Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Volk und die Vornehmen herbeirufen, gab aber darauf den Bescheid, daß man der Mörder der Christen
nicht habhaft werden könne, weil sie aus seinem Gebiete entwichen seyen.
Der Statthalter hielt sich noch einige Tage hier auf, sah aber wohl ein, daß die des Mordes beschuldigten Indianer nicht aufzutreiben
seyen; auch der Ort Tumbez selbst war verödet, obschon er immer noch wichtig genug schien, und zwar hauptsächlich einiger
daselbst befindlichen Gebäude und zweier befestigten Häuser wegen, von denen das eine mit einem doppelten Erdwalle umgeben
und mit Höfen, Gemächern und Thoren wohl eingerichtet war, so daß es bei den Indianern schon als eine vorzügliche Festung
galt. Die Ursachen der Verödung waren nach der Angabe der Eingeborenen eine große Seuche, welche sie heimsuchte und der Krieg,
den sie mit dem Caziken der Insel führten. Da nun in der ganzen Gegend außer den Unterthanen des Caziken weiter keine Indianer
anzutreffen waren, so beschloß der Statthalter mit einem Theil des Fußvolks und der Reiterei aufzubrechen und eine andere
besser bevölkerte Provinz aufzusuchen, um daselbst eine Colonie anzulegen. Er machte sich also, nachdem er bei den Leuten,
die zur Bewachung des Gepäcks zurückblieben, einen Stellvertreter gelassen hatte, auf den Weg; Der Cazike hielt Friede und
sammelte das Volk wieder in seinen Wohnorten.
7. Fortsetzung des Wegs bis zum Flusse Turicarami. Freiwillige Unterwerfung der Caziken. Züchtigung einiger Caziken im Gebirge
und an der Küste. Gründung der Colonie San Miguel de Piura.
Am ersten Tage der Abreise von Tumbez; welcher auf den 16 Mai 1532 fällt, kam der Statthalter an einen kleinen Ort undnach den drei folgenden Tagen an einen Ort, der zwischen Bergen lag. Der Cazike und Herr desselben erhielt den Namen Juan.
Hier rastete er drei Tage und nach wieder drei Tagen erreichte er das Ufer eines Flusses, wo er eine zahlreiche Bevölkerung,
eine Menge von Landeserzeugnissen und Heerden von Schafen (Lamas) fand. Die Straße war ganz von Menschenhänden angelegt, breit,
gut gebaut und an einigen schwierigen Stellen gepflastert. Als an diesem Flusse, welcher den Namen Tuncarami 11 führt, angelangt war, schlug er in einem Orte, der Puetschio hieß, sein Lager auf. Fast alle Caziken, welche am Flusse abwärts
wohnten, kamen friedlich zu dem Statthalter und die Bewohner des Ortes eilten ihm schon auf dem Wege zum Empfange entgegen.
Er nahm sie alle mit vielem Wohlwollen auf und verkündete ihnen den ihm von Sr. Majestät gewordenen Auftrag, sie zur Erkenntniß
des wahren Glaubens so wie zum Gehorsam gegen die Kirche und Se. Majestät hinzuführen. Nachdem ihnen die Anrede des Statthalters
durch die Dolmetscher klar geworden war, erwiederten sie, daß sie seine Vasallen seyn wollten; er nahm sie als solche mit
den erforderlichen Feierlichkeiten an und sie leisteten von jetzt an Dienste und lieferten Lebensmittel. Ehe man zu dem erwähnten
Orte gelangt, ungefähr in der Entfernung eines Armbrustschusses, liegt ein großer Platz mit einer von einem Walle umgebenen
Festung und vielen Gemächern im Innern; hier ließen sich die Spanier nieder, um den Einwohnern nicht zur Last zu fallen. Der
Statthalter ließ auch unter Androhung schwerer Strafe verkünden, daß Niemand weder diesen, noch allen andern, die sich friedlich
nahten, irgend einen Schaden an ihrem Leibe oder au ihrem Gute zufüge; daß man nicht mehr Lebensmittel nehme, als sie selbst
freiwillig zum Unterhalte der Spanier lieferten und daß die Strafe an den Zuwiderhandelnden alsbald solle vollzogen werden,
da die Eingeborenen jeden Tag so viel Lebensmittel und Futter für die Pferde herbeibrachten, als nöthig war und überhaupt
alles thaten, was ihnen befohlen wurde.
Da der Statthalter sah, daß das Ufer des Flusses fruchtbar und sehr bevölkert war, so ließ er die Umgegend untersuchen und
nachforschen, ob sich ein Hafen an einer vortheilhaften Stelle finde; man entdeckte einen sehr guten Hafen an der Küste nicht
weit vondem Ufer des Flusses, und Caziken, welche über eine zahlreiche Bevölkerung herrschten, und zwar an Orten, von wo man leicht
zur Dienstleistung an den Fluß gelangen konnte. Er besuchte auch selbst alle Orte, und die Gegend schien ihm, nachdem er sich
von ihrem Zustande überzeugt hatte, zur Anlegung einer spanischen Colonie geeignet. Um nun dem Willen Sr. Majestät nachzukommen
und die Eingeborenen zur Bekehrung und zur Erkenntniß
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