Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Thale, welches außer seiner günstigen Lage noch verschiedene andere Vortheile darbot; es war breit und von allenSeiten von hohen Bergen eingeschlossen, von denen vier Bäche zur Bewässerung desselben niederströmten; außerdem sprudelte
in ihm eine Quelle, aus welcher Salz gewonnen wurde; dabei war es sehr fruchtbar und lag unter einem trefflichen Himmelsstriche,
eher kühl als warm, jedoch nicht in solchem Grade daß die Bewohner gezwungen geworden wären sich durch künstliche Mittel zu
erwärmen; sie brauchten kein Feuer, und es war schon hinreichend wenn sie sich nur in einem Zimmer das der freien Luft nicht
preisgegeben war aufhielten; auch konnten sie im Sommer wie im Winter in derselben Kleidung ausgehen und unter denselben Decken
des Nachts schlafen. Das Klima ist mithin das ganze Jahr hindurch gemäßigt, dabei aber so trocken, daß selbst das Fleisch
nur sehr wenig der Fäulniß ausgesetzt ist. Wenn man zum Beispiel ein Stück Fleisch in ein Zimmer legt dessen Fenster geöffnet
sind, so hält es sich wohl 100 Tage und wird dabei so dürr wie geräucherter Schinken. Auch ist jene Gegend ziemlich von Ungeziefer
frei, man sieht daselbst zwar einige Muskitos, aber sie halten sich nur in der Sonne auf und ziehen sich nicht in die Wohnungen.
Wespen und andere schädliche Insecten trifft man nicht an.
Die ersten Häuser der Stadt Cuzco wurden am Fuße des Hügels Sacsahuaman, der zwischen dem östlichen und nördlichen Theile
der Stadt liegt, erbaut. Die Nachfolger Manco Capac's gründeten später auf dem Gipfel dieses Berges die stolze Festung, die
von den Spaniern, sobald sie dieselbe eingenommen hatten, zerstört wurde. Die Stadt bestand aus zwei Haupttheilen, die durch
eine nach Osten sich hinziehende Straße, welche den Namen Antisuyu führte, getrennt wurden; der nördliche Theil hieß Hanam-Cuzco
(Hoch-Cuzco), der südliche Hurin-Cuzco (Nieder-Cuzco) und das Hauptviertel der Stadt Collcampata. In diesem Stadtviertel hatte
Manco Capac den königlichen Palast erbauen lassen, welchen später der Inca Paullu, Huyana Capac's Sohn, erweiterte und verschönerte.
Nach Osten hin kam man in das Viertel Cantutpata oder Nelkenhalle, so genannt von dem Worte Cantut, eine Blume die der Nelke
gleicht. Weiterhin gelangt man zu dem Viertel Pumacurcu (Löwenbalken), so genannt weil hier die Löwen, bevor man sie dem Inca
zeigte und zu dessen Dienst verwendete, angebunden wurden um sie einigermaßen zu zähmen undan den Anblick der Menschen zu gewöhnen. An dieses Viertel schloß sich ein anderes großes Viertel, welches Tococachi (Fenstersalz)
hieß – eine Benennung deren Bedeutung den Spaniern unbekannt blieb. In diesem Viertel wurde später das erste Franciscanerkloster
erbaut. Beugte man von hier etwas nach Süden ab, so kam man in das Viertel Munaycenca (Naselieb). Auf dieses folgte nach Süden
hin das sehr große Viertel Rimacpampa (Redeplatz), weil auf ihm die Incas ihre Befehle bekannt machen ließen. Von hier kam
man in ein ebenfalls im südlichen Theile der Stadt gelegenes Viertel, Pumapchapan (Löwenschweif) genannt, weil es zwischen
zwei sich an seinem Ende vereinigenden Bächen in eine lange einem Schweife ähnliche Spitze auslief, und man daselbst die Löwen
und andere wilde Thiere fütterte. Es war das äußerste Viertel der Stadt und ziemlich weit von ihm lag nach Westen eine Vorstadt
von mehr als 300 Wohnungen, welche Cayaucachi hieß und von den letzten Häusern der Stadt über 1000 Schritte entfernt war.
Tausend Schritte weiter westlich von der Stadt fand man das Viertel Chaquillchaca, von wo aus die große Heerstraße nach Cuntisuyu
führte. Ganz in der Nähe dieser Straße sind zwei unter der Erde angelegte Wasserleitungen, die der Stadt ein herrliches Wasser
zuführen; dieß Werk ist sehr alt und der Ursprung der Quelle unbekannt. Die Indianer nennen diese Aquäducte Collquemachachuay
(Silberschlangen) wegen der Aehnlichkeit ihres Wassers mit dem Silber und der schlangenförmigen Windung der Aquäducte selbst.
Geht man in derselben Richtung nach Nordwesten hin, so kommt man zu einem andern Viertel, Pichu genannt, das ebenfalls außerhalb
der Stadt liegt, und dann in das Viertel Quillipatu. Weiterhin nördlich von der Stadt auf derselben Umfangslinie liegt das
große Viertel Carmenca, durch welches die große, nach Chinchayu führende Straße zieht. Von hier aus immer in derselben Entfernung
kommt man nach Osten hin in das Viertel,
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