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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mensch?«
    »Beeindruckend.«
    Das kam sofort, ohne Überlegung. Seltsame Beschreibung, dachte Angermüller.
    »Und worüber haben Sie sich mit Herrn Hagebusch unterhalten?«
    »Meistens hat er aus seinem Berufsleben erzählt. Das war sehr interessant, sehr eindrucksvoll. Er ist ja viel rumgekommen, hat viele berühmte Persönlichkeiten getroffen. Ich konnte ihm stundenlang zuhören.«
    »Und können Sie uns etwas über Hagebuschs Familienverhältnisse sagen? Ob er irgendwelche Verwandten hat?«
    »Er lebte allein«, sie überlegte kurz. »Ich weiß nur, dass er die Gegend oben bei Kellenhusen und Dahme öfter erwähnte. Er schien dort öfter mal zu sein oder gewesen zu sein.« Angermüller wandte sich mit fragendem Blick zu Jansen. Der zuckte nur mit den Schultern.
    »Dann danken wir für Ihre Zeit, Frau Tischbein. Einen schönen Tag noch«, wünschte der Kriminalhauptkommissar und bemühte sich um ein besonders freundliches Gesicht.
    »Bitteschön, ebenso«, antwortete die Sekretärin knapp, ohne ihren Gesichtszügen auch nur den Anflug eines Lächelns zu erlauben, und sogleich vertiefte sie sich wieder in das Papier auf ihrem Schreibtisch.
    »Wer hat Sie eigentlich zu mir geschickt, wenn ich fragen darf?«, hielt die kratzig trockene Stimme die Kommissare noch einmal zurück, als diese schon an der Tür waren.
    »Das war der Herr Overbeck.«
    »Ach, der Overbeck. Na, das hätte ich mir ja denken können.«
     
    Draußen flog die farblose Nebellandschaft vorbei, während Jansen den Passat in Richtung Norden trieb. Im Wagen war es warm, und nach einem ziemlich verspäteten Mittagessen beim Chinesen fühlte Angermüller sich ein wenig schläfrig. Der kleine Imbiss in der Schmiedestraße war eine der raren Adressen, auf die er sich mit Jansen beim Thema Essen einigen konnte. Der erste gemeinsame Besuch dort hatte ihn einiges an Überzeugungsarbeit bei seinem Kollegen gekostet, dessen persönliche Speisekarte wohl nicht einmal zehn Gerichte umfasste. Inzwischen wollte Jansen allerdings von seiner ursprünglichen Ablehnung der asiatischen Küche nichts mehr wissen.
    Muss ein merkwürdiger Mensch gewesen sein, dieser Hagebusch, ging es Angermüller durch den Kopf, bin gespannt auf die Familie. Scheinbar hatte er ja keine privaten Kontakte zu Kollegen, auch sonst keine Freunde. Nur diese Frau. Und so richtig persönlich gingen die ja auch nicht miteinander um. Aber selten so eine unsympathische Person getroffen! Am unangenehmsten war es, wenn sie sprach. Das klang wie das Zerbröseln eines Knäckebrots.
    »Eine eigenartige Stimme hatte diese Frau Tischbein«, sagte er halb zu sich selbst und fragte dann lauter seinen Nebenmann: »Sag mal, haben wir es wirklich so eilig, Claus?«
    »Wenn dat man nur die Stimme wär.«
    Auf die leise Kritik des Kriminalhauptkommissars an seinem Fahrstil ging Jansen, der bis vor Kurzem in seiner Freizeit Rallyes gefahren war, gar nicht ein. Ein paar Jahre schon bildeten Angermüller und Kriminalkommissar Claus Jansen ein Team und im Umgang miteinander folgten sie manchmal, ohne es zu bemerken, einfach einem ungeschriebenen, aber immer gleichen Drehbuch.
    »So richtig persönlich war ihre Beziehung zu Hagebusch ja auch nicht. Aber irgendwas scheint der an der Frau doch gefunden zu haben. Es sei denn, der hat den Kontakt nur gepflegt, weil er sich irgendwelche Vorteile davon erhoffte«, überlegte Angermüller. »Oder weil er die grenzenlose Bewunderung der Tischbein brauchte, wo er anderswo wohl ziemlich abgemeldet schien.«
    »Jedenfalls is der Tipp von der Tante gar nich so falsch gewesen«, schloss Jansen für sich das Thema ab.
    Gleich nach ihrem Besuch in der Lübecker Zeitung hatte Jansen den Kollegen Thomas Niemann gebeten, nach dem Namen Hagebusch in der Gegend von Dahme und Kellenhusen zu forschen. Niemann war im Büro des K1 stationiert. Er stand für solche Rechercheanfragen zur Verfügung und war als Aktenführer der Mann, bei dem alle Informationen eines Falles gesammelt wurden, der sie sichtete, hinterfragte und in einen logischen Zusammenhang zu bringen versuchte. Durch sein exzellentes Gedächtnis war er für diese Aufgabe prädestiniert und erfüllte sie mit großem, persönlichem Einsatz. Auch heute hatte es nicht lange gedauert und er hatte Angermüller und Jansen eine Adresse genannt.
    Sie verließen die Autobahn bei Lensahn und nahmen die Landstraße in Richtung Ostsee. Irgendwo hinter dem grauweißen Himmel musste die Sonne stehen, denn der Horizont war etwas heller

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