Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Silbermassen hatten seine Habsucht rege gemacht und da er glaubte, Quito läge außer dem Bereiche des von dem Könige von
Spanien dem Pizarro zugetheilten Landstriches, so machte er sich mit 500 Man Fußvolk und Reiterei, die er angeworben hatte,
von Puerto Viejo aus auf den Weg um geradezu in östlicher Richtung auf Quito loszugehen. Bekanntlich ist dieser Landstrich
einer der unwegsamsten Theile Peru's und man kann sich leicht eine Vorstellung von den Mühseligkeiten machen, welche Alvarado
mit seinen Leuten zu erdulden hatte. Die ganze Gegend ist bergig und mit so dichtem Gesträuch bewachsen, daß man sich mit
der Axt und dem Degen den Weg bahnen mußte. Dabei litt man nicht wenig durch Hunger und Durst und die meisten wären sicher
verschmachtet, wenn man nicht in großen Röhren von der Dicke eines Mannsschenkels süßes trinkbares Wasser, welches sich während
der Nacht durch den Thau in denselben sammelte, gefunden hätten; ein einziger Stengel lieferte gewöhnlich über eine Pinte.
Der Hunger dagegen zwang sie mehrere ihrer Pferde abzuschlachten, um deren Fleisch unter die Mannschaft zu vertheilen. Zudem
geriethen sie in die Nahe eines feuerspeienden Berges, der sie mit seiner Asche überdeckte. – Doch mehr als alle diese Beschwerlichkeiten
setzte ihnen der Uebergang über die Berge von Quito zu, die ganz mit Schnee bedeckt waren und auf denen eine solche Kälte
herrschte, daß 60 Mann erfroren. Als sie mehr in die Thäler herabstiegen, geriethen sie wieder in eine andere Gefahr und mußten
jeden Augenblick fürchten von den durch den geschmolzenen Schnee angeschwollenen Bergströmen verschlungen zu werden. – Don
Diego de Almagro, der in der Provinz Quito den Hauptmann Benalcazar zurückließ, hatte sich zu derselben Zeit auf den Rückmarsch
nach Cuzco begeben, ohne etwas von dem Einrücken Don Pedro's erfahren zu haben. Don Diego stieß auf seinem Marsche auf ein
bedeutendes Indianerheer; er schlug es trotz dertapfersten Gegenwehr und nahm einen der vornehmsten indianischen Häuptlinge gefangen. Von ihm erfuhr er, daß Don Pedro 15
Stunden vom Kampfplatz eine indianische Festung belagere. Don Diego setzte seinen Weg fort und stieß bei Liribamba auf Don
Pedro. Es kam zwischen beiden, obschon sie sich zur Schlacht gerüstet hatten, zu einem Vertrage des Hauptinhalts, daß Don
Diego de Almagro an Don Pedro de Alvarado 100.000 Pesos Gold, die letzterer zur Ausrüstung seiner Expedition verwendet hatte,
zurückzahle und daß sich beide zu dem Statthalter Pizarro begeben sollten, damit durch ihn der Vertrag vollzogen und die bedungene
Summe bezahlt würde. Sie erfuhren, daß Pizarro sich von Xauxa nach Pachacama begeben habe um sie daselbst zu empfangen und
machten sich deßhalb nach dieser Stadt auf den Weg. Auf dem Marsche erfuhren sie durch den Caziken der Canares, daß Quisquis,
ein Feldherr Atabaliba's, mit einem Heere von mehr als 12.000 Indianern heranrücke und alles sowohl Menschen als Vieh, das
er unterwegs antreffe, mit fortschleppe. Nachdem die Spanier die Vorhut der Indianer erreicht und geschlagen und deren Anführer
Sotaurco gefangen genommen hatten, eilte Alvarado dem Feldherrn Quisquis, der das Hauptcorps des indianischen Heeres anführte,
entgegen. Sobald Quisquis die Spanier erblickte, zog er mit allen Frauen und allem zum Kampfe untauglichen Volke nach einer
festen Stelle zurück und stellte Guaypalcon, einen Bruder Atabaliba's, mit dem ganzen Heere an einen unzugänglichen Ort. Don
Almagro rückte am Abhange eines Berges vor um die Indianer anzugreifen, obschon seine Pferde vor Ermüdung die Reiter nicht
tragen konnten, sondern am Zügel geführt werden mußten. Die Indianer schleuderten große Steine von dem Abhange herab, die
im Fortrollen eine Masse anderer Steine mit sich fortrissen. Trotz dieser Schwierigkeiten griffen die Spanier den Guaypalcon
an und nöthigten ihn, sich in das Gebirge, wo Quisquis stand, zurückzuziehen. Hier nahmen die Indianer eine hoch gelegene
und so feste Stellung ein, daß die Spanier ohne großen Verlust befürchten zu müssen keinen Angriff wagen durften. Auf ihrem
Rückzuge auf dem schwierigen Boden wurden sie von den Indianern verfolgt und hatten am ersten Tage mehrere Verwundete. Am
folgenden Morgen fand man, daß die Indianer ihre Stellung aufgegeben hatten, um sich noch weiter ins Gebirge an einen festen
Ort zurückzuziehen. Vorherhatten sie all ihr Gepäck verbrannt und die Spanier
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