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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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und Bünde wie die Ligue républicaine nationale, die sich um den ehemaligen Präsidenten Alexandre Millerand sammelte, der 1925 von dem Publizisten Georges Valois, einem bisherigen Vorstandsmitglied der Action française, gegründete Faisceau, der schon in der Wahl seines Namens die Anlehnung an das Vorbild des italienischen Faschismus deutlich machte, und die ein Jahr zuvor entstandenen Jeunesses Patriotes (JP) um den weit rechts stehenden Abgeordneten Pierre Taittinger, ein Ableger der sehr viel älteren Ligue des patriotes. Millerands Ligue zählte 1926 etwa 300.000, Valois’ Faisceau 60.000, Taittingers JP etwa 65.000 Mitglieder. Die zuletzt genannte Organisation hatte ihre Anhänger nicht zuletzt unter Gymnasiasten und Studenten. Ähnlich wie die Camelots du Roi, die Stoßtrupps der Action française, suchten sie die offensive Auseinandersetzung mit der akademischen Linken in der Ligue d’action universitaire républicaine et socialiste, mit denen sie immer wieder Straßenkämpfe im Pariser Quartier Latin ausfocht. Einig waren sich Action française, Faisceau und Jeunesse Patriotes in dem Ziel, die Dritte Republik mit Gewalt zu Fall zu bringen. Als das Cartel des gauches im Sommer 1926 zerbrach und Frankreich unter der erneuten Führung Poincarés in eine Phase der innenpolitischen Stabilisierung eintrat, ließ der Zulauf zu den rechtsradikalen Verbänden vorübergehend nach; der Faisceau hörte nach raschem Niedergang 1928 sogar zu bestehen auf. Ausgestanden aber war die Gefahr von rechts noch längst nicht, wie sich in der Zeit der Weltwirtschaftskrise nach 1930 zeigen sollte.
    Auf der anderen Seite des politischen Spektrums arbeiteten um dieselbe Zeit die Kommunisten darauf hin, den Sozialisten den Rang als die große proletarische Massenpartei abzulaufen. Zwar war die Zahl der Mitglieder des Parti Communiste seit der Gründung in Tours im Dezember 1920 gesunken – von 130.000 auf 30.000 im Jahr 1930. Aber der harte Kern der «militants» bestand aus entschlossenen Kämpfern, die die Weisungen der Führung und die Generallinie der Komintern diszipliniert befolgten und sich von staatlicher Repression nicht beeindrucken ließen. Die Kommunisten suchten die Auseinandersetzung mit der Staatsgewalt und hatten für die zahllosen Zusammenstöße mit der Polizei ihren Preis zu bezahlen: Die Parteiführer mitMarcel Cachin, Maurice Thorez und Jacques Duclos an der Spitze mußten immer wieder Gefängnisstrafen verbüßen; am Vorabend des 1. Mai 1929 wurden 4000 Mitglieder des PC in Vorbeugehaft genommen; im Oktober desselben Jahres standen das gesamte Zentralkomitee und die Redaktion der «Humanité», des von der alten SFIO übernommenen Zentralorgans der Partei, vor Gericht.
    Wahlbündnisse mit den Sozialisten oder der bürgerlichen Linken lehnten die Kommunisten kategorisch ab. Infolgedessen konnten sie ihre steigenden Stimmenzahlen nicht in Mandatsgewinne umwandeln: Bei den Kammerwahlen von 1924 hatte der PC 875.000 Stimmen gewonnen; 1928 kam er auf 1,06 Millionen. Die Zahl der Sitze in der Deputiertenkammer aber sank auf Grund der Einführung des Mehrheitswahlrechts und der selbstgewählten Isolierung der Kommunisten von 26 auf 12.
    Die aktiven Anhänger der PC rekrutierten sich vor allem aus den Reihen der Berg- und Metallarbeiter sowie der Eisenbahner und waren zugleich auch Mitglieder des kommunistischen Gewerkschaftsverbandes, der Confédération Générale du Travail Unitaire (CGTU). Die roten Hochburgen lagen zum einen in stark industrialisierten Gegenden wie den Departments Seine und Seine-et-Oise, der alsbald «banlieue rouge» genannten Umgebung von Paris, wo die Kommunisten bei den Kommunalwahlen von 1925 mehrere Rathäuser erobern konnten (darunter Saint-Denis, wo Jacques Duclos Bürgermeister wurde). Zum anderen gelang es der Kommunistischen Partei, in ländlichen Gegenden mit alter antifeudaler Tradition, vor allem im Zentralmassiv und dessen Umfeld, viele Bauern hinter sich zu bringen. Die größten Erfolge errangen die Kommunisten hier in den Departments Corrèze, Dordogne, Haute-Vienne, Allier, Cher und Lot-et-Garonne. Anders als die radikale Rechte verfügten die Kommunisten in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre über eine starke und wachsende Massenbasis – ein Sachverhalt, der von breiten bürgerlichen Schichten mit zunehmender Besorgnis registriert wurde.
    Die französische Politik trug seit dem 23. Juli 1926 für die Dauer von drei Jahren den Stempel
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