Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
gucken wir erst einmal, ob es auf seinem PC einen Hinweis darauf gibt.«
    Die fünf Beamten schwiegen einen Moment. Angermüllers Blick schweifte aus dem Fenster. In der Dunkelheit über der Altstadtinsel leuchteten vereinzelt rote Flugsicherheitslichter an den Kirchtürmen. Der Wetterbericht hatte Temperaturen um den Gefrierpunkt für die Nacht vorhergesagt. Der Kommissar sah wieder in die Runde.
    »Wenn das stimmt, diese professionelle Vorbereitung auf die Tat, mit Overalls und so, dann geht es ja schon am ehesten in die Richtung einer Bestrafungsaktion. Also dann doch unsere Tierschützer?«
    »Na, die Idioten haben ja noch gefehlt!«
    »Tja, gute Frage«, nickte Niemann, ohne auf Ameises Einwurf zu hören. »Aber Tierschützer ist natürlich ein weiter Begriff. Das gibt’s ja viele brave Bürger, die dem Tierschutzverein spenden, gegen Tierversuche in der Pharmaindustrie unterschreiben und gegen tierquälerische Massentierhaltung sind – aus den unterschiedlichsten Gründen. Die meint ihr wahrscheinlich nicht.«
    Er griff nach den Papieren auf dem Tisch vor sich.
    »Ihr denkt wahrscheinlich eher an die, die sich manchmal als Tierrechtsaktivisten bezeichnen. Das ist natürlich auch eine wahnsinnig bunte Szene. Viele echte Idealisten, Veganer, Weltverbesserer, Spontis. Ein paar Spinner natürlich auch. Je jünger, desto radikaler. Und da gibt’s eben auch einige militante drunter. Tja, und meine INPOL-Abfrage nach letzteren ergab in unserer näheren Umgebung ein paar Treffer. Unter denen wiederum gibt es drei, die hohe Risiken eingegangen sind, beziehungsweise nicht nur mit Gewalt gegen Sachen aufgefallen sind. Hier.«
    Niemann reichte ein paar Ausdrucke herum. Es waren Auszüge aus den Kriminalakten der betreffenden Personen.
    »Der Bursche hier ist mal grade 22.«
    Er zeigte auf das Foto eines ernst blickenden Jungen mit kurzen, blonden Haarstoppeln.
    »Ein Jäger hat sich neulich fast den Hals gebrochen, weil er von einem Hochsitz gefallen ist, den dieser Typ angesägt hat. Der hat natürlich gesagt, dass er das so nicht wollte. Aber die kriminaltechnischen Untersuchungen haben ergeben, dass es gezielte Sabotage war, die auf jeden Fall in Kauf genommen hat, dass ein Mensch dabei zu Schaden kommt. Der Hochsitz sah nämlich auf den ersten Blick völlig intakt aus. Er war genau dort beschädigt worden, wo garantiert ist, dass er umkippt, wenn der Jäger sich auf den vorgesehenen Platz setzt.«
    »Und warum sitzt das Bürschchen nicht im Knast?«, knurrte Ameise.
    »Der wartet noch auf seinen Prozess. Die Mühlen der Justiz mahlen leider nicht so schnell. Ihr wisst doch, wie überlastet die sind.«
    »Quatsch! Sesselpupser sind das!«, schimpfte Ameise und stand auf.
    »Na, ich hau jetzt sowieso ab. Ich hab euch alles gesagt. Ansonsten, falls noch Fragen sind: Da sitzt der Mehmet, und mein Bericht liegt hier.«
    »Ich wünsche auch einen schönen Abend, Kollege«, rief Angermüller ihm hinterher. »Bis morgen!«
    »Lässt sich leider nicht vermeiden, dass wir uns morgen wieder sehen«, kam es grimmig zurück, und die Tür fiel hinter Ameise ins Schloss.
    Thomas Niemann schüttelte den Kopf und nahm seinen Bericht wieder auf.
    »Also, weil dieser Jonathan Mehlberger sonst noch nie straffällig wurde und keine Fluchtgefahr besteht, ist er nicht in U-Haft gekommen. Er stammt aus Reinfeld, sein Vater ist dort Pastor. Und der hier«, Niemann tippte auf ein Foto, »der lebt in Lübeck.«
    »Boah, der sieht ja wild aus!«
    Beeindruckt schaute Jansen auf den jungen Mann mit reichlich Metall im Gesicht. Er trug Piercings an Braue und Nase und hatte eine Vielzahl verfilzter Zöpfe aus dunklem Haar auf dem Kopf. Spöttisch blickte er in die Kamera.
    »Fabian Köppe, 32, studiert Medizin und war eine Zeit lang Mitglied in einer kleinen Gruppe, so eine Art Anführer. ›Wache Hunde‹ nannten die sich, komischer Name. Scheinen nicht mehr aktiv zu sein. Der Köppe hat hauptsächlich Sachbeschädigungen auf dem Kerbholz. Parolen an Hamburger Restaurants gesprüht, Frauen in Pelzmänteln vor der MUK mit Farbe bekleckert, mal Nerze freigelassen. Buntes Programm. Aber eine Verurteilung wegen Körperverletzung hat er auch, weil er mit seinen Kumpels den Besitzer einer Schweinemastanlage vermöbelt hat, der sie bei einer Aktion erwischt hatte. Ist allerdings seit zwei Jahren nicht mehr aufgefallen.«
    Die dritte Akte bezog sich auf eine Frau, Ende 20, die Feuer gelegt hatte im noch nicht eröffneten Neubau einer Hühnermastanlage.

Weitere Kostenlose Bücher