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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hochgezogenen Schultern auf den Stufen vorm Institut, eine Zigarette rauchend.
    »Ich hab erst mal einen Nikotinstoß zur Entspannung gebraucht«, meinte er entschuldigend, »Obduktionen gehören nicht so zu meinen Favoriten. Ganz schön kalt hier draußen.«
    »Knapp über Null und dazu dieser unangenehme Wind«, nickte Angermüller. Der Kriminalhauptkommissar mochte den Mann. Lüthge war ein erfreulich unbürokratischer Typ. Sie kannten sich schon seit ein paar Jahren. Die Zusammenarbeit mit ihm hatte sich bisher meist als sehr produktiv erwiesen.
    »Und, wie sieht’s aus? Haben wir schon was?«
    Um das zwischen ihnen immer noch übliche Sie zu umgehen, benutzte der Staatsanwalt gern die erste Person Plural.
    »Nicht viel bis jetzt«, antwortete Angermüller ehrlich. Das war zum Beispiel auch eine gute Seite an Lüthge, dass der nicht drängelte, unnötig Druck machte. Das hatte sowieso wenig Sinn, führte nur zu Oberflächlichkeit, dadurch wurde so manches übersehen, und die Ermittlungen liefen ins Leere. Appels, der leitende Kriminaldirektor, war so ein Kandidat, der seine Leute immer zu schnellen Ergebnissen treiben wollte, wovon sich der Kommissar schon lange nicht mehr beeindrucken ließ. Er zählte Lüthge ihre bisher recht übersichtlichen Erkenntnisse auf.
    »Wegen der speziellen Art, auf die der Mann zu Tode kam, denken wir an militante Tierschützer. Das ganze Tatmuster sieht aus wie eine Vergeltung für die Quälerei von wehrlosen Tieren.«
    »Ja, das hat eine Logik.«
    »Wir werden jetzt gleich zwei junge Männer aufsuchen, die sich in der Szene bewegen, und hören, ob die was wissen. Beide wohnen hier im Einzugsbereich und sind schon mal mit Gewalt gegen Menschen im Rahmen ihrer Aktionen aufgefallen.«
    »Verstehe.«
    »Außerdem überprüfen wir die journalistische Arbeit von Hagebusch, ob er sich vielleicht zum Thema Tierschutz des Öfteren negativ geäußert hat. Und die Kollegen vom ZD untersuchen seinen Computer nach Hinweisen auf einen Zusammenhang mit der Tierschützer- oder Tierrechtlerszene.«
    »Na gut. Ich drücke die Daumen, dass es vorwärts geht. Wenn noch irgendwas benötigt wird: Ich bin jederzeit über Handy erreichbar. Meine Nummer ist ja bekannt.«
     
    Angermüller kannte Reinfeld von früheren Besuchen, meist irgendwann zwischen Oktober und März, wenn er sich mit frischem Karpfen versorgte. Seit vor mehr als 800 Jahren hungrige Zisterziensermönche mit der Zucht begonnen hatten, waren das Städtchen und seine Umgebung für ihren Karpfen bekannt. Der Kommissar fand hier Fische von der Art, die er liebte, mit festem, weißem Fleisch, nicht zu fett und von feinem Geschmack.
    Immer wieder traf er auf Leute, die Karpfen als Speise angeekelt ablehnten, weil diese angeblich erdig oder modrig schmeckten. Seiner Meinung nach war das nur eine Frage der Qualität. Eigentlich ein guter Anreiz, der Besuch hier, dachte Angermüller. Er hatte in dieser Saison noch nicht einmal Karpfen genossen – Blau im Essigsud, mit flüssiger Butter, Salzkartoffeln und scharfem Sahnemeerrettich – eine geniale Kombination! Doch heute führte ihn sein Weg nicht zum Karpfenplatz, sondern zu einer Adresse auf einem von alten Bäumen bestandenen Grundstück in der Nähe vom Herrenteich.
    »Ja bitte?«
    Der vielleicht 50-jährige Vollbärtige schaute skeptisch über seine Lesebrille.
    »Herr Mehlberger, Pastor Mehlberger?«
    Der Mann nickte ungeduldig und wurde kein Deut freundlicher, als die Beamten sich vorstellten.
    »Wir würden gern mit Jonathan Mehlberger sprechen. Ist der zu Hause?«
    Der Pastor verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den überraschenden Besuch.
    »Was will denn die Polizei schon wieder von unserem Sohn? Und was haben Sie gesagt, Mordkommission? Der verunglückte Jäger hat sich doch sehr gut erholt. Jonathan hat ihn erst letzte Woche besucht und sich bei ihm entschuldigt.«
    »Unser Besuch hat mit diesem Fall nichts zu tun, jedenfalls nicht direkt.«
    »Das wird ja immer schöner«, lachte der Pastor missbilligend. »Dann ist das also ein aktueller Mordfall! Ist der Junge jetzt immer gleich verdächtig? Mein Sohn setzt sich für die Rechte gequälter Kreaturen ein, aber er ist doch kein Mörder! Das ist eine völlig unangemessene Stigmatisierung! Hören Sie, Jonathan war nach dem letzten Zusammentreffen mit Ihren Kollegen ziemlich verstört. Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, Sie zu ihm zu lassen.«
    »Es tut mir leid, Herr Mehlberger. Wir können Ihren Sohn auch mit

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