Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
gewöhnlich 14 Fuß breit und 150 Schritte lang. Da jedoch das Schilf und Stroh schnell dem Verderben ausgesetzt sind,
     so war man gezwungen alle sechs Monate diese sonderbaren Brücken neu einzurichten. Die Seile, auf denen die ganze Brücke ruhte,
     wurden an beiden Ufern dadurch befestigt, daß man sie tief in die Erde eingrub ohne sie an hölzerne oder steinerne Pfeiler
     anzubinden. Wahrscheinlich rührte dieses Verfahren daher, weil eine solche Brücke bald weiter oben bald weiter unten geschlagen
     wurde und sie auf diese Weise damit in sehr kurzer Zeit fertig wurden. Diese Brücken legte man jedoch nur auf den Hauptstraßen
     an, weil ihre Erbauung und Unterhaltung zu kostspielig war. – An andern Stellen wurde der Uebergang auf großen Flößen bewerkstelligt;
     denn die Kunst Kähne oder Schiffe zu bauen kannten die Indianer nicht. Der Hauptgrund lag wohl in der Beschaffenheit ihrer
     Holzarten, denn wenn in jenen Ländern auch große Bäume, die man zu Canots und dergleichen hätte verwenden können, wachsen,
     so warendieselben wegen ihrer Schwere und Eisenhärte dazu untauglich. Sie bedienten sich daher zu Flößen eines Baumes, der nur so
     dick wie die Hüfte eines Mannes wird und dabei sehr leicht ist. Fünf bis sechs solcher Baumstämme fügten sie zusammen, der
     längste kam in die Mitte und so waren die nach der äußern Seite stets verhältnißmaßig kürzer und liefen in eine Spitze aus,
     um auf diese Weise das Wasser besser durchschneiden zu können. Um sie von dem einen Ufer nach dem andern zu bringen, hatte
     man an beiden Seiten Seile befestigt. Außer diesen Flößen oder fliegenden Brücken bedienten sie sich statt der Barken eines
     sonderbaren Verbindungsmittels. Sie nahmen nämlich einen Bündel Schilf von der Größe eines Ochsen, banden ihn so fest als
     möglich und gaben ihm von der Mitte aus nach dem Vordertheile eine Spitze, einer Art Schiffsschnabel ähnliche Gestalt; von
     dieser Spitze aus wurde der Bändel nach der entgegengesetzten Richtung oder nach dem Hintertheil hin immer breiter; die Oberfläche
     auf welche die Ladung gelegt wurde war flach. Zur Führung dieses sonderbaren Fahrzeugs bedurfte es nur eines Mannes, der sich
     auf das Hintertheil setzte und seine Hände und Beine als Ruder gebraucht. War der Strom reißend, so kam das Fahrzeug 100 bis
     200 Schritte unter dem Orte der Abfahrt an. Wenn der Schiffer jemanden übersetzte, so mußte der Ueberfahrende sich längs auf
     das Fahrzeug hinlegen und seinen Kopf gegen den Fährmann stemmen, der ihm noch ganz besonders anrieth sich fest an den Seilen
     des Bündels zu halten ohne den Kopf zu erheben oder die Augen zu öffnen. Weil nämlich das Fahrzeug reißend schnell den Strom
     hinabglitt, so konnte der, welcher daran nicht gewohnt war in Schrecken gerathen, die Besinnung verlieren und in die Fluth
     stürzen. Ein anderes Mittel über reißende Ströme zu setzen bestand darin, daß sie einen großen Korb aus Binsen verfertigten
     und denselben an langen Seilen von einem Ufer zum andern zogen. Uebrigens gehörte zu dieser Ueberfahrtsweise große Geschicklichkeit,
     weil der Korb leicht umschlug. Es mußten deßhab gewisse Provinzen die Fährleute abrichten und an die Ueberfahrtsstellen schicken,
     damit diese Unglücksfälle so viel als möglich vermieden wurden. Uebrigens fand diese Ueberfahrt nur an abgelegenen wenig besuchten
     Uebergangspunkten statt.
    Mit diesen Flößen und den beiden andern Fahrzeugen wagtensich die Indianer sogar auf die offene See bis auf sechs Stunden Entfernung von der Küste; das Meer an der Küste von Peru
     ist nämlich sehr ruhig, so daß man es mit den kleinsten Schaluppen befahren kann. Mannsdicke, aber sehr leichte Schilfrohre
     dienten ihnen beim Fahren als Ruder, welche sie mit beiden Händen sehr geschickt zu führen wußten. Mit diesen Fahrzeugen gingen
     sie zugleich auf den Fischfang aus. Sie verstanden Fische von der Größe eines Mannes auf dieselbe Weise zu fangen wie man
     die Wallfische mit der Harpune wirft. Sie banden nämlich einen Haken an ein starkes Seil, das 20, 30 ja 40 Klafter lang war.
     Sobald der Fischer seine Beute mit dem Haken getroffen hatte, ließ er das Seil, welches er in der Hand hielt nach; der Fisch
     schwamm dann mit ungemeiner Schnelligkeit bis er seine Kraft allmählich verlor und der Fischer ihn auf sein Fahrzeug ziehen
     konnte. – Außerdem fischte man mit Netzen und Angeln doch ohne besondern Erfolg, weil die Netze zu klein waren und die

Weitere Kostenlose Bücher