Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
trafen in ihrem Lager 15.000 Schafe und über 4000 Indianer und Indianerinnen,
welche Quisquis mit Gewalt auf seinem Marsche aufgehoben und fortgeschleppt hatte. Quisquis wandte sich nun nach Quito hin;
in der Nähe dieser Stadt wurde seine Vorhut von Benalcazar angegriffen und vernichtet. Er kam durch diesen Verlust in eine
schlimme Lage, seine Officiere riethen ihm zum Frieden mit Benalcazar, aber er wurde über diesen Vorschlag so sehr in Wuth
versetzt, daß er jedem, der noch ein Wort vom Frieden spreche, mit dem Tode drohte. Da stiftete Guaypalcon eine Verschwörung
an, trat mit mehreren andern Hauptleuten zu Quisquis und stellte ihm vor, daß sie in dem öden Lande vom Hunger aufgerieben
werden müßten, und als er ihren Vorstellungen kein Gehör gab, stieß ihm Guaypalcon seine Lanze in die Brust, die übrigen Verschwörer
schlugen ihn mit ihren Streitkolben zu Boden und hieben seinen Leichnam mit Aexten in Stücke, dann verabschiedeten sie das
Heer und ließen jeden hingehen, wohin es ihm beliebte.
Don Diego und Don Pedro wurden von dem Statthalter Pizarro zu Pachacama freundlich empfangen und Don Pedro ging, nachdem ihm
die versprochene Summe ausbezahlt worden war, ruhig in seine Statthalterschaft Guatimala zurück. Pizarro beschäftigte sich
jetzt eifrig damit, die Stadt de los Reyes (Lima) zu bevölkern, indem er die Colonie, die er früher zu Xauxa angelegt hatte,
in diese Stadt übersiedelte. Während dieser Bemühungen erhielt er plötzlich die Nachricht, daß Don Diego de Almagro den Versuch
gemacht habe, sich zum Herrn von Cuzco zu machen. Juan und Gonzalo Pizarro, die Brüder des Statthalters, leisteten aber Diego
de Almagro und dem Hauptmann Soto, der dessen Partei ergriffen hatte, kräftigen Widerstand; es kam zwischen beiden Parteien
täglich zu Streitigkeiten, aber Don Diego konnte seinen Plan nicht durchsetzen, weil ein großer Theil des Rathes der Sache
des Statthalters und seiner Brüder treu blieb. Sobald Franzisco Pizarro die Nachricht von dem Beginnen Don Diegos erhalten
hatte, eilte er nach Cuzco und stellte daselbst durch seine Gegenwart die Ruhe wieder her. Er verzieh Don Diego sein unsinniges
Beginnen, erneuerte den alten Freundschaftsbund und schloß mit ihm aufs neue einen Gesellschaftsvertrag, in dessen Folge Don
Diego de Almagro ausziehen sollte um weiter nach Süden hin Entdeckungen zu machen;fände er ein gutes Land, so würde man bei Seiner Majestät dem Kaiser darum nachsuchen, daß er als Statthalter desselben eingesetzt
würde; träfe er dagegen eine Gegend, die der Besitznahme nicht werth sey, so wollten sie die Statthalterschaft Peru unter
sich theilen. Beide, Francisco Pizarro und Diego de Almagro, beschworen diesen Bund und Diego rüstete sich sogleich zu dem
Zuge nach Süden.
33. Die Eroberung Chili's. Empörung der Indianer. Belagerung der Stadt Cuzco.
Er hatte in allem 560 Mann Fußvolk und Reiter bei sich und machte einen Marsch von 250 Meilen unter beständigen Eroberungen
bis in die Provinz Chicoana. Von da aus zog er noch 150 Meilen weiter bis in das Land Chili. Hier machte er mit der Hälfte
seiner Truppen Halt und beorderte die andere Hälfte unter Gomez de Alvarado zu fernern Eroberungen; dieser drang zwar noch
60 Meilen weiter vor, aber anhaltender Regen und die winterliche schlechte Jahreszeit bewogen ihn wieder zu Don Diego zurückzukehren.
Die Spanier hatten auf diesem Marsch von Cuzco bis Chili unglaubliche Beschwerden zu ertragen; denn außer dem Hunger und Durst
den sie leiden, und den beständigen Strapazen die sie ertragen mußten, hatten sie häufig mit den Indianern, die aus der Ferne
mit großer Geschicklichkeit und Kraft ihre Pfeile gegen sie abschossen, zu kämpfen; diese Indianer hatten einen hohen Wuchs
und waren in Bären- oder Seehundfelle gekleidet. Am meisten schadete jedoch den Spaniern die große Kälte, die sie beim Uebergange
über einige Schneegebirge zu vernichten drohte. Ein Hauptmann und mehrere Soldaten fanden hier auf elende Weise den Tod. In
der That ist die Kälte auf diesen Bergen so fürchterlich, daß Don Diego 5 bis 6 Monate später, als er von Chili nach Cuzco
zurückkehrte, an mehreren Stellen die Leichen der auf seinem Hermarsche Erfrorenen aufrecht an die Felsen gelehnt fand. Sie
hielten noch die Zügel der gleichfalls erfrorenen Pferde in den Händen; das Fleisch war so frisch, als wenn Menschen und Pferde
erst vor wenigen Augenblicken vom Tode
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