Geschmiedet im Feuer
Zane folgten ihr. Als sie ins Wartezimmer kamen, setzte sich Beth neben Marion.
»Die Ärzte untersuchen sie gerade«, sagte Marion, als Beth auf die leere Bank sah, auf der die Chastain-Jungs zuvor gesessen hatten. »Vermutlich werden sie danach zu ihrer Mutter gebracht.«
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Beth Marion. »Soll ich Ihnen einen Kaffee holen? Etwas zu essen?«
»Mir geht es gut, Liebes.« Marions Blick wanderte immer wieder zur Tür der Notaufnahme.
Beth folgte ihrem Blick. »Gibt es schon was Neues?«
»Noch nicht. Aber das ist doch gut, oder? Es bedeutet, dass sie sich um Marcus kümmern und dafür sorgen, dass es ihm besser geht.«
So konnte man es auch sehen.
Dann sah sie zum Eingang des Wartezimmers. Ein zweiter Detective hatte sich zu Meacham, Zane und Rawls gesellt. Nachdem sie sich einige Minuten lang angespannt unterhalten hatten, gingen die beiden Detectives weg. Irgendetwas sagte ihr, dass sie wiederkommen würden.
Sie sah, wie sich Zane mit den Händen durch das Gesicht fuhr und dann eine Minute lang reglos dastand, wie erstarrt, bevor er die Hände sinken ließ und mit entschlossener Miene auf sie zukam.
Es war nicht fair, ihn von hier wegzuzerren. Er wollte mit dem Arzt sprechen. Er wollte für Marion da sein. Was wäre, wenn das Undenkbare passierte und Cosky starb, während sie unterwegs waren? Beth sah seiner Mutter ins besorgte Gesicht. Wenn der Arzt schlechte Neuigkeiten hatte, wenn er endlich rauskam, wollte sie für sie da sein. Sie wollte, dass Zane hierblieb. Cosky würde das auch wollen.
»Bist du fertig?«, fragte Zane, als er vor ihrem Stuhl stehen blieb.
»Lass uns warten, bis wir wissen, wie es ihnen geht. Ginny bleibt über Nacht hier und braucht erst morgen früh frische Kleidung.«
Als sie sein dankbares Gesicht sah, wusste sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Während sie warteten, konnte sie deutlich erkennen, wie Zane immer angespannter wurde und ihm die Nervosität derart zusetzte, dass seine Armmuskeln irgendwann deutlich hervortraten. Ein Muskel zuckte an seiner Wange. Sein Schweigen und sein angespannter Körper ließen erkennen, wie er litt. Wie sehr er sich davor fürchtete, dass der Chirurg herauskam und schlechte Nachrichten für sie hatte.
17
Beth ließ die Reisetasche, in die sie Kleidungsstücke für Ginny und Kyle gestopft hatte, neben der Schlafzimmertür stehen und sah sich zu Zane um. Er war vor ihr ins Zimmer gegangen, stand jetzt neben dem Ehebett und starrte den Teppich an.
Er war verschlossen und schweigsam gewesen, seitdem sie mit dem Arzt gesprochen hatten. Im Gegensatz zu Marion hatte ihn die Nachricht, dass Cosky überleben würde, nicht beruhigt. Doch der Arzt hatte auch nicht erleichtert ausgesehen, sondern betont, dass Coskys Kurz- und Langzeitprognose
unsicher
war. Beth fand, dass
finster
die passendere Bezeichnung gewesen wäre, die durchaus auch auf Zane zutraf.
Sie fand, dass er aussah, als könnte er eine Umarmung gebrauchen, so ernst und einsam stand er da.
Aber vielleicht wollte er nicht von ihr getröstet werden. Zwischen ihnen war ja noch längst nicht alles geklärt. Außerdem wollte sie ihm keine falschen Hoffnungen machen, auch wenn das selbst in ihren eigenen Ohren nach einer schlechten Ausrede klang.
Bevor sich wirklich etwas entwickeln kann, ziehst du dich zurück. Du behauptest, du sehnst dich nach einer Freundschaft, aus der Liebe wird, aber bevor überhaupt irgendwelche Gefühle aufkommen können, hast du die Beziehung längst beendet.
Sie glaubte, erneut Ginnys Worte zu hören, die sie bis ins Innerste trafen. Sie versuchte, sie zu verdrängen, musste sich jedoch eingestehen, dass sie durchaus zutrafen.
»Ich versuche die ganze Zeit mir vorzustellen, wie es sein wird, wenn der Dickkopf nicht mehr da ist«, sagte er, ohne sich zu ihr umzudrehen.
Sie ging auf ihn zu und er drehte sich mit einer nahtlosen Bewegung zu ihr um. Selbst in seiner Trauer behielt er noch seine natürliche Anmut.
Seine Augen waren trocken, aber gerötet.
Sie nahm seine Hand. »Er hat die Operation überlebt. Vielleicht wird er dich überraschen.«
Zane schüttelte den Kopf. »Er hat zwei Kugeln in den Rücken bekommen. Beide sind vorne wieder ausgetreten. Und erst der Blutverlust. Er hat fast die Hälfte seines Blutvolumens verloren. Das kann man nicht überleben.«
Sie drückte seine Hand. »Aber er hat die Operation überlebt. Sie werden ihm Blutkonserven gegeben haben. Er hat noch eine Chance.«
Erneut
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