meiner leiblichen Familie, der mir wirklich etwas bedeutete? Ich wollte nicht zu meiner Mutter gehören und gehörte nicht zu ihr. Ob sie nun meine leibliche Mutter war oder nicht: Sie war nicht meine Familie. Und dieser blöde Helmut erst recht nicht. Meine Familie waren Mama, Papa, Kerstin, Anne und Stefan. Hier war ich zu Hause und das würde sich nie ändern. Dafür würde ich kämpfen und wenn ich mir dabei die Seele aus dem Leib schreien müsste!
    Zwei Wochen nach dem Besuch von Frau Antunes hatte meine leibliche Mutter Geburtstag. Mama erinnerte mich zuvor daran, dass ich ihr nun endlich mal schreiben müsste. Das war schließlich Teil der Abmachung. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, nahm einen Bogen Briefpapier und schrieb: Liebe Mutti. Dann schrieb ich nichts mehr. Ich starrte endlos lange auf die beiden Wörter. Und dachte: Lüge. Alles Lüge! Sie war keine »Mutti« und »lieb« war sie auch nicht. Dass ich zu ihr »Mutti« sagen sollte und zu Mama »Mama«, hatten sich die beiden ausgedacht, als ich noch ganz klein war. Meine Geschwister sagten zu Mama »Mama«, deshalb war klar, dass ich das auch machen würde. Meine Mutter bestand dann darauf, dass ich zu ihr »Mutti« sagte. Je älter ich geworden war, umso mehr versuchte ich, es zu vermeiden.
    Ich pfefferte den Stift auf den Tisch, knüllte das Papier zusammen und warf es weg. Dann packte ich meine Sachen und ging zum Tanztraining. Damit war das Thema »Briefe an meine Mutter« erst mal erledigt. Das war einfach eine super blöde Idee von Frau Antunes gewesen!
    Aber so einfach kam ich aus der Sache dann doch nicht raus. Zwei Tage vor dem Geburtstag meiner Mutter kam das Ganze wieder auf. Mama und ich räumten gerade zusammen

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