Geschichten von der Bibel
Er hat Töchter. Schöne Töchter. Er wird dir eine geben.«
Jakob sagte: »Ich habe von deinem Bruder Laban gehört. Eliëser hat mir von ihm erzählt. Er ist gierig. Er wird mir keine seiner Töchter geben, wenn ich ihm ohne Brautgeschenke komme.«
Da sprach Rebekka mit Isaak, aber Isaak sagte: »Solange ich lebe, wird Jakob nichts mehr bekommen. Nichts. Ich will ihn nicht sehen. Er hat Esau betrogen. Ich werde ihn dafür nicht auch noch belohnen.«
Und so machte sich Jakob ohne alles auf den Weg. Nur die Kleider hatte er am Leib. Und so wanderte er in die Wüste hinaus, um bei Laban, dem Bruder seiner Mutter, um eine seiner Töchter zu werben. Unterwegs, heißt es, sei ihm einer der Söhne Esaus entgegengetreten, nämlich Elifas.
Er habe gesagt: »Du hast meinen Vater betrogen. Ich werde dir dafür alles wegnehmen, was du bei dir hast. Ich könnte dich töten, aber das werde ich nicht tun. Du sollst sehen, was es bedeutet, nichts mehr zu besitzen.«
Und Jakob sagte zu ihm: »Ich habe nichts, du kannst mir nichts nehmen.«
»Du hast Kleider an dir«, sagte Elifas. »Ich werde dir die Kleider nehmen. Du sollst nackt und ohne alles, wie Gott dich erschaffen hat, so sollst du durch die Wüste gehen!«
Nackt mußte nun Jakob durch die Wüste gehen.
Am Abend des ersten Tages rief er den Namen seines Bruders: »Esau!« rief er. »Esau, vergib mir!«
Und er legte sich nicht nieder, und er schlief nicht, er ging durch die Nacht und weinte und betete zu Gott, betete um Vergebung seiner Sünden. Und er betete zu Gott, daß ihn die Sonne am Tag nicht verbrenne und daß die wilden Tiere ihn nicht zerreißen. Und am Morgen, als die Sonne über den Horizont stieg, rief er wieder den Namen seines Bruders.
»Esau!« rief er. »Esau, vergib mir!«
So wanderte Jakob sieben Tage durch die Wüste und aß nichts und trank nichts und betete und schlief nicht. Und dann war er zu schwach, um weiterzugehen. Seine Haut schälte sich in Fetzen, die Lippen waren verkrustet, und er hatte keine Stimme mehr, um laut zu beten. Er sank auf die Knie und wollte schlafen. Da begannen die Steine vor ihm zu reden.
Sie redeten durcheinander und sagten: »Leg dein Haupt auf mich! Leg dein Haupt auf mich!«
Und ein dritter Stein sagte: »Nein, leg dein Haupt auf mich, du bist der Erwählte!«
Die Steine bewegten sich von allein und formierten sich zu einem Altar, und auf diesen Altar legte sich Jakob, und er schlief ein. Und Jakob träumte, daß vom Himmel herab eine Leiter gebaut wurde, Engel waren die Baumeister, eine goldene Leiter, und Gott stieg über die Leiter auf die Erde herab und segnete ihn, den armen, verhungerten, verdursteten, erschöpften, nackten, sündigen Jakob.
Und Gott sagte: »Ich mache dich mächtig, mein Jakob, du wirst viele Kinder haben!«
Und Gott verfluchte ihn nicht wegen des doppelten Betrugs an seinem Bruder Esau.
JAKOB UND RAHEL
Vom Wassertrinken – Von einem Handel um eine Braut – Von sieben langen Jahren – Von Lea – Von der Gründung einer eigenen Herde – Von der Hochzeitsnacht – Von weiteren sieben Jahren – Von Leas Söhnen – Von Silpa und Bilha – Von Rahels Schwangerschaft – Von schwarzen, weißen und gesprenkelten Schafen – Von der Flucht
Schließlich erreichte Jakob das Land, in dem Laban, der Bruder Rebekkas, lebte. Er kam aus der Wüste und sah vor sich einen Brunnen, dort lagerten die Knechte des Laban. Jakob war nackt, und er schämte sich. Er warf Sand und Staub über sich, damit er aussah wie ein Wüstenmann, wie ein verwilderter Mensch, und er näherte sich breitbeinig hüpfend wie ein Idiot.
Die Hirten lachten ihn aus und sagten: »Wo kommst du denn her?«
»Ich komme aus der Wüste«, sagte Jakob. »Ich will trinken.«
»Leider kannst du nicht aus dem Brunnen trinken«, sagten die Hirten. Es lag nämlich ein mächtiger Stein auf dem Brunnen.
»Und was tut ihr hier beim Brunnen?« fragte Jakob.
»Wir warten auf Labans Tochter und ihre Knechte, damit sie uns helfen, den Stein vom Brunnen zu heben. Wir haben nämlich auch Durst.«
Da sagte Jakob: »Das könnt ihr nicht allein? Dazu seid ihr zu schwach? Und ich, der ich nicht geschlafen und nicht gegessen und nicht getrunken habe, ich soll es können?«
Und er dachte bei sich: Ich werde es können, mit Gottes Hilfe werde ich es können, Gott steigt nicht in der Nacht über eine goldene Leiter in meinen Traum, und dann hilft er mir nicht, einen Stein von einem Brunnen zu wälzen. Und er wälzte den Stein vom
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