Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)
Rechtsgrundlage zu schaffen, beschloß der Kongreß das 13. Amendment zur Verfassung, das am 18. Dezember 1865 in Kraft trat und Sklavenhaltung im Geltungsbereich der Verfassung verbot. Als freie Bürger machten die ehemaligen Sklaven von dem Recht Gebrauch, sich selbst Familiennamen zu geben, wobei Washing ton, Jefferson und Jackson besonders häufig gewählt wurden. Zum Schutz der Schwarzen blieben Bundestruppen im Süden; das vom Kongreß geschaffene «Freedmen’s Bureau» versorgte Millionen ehemaliger Sklaven mit Nahrungsmitteln und richtete, unterstützt von den «Freedmen’s Associations» und kirchlichen Gruppen, Schulen ein, an denen freiwillige Lehrkräfte aus dem Norden unterrichteten. Schwarze Laienprediger gründeten Kirchengemeinden, in denen sie als Pfarrer wirkten. Die spontane Absonderung von den bisherigen Herren war ein Merk mal der Selbstemanzipation der schwarzen Bevölkerung, die den meisten Weißen sehr gelegen kam und von ihren Politikern in der Folgezeit zum System ausgebaut wurde.
Eine Landreform, die diesen Namen verdient, gab es nach dem Ende des Bürgerkrieges nicht. Soweit die befreiten Sklaven nicht in die Städte zogen, arbeiteten sie nach 1865 meist als «sharecroppers», als kleine Pächter, für die weißen Plantagenbesitzer. Hochverratsprozesse gegen Offiziere der Südstaaten fanden nicht statt; Amtsträger der Konföderation kamen, wenn sie den Präsidenten darum baten, leicht in den Genuß einer Amnestie. Die Parlamente der von Präsident Johnson anerkannten «restaurierten» Einzelstaaten verabschiedeten 1865 und 1866 die sogenannten «Black Codes», die es gestatteten, arbeitslose Schwarze wegen Landstreicherei festzunehmen und an weiße Arbeit geber zu vermitteln. Manche Gesetze gingen so weit, Schwarzen andere Berufe als die des Landarbeiters oder Hausangestellten zu verbieten. Die republikanische Mehrheit des Kongresses beantwortete die Her ausforderung zum einen damit, daß sie ehemaligen Offizieren der Konföderation, die ins Repräsentantenhaus gewählt wurden, die Aus übung des Mandats verweigerte. Zum anderen legten die Republi kaner Gesetze zum Schutz der Bürgerrechte und der Verlängerung des (zunächst nur auf ein Jahr befristeten) Freedmen’s Bureau vor, die eine breite Mehrheit fanden. Als Präsident Johnson sein Veto einlegte, wurde er mit Zweidrittelmehrheiten überstimmt.
Der Boykott der Sklavenbefreiung durch die Südstaaten veranlaßte die republikanische Kongreßmehrheit im Juni 1866, den Entwurf eines neuen Zusatzartikels zur Verfassung, das 14. Amendment, vorzulegen. Es garantierte allen Bürgern der Vereinigten Staaten den Schutz ihrer Rechte und untersagte einzelstaatliche Gesetze, die diese Rechte einschränkten. Wer entgegen seinem Eid auf die Verfassung der USA an einem Aufstand oder Aufruhr teilgenommen hatte, durfte weder auf nationaler noch auf einzelstaatlicher Ebene ein Wahlamt oder eine Funktion in der Verwaltung, dem Militär oder der Justiz übernehmen. Außerdem wurde es den Einzelstaaten untersagt, Schulden zurückzuzahlen, die aus der Unterstützung eines Aufstands oder Aufruhrs gegen die USA erwachsen waren.
Als außer Tennessee alle Staaten der ehemaligen Konföderation sowie Delaware und Kentucky die Ratifizierung ablehnten und auf diese Weise das Inkrafttreten der Verfassungsergänzung verhinderten, machte die Mehrheit des Kongresses die Ratifizierung zur Voraussetzung für die volle Wiederaufnahme der Südstaaten in die Union. Erst im Juli 1868 kam die für die Verfassungsänderung notwendige Mehrheit der Einzelstaaten zustande, und erst 1870 waren sämtliche Südstaaten wieder mit vollen Rechten im Senat und Repräsentantenhaus vertreten. Im gleichen Jahr 1870 wurde die Verfassung ein weiteres Mal ergänzt, um der systematischen Aushöhlung des Wahlrechts von Amerikanern schwarzer Hautfarbe einen Riegel vorzuschieben. Das 15. Amendment untersagte es der Union und den Einzelstaaten, das Wahlrecht der Bürger der Vereinigten Staaten auf Grund der Rassenzugehörigkeit, Hautfarbe oder vormaliger Sklaverei vorzuenthalten oder einzuschränken. Präsident der USA war zu dieser Zeit der ehemalige Oberkommandierende der Unionstruppen in der Endphase des Bürgerkrieges, General Ulysses Grant, der im November 1868 als Kandidat der Republikaner in das höchste Amt gewählt worden war.
Die äußere Wiederherstellung der staatlichen Einheit bedeutete noch längst keine innere Wiedervereinigung. Die herrschende Schicht des Südens zeigte
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