Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
unseres heiligen katholischen Glaubens hinzuleiten, schickte er einen
Boten nach Tumbez, um die Spanier, welche dort zurückgeblieben waren, herbeizurufen, damit die Colonie im Einverständniß mit
den von Sr. Majestät dazu bestimmten Leuten an einer seinem Dienste und dem Wohl der Eingebornen am besten entsprechenden
Stelle angelegt würde. Vor der Absendung des Boten überlegte er wohl, daß die Ankunft der Leute sich sehr verzögern würde,
wenn dieser nicht ein Mann wäre, der dem Caziken und den Indianern von Tumbez hinlängliche Furcht einzuflößen wisse, um sie
zur Förderung des Marsches der Mannschaft zu bewegen; er schickte deßhalb seinen Bruder, den Generalcapitän Hernando Pizarro.
Unterdessen erfuhr der Statthalter, daß einige Caziken, welche in dem Gebirge wohnten, von einer friedlichen Annäherung nichts
wissen wollten, obschon sie durch die Befehle Sr. Majestät dazu waren aufgefordert worden; er schickte also einen Hauptmann
mit 25 Reitern und einer Anzahl Fußvolk ab, um sie zum Dienste Sr. Majestät zu zwingen. Der Hauptmann fand sie außerhalb ihrer
Wohnorte und ließ sie auffordern sich ihm friedlich zu nähern; da sie aber mit den Waffen in der Hand anrückten, so machte
der Hauptmann einen Angriff auf sie und verwundete und tödtete in kurzer Zeit so viele Indianer, daß die übrigen sich durch
die Flucht retteten. Er ließ sie nun wiederholt auffordern sich friedlich zu nähern, wenn er sie nicht bis zu ihrer gänzlichen
Ausrottung bekriegen solle. Sie kamen darauf friedlich herbei und er empfing sie. Nachdem auf diese Weise die ganze Provinz
beruhigt war, kehrte er nach dem Orte, wo sich der Statthalter aufhielt, zurück und führte die Caziken mit sich. Der Statthalter
empfing sie mit vieler Zuvorkommenheit und befahl ihnen in ihre Wohnorte zurückzukehren und ihr Volk wieder darin zu sammeln.
Der Hauptmann berichtete, daß er in den Orten der Caziken des Gebirgs Minen seinen Silbers, welches dieAnwohner ausbeuteten und von dem er Proben mitbrachte, angetroffen habe und daß diese Minen zwanzig Meilen von ihrem jetzigen
Aufenthaltsorte entfernt seyen.
Der Hauptmann, welcher zur Abholung der Mannschaft nach Tumbez geschickt worden war, kehrte mit derselben nach dreißig Tagen
zurück; ein Theil derselben kam mit dem Gepäcke zur See in einem größeren Schiffe, einer Barke und auf Flößen. Diese Fahrzeuge
waren von Panama mit Waaren angelangt, brachten aber keine Mannschaft, weil der Hauptmann Diego de Almagro in diesem Hafen
eine Flotte ausrüstete, mit welcher er nach Tumbez segeln wollte, um daselbst auf eigene Hand eine Colonie anzulegen. Als
der Statthalter die Ankunft der Schiffe erfuhr, ging er, um das Ausladen des Gepäcks zu beschleunigen und es stromaufwärts
zu schaffen, mit einiger Mannschaft von dem Orte Puetschio an dem Flusse hinab. Als er an die Küste kam, wo ein Cazike, der
Latschira hieß, wohnte, fand er eine Anzahl Christen, welche bereits ausgeschifft waren und sich beklagten, daß der Cazike
sie schlecht behandelt habe und daß sie die vergangene Nacht aus Furcht nicht hätten schlafen können, weil sie die Indianer
in großer Aufregung und mit ihren Anführern an der Spitze hin- und hergehen sahen.
Der Statthalter zog Erkundigungen bei den Indianern des Landes ein und erfuhr, daß der Cazike von Latschira 12 mit seinen Häuptlingen und ein anderer Cazike, welcher Almotache hieß, die Uebereinkunft getroffen hatten, die Christen gerade
an dem Tage, an welchem er angekommen war, zu ermorden. Auf diese Nachricht hin ließ er den Caziken von Almotache und die
indianischen Häuptlinge heimlich aufheben, er selbst nahm den Caziken von Latschira gefangen nebst einigen seiner Häuptlinge,
welche das Verbrechen eingestanden. Der Statthalter befahl auf der Stelle Gerechtigkeit zu üben und den Caziken von Almotache
sammt seinen Häuptlingen und einigen andern Indianern, so wie auch alle Häuptlinge von Latschira zu verbrennen. An dem Caziken
von Latschira selbst wurde diese Strafe nicht vollzogen, weil keine so große Schuldauf ihn zu fallen und er von seinen Häuptlingen gezwungen zu seyn schien; auch wollte man nicht diese Oerter dadurch, daß
man beide ohne Oberhaupt ließ, zu Grunde richten. Man bedeutete ihm aber, daß er sich fernerhin gut aufführen möge, weil man
ihm bei dem ersten Vergehen nicht mehr verzeihen würde; daß er ferner sowohl seine Unterthanen als auch die des Almotache
wieder sammeln
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