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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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hundert Fuß Tiefe aus, und vollendeten so in kurzer Zeit eine fünfhundert Stunden lange Straße und zwar so eben
     und breit, daß man sie überall mit einer Carrosse leicht hätte befahren können. Als die Spanier in Peru einfielen, wurden
     diese Straßen größtentheils durch die Eingebornen zerstört, um das Vordringen der Feinde zu verhindern. Die erwähnte Straße
     führte nach Quito über die Gebirge. Die Indianer legten bald darauf eine zweite, durch die Ebenen nach dieser Provinz führende
     an; in allen Tiefen, die meistens eine Stunde breit waren, errichteten sie hohe Erdaufwürfe und machten die Straße, die vierzig
     Fuß breit war, so eben daß man weder auf- noch abwärts zu steigen brauchte; sie war gleichfalls 500 Stunden lang, zu beiden
     Seiten mit Schranken versehen und mit zwei Reihen von Obstbäumen und andern Bäumen bepflanzt. Auf den höchsten Bergen befanden
     sich zu beiden Seiten der Straße geebnete Plätze, zu welchen in die Felsen gehauene Treppen hinaufführten, damit die, welche
     den König auf seiner Sänfte trugen, leichter hinauf steigen konnten, wenn dieser sich an der Aussicht ergötzen wollte, die
     oft einen Gesichtskreis von 100 Stunden darbot.
    Auch eine Posteinrichtung war in dem Reiche eingeführt. Auf allen Straßen waren von einer Viertelstunde bis zur andern fünf
     bis sechs Chasqui (Boten oder Läufer) zur schnellen Besorgung der Neuigkeiten, Nachrichten oder königlichen Befehle aufgestellt.
     Diese Boten wohnten in kleinen Häuschen, um sich gegen die Witterung zu schützen; sie kamen der Reihe nach an das Ueberbringen
     der Botschaften und mußten ihre Blicke beständig auf die Straße richten um ja keinen heraneilenden Boten zu versäumen. So
     schnell als möglich mußten sie von ihm die zu besorgende Botschaft vernehmen, damit ja keine Zeit verloren ging. Ihre Stationshäuschen
     waren deßhalb immer auf einem Hügelangelegt, so daß sie sich bis auf eine Viertelstunde hin erblicken konnten. Die Entfernungen waren deßhalb nicht größer bestimmt,
     weil sie behaupteten ein Mensch könne nicht wohl, ohne stille zu stehen oder außer Athem zu kommen, weiter laufen. Die Boten
     nannten sie Chasqui, d. h. Auswechsler, indem diese die Nachrichten einander mündlich mittheilten oder die Worte austauschten;
     von schriftlicher Mittheilung konnte keine Rede seyn, weil den Indianern die Schrift unbekannt war; die Botschaften selbst
     waren in wenige leicht zu behaltende Worte gefaßt, damit deren Sinn nicht entstellt würde oder die Boten sie vergäßen. Der
     Läufer welcher die Botschaft brachte, fing schon in der Ferne laut zu rufen an, um den Boten der an die Reihe kam, aufmerksam
     zu machen. Er wiederholte das was er zu sagen hatte zwei oder dreimal, bis der welcher die Depesche weiter befördern sollte,
     sie gehörig und genau verstanden hatte, und so ging es fort bis zu dem Orte, wohin sie bestimmt war.
    Das ganze Reich war nach den vier Weltgegenden (Tavantinsuyv) in vier große Theile geschieden, der östliche hieß Antisuyv,
     der westliche Cuntisuyv, der nördliche Chinchasuyv und der südliche Collasuyv nach den vier Provinzen Anti, Cunti, Chincha
     und Colla. Die Hauptstadt Cuzco lag in der Mitte, und es verdient bemerkt zu werden, daß dieser Name »Nabel der Erde« bedeutet.
     Kamen neue Provinzen zu dem Reiche, so wurden sie einem der vier Haupttheile einverleibt. Um eine feste Ordnung im Staate
     zu begründen, hatten die Incas zu gleicher Zeit verordnet, daß von Zeit zu Zeit eine allgemeine Volkszählung, die sich sogar
     auf die Kinder erstreckte, vorgenommen wurde; die Bewohner jeder Stadt, selbst der kleinsten, wurden in ein öffentliches Register
     eingetragen und zwar decurienweise, d. h. je zehn und zehn Mann, über welche ein Decurio als Zehnmann die Aufsicht führte.
     Je fünf solcher Decurien hatten wieder ein eignes Oberhaupt, das mithin über fünfzig Mann zu gebieten hatte. Zwei Decurien
     von je fünfzig Leuten hatten einen Führer, fünfhundert Mann bildeten eine Compagnie unter einem Hauptmann, zwei Compagnien
     oder tausend Mann standen unter einem General. Diese Decurionen, Hauptleute und Generale hatten insbesondere zwei Obliegenheiten:
     die erste war genau darauf zu achten, daß für die Bedürfnisse der ihnen Untergebenen gesorgt wurde. Wenn es sich z. B. um
     dieHerbeischaffung von Lebensmitteln oder um Unterstützung bei einem Unglücksfalle handelte, so mußten sie sich deßhalb an die
     obern Behörden wenden und die

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