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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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»Verehren Sie mich. Ich habe die Geburt Peter Poppers verhindert.«
    »Peter Popper«, sage ich. »Und wer zum Teufel ist das?«
    »Ha!« macht der Mann. »Sehen Sie? Er wurde im Jahre 1900 geboren und sorgte für Tod, Zerstörung, Grausamkeit und Entsetzen. Er hat unserem Jahrhundert eine Abfolge mörderischer Vernichtungskriege und namenloser Greueltaten eingebrockt.«
    »Ist nicht wahr!«
    »Doch, doch, und ich habe soeben seine Geburt verhindert. Mir ist es zu verdanken, daß London noch existiert. Peter Popper hatte die Stadt 1950 mit einer Bombe dem Erdboden gleichgemacht. Ich bin der Erlöser des Jahrhunderts.«
    Was meinen Sie? Wie würden Sie auf einen solchen Mann reagieren? Ihm den Kopf tätscheln, etwas Kleingeld in die Hand drücken und schnell weitergehen. Nein, ich durfte niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen von meiner Heldentat verraten.
    Steve führte mich von neuem über den Campus und weidete sich an meinem Überschwang.
    »Na, der Mittagsschlaf muß dir ja echt bekommen sein.«
    »Das kannst du laut sagen. Mein Gott, ist das schön hier.«
    Wir gingen schweigend weiter, umrundeten Rasenflächen und durchquerten Courts, bis wir einen großen Steinbau am Rand des Campus erreichten.
    Vor dem Eingang lungerten drei junge Männer herum und verfolgten unser Näherkommen.
    »Mist«, sagte Steve halblaut.
    »Was ist denn?«
    »Die Jungs da.«
    »Was ist mit denen?«
    »Das sind Scott, Todd und Ronnie. Die waren gestern abend dabei.«
    Der größte der drei stieß sich von der Wand ab, kam auf mich zu und hielt mir die Hand hin. »Wen haben wir dennda?« fragte er mit einem britischen Akzent zum Weglaufen. »Wie geht’s dir, Sportsfreund, altes Haus?«
    »Laß den Scheiß, Todd«, sagte Steve.
    »Äh, hi«, sagte ich. »Du bist also Todd, ja?«
    »Ganz recht, alter Knabe. Ich bin T-O-dd«, er äffte mein kurzes britisches »o« nach. »Und das hier sind Sc-O-tt und R-O-nnie.«
    »Na dann«, sagte ich und probierte auf amerikanisch: »Hi, Tahdd, Scahtt … Rahnnie.«
    Sie waren verunsichert, lachten aber.
    »Du willst uns doch bloß durch den Kakao ziehen, stimmt’s, Mikey?« fragte Scott.
    »Ich fürchte nein«, sagte ich. »Steve hat euch doch bestimmt alles erzählt. Ich bin heute morgen aufgewacht und halte mich seitdem für einen Engländer. Ich kann mich kaum an mich selbst erinnern. Abgedreht, ich weiß, aber wahr.«
    »Echt?«
    »Mm-hm.«
    »Ohne Scheiß?« sagte Ronnie. »Soll das heißen, du weißt nicht mehr, daß ich dir letzte Woche ’n Hunni geliehen hab?«
    Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut, und die drei lachten. »Arschloch«, sagte Steve. »Kommt schon, Jungs, ihr habt versprochen, ihr würdet ihn in Ruhe lassen.«
    »Hey«, sagte Scott. »Wir haben ein volles Jahr mit dieser Knalltüte zusammengewohnt. Da dürfen wir jetzt, wo er plemplem ist, doch wohl genauso mit ihm rumhängen wie du.«
    »Auch wenn wir uns vielleicht nicht so sehr danach
sehnen
, wenn du verstehst, was ich meine, Burns.«
    »Hört mal«, sagte ich, erschrocken über Steves Verlegenheit. »Ich weiß, daß es sich verrückt anhört. Wahrscheinlich liegt es bloß daran, daß ich mit dem Kopf gegen die Wand geknallt bin. Meine Eltern stammen aus England, vielleicht hängt es damit zusammen.«
    Scott klopfte mir auf die Schulter. »Wir halten zu dir,Buddy. Aber glaub ja nicht, daß ich dir noch mal ’n Wodka ausgebe. Die Zeiten sind vorbei, kapiert?«
    »Laß dir nichts gefallen, Mikey.«
    Steve schob mich an ihnen vorbei zur Tür.
    »Hauptsache, du verlernst nicht, wie man einen anständigen Slider wirft«, rief Ronnie uns nach.
    Meine Güte, dachte ich. Ausgerechnet Baseball! Ich habe keinen blassen Schimmer von Baseball. Und dann sollte ich auch noch Philosophie studieren! Das konnte ja heiter werden.
    »Und laß dir keine Elektroden anlegen, klar?«
     
    Ich konnte mir das Lachen kaum verbeißen, als ich Simon Taylor von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
    An seiner Tür stand »Professor S. R. St. C. Taylor«, und nach dem hellen Vorzimmer zu urteilen, wo seine Sekretärin am Computer saß, hatte ich die ungezwungene High-Tech-Atmosphäre der Klimaanlagen, der Chino-Shorts und des »Hi, Leute«-Umgangstons erwartet, die auf dem ganzen Campus zu dominieren schienen.
    »Professor Taylor wird Sie gleich empfangen«, hatte die Sekretärin gesagt und Steve und mir Sitzplätze angeboten. »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    »Ja, gerne«, sagte ich.
    Die Sekretärin nickte und widmete sich wieder ihrem

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