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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gewesen waren und von der Schar verfolgt wurden.
    »Schaff den gottverdammten Hund sofort in den gottverdammten Streifenwagen!« befahl Stevenson, und der giftige  Haß in diesem Befehl war so stark, daß er Schnecken hätte töten können, ohne auf sie zu treten, einfach nur mit der Stimme.
    Da er eine Waffe in der Hand hielt, blieb ich irgendwie im Nachteil, aber ich tröstete mich ein wenig mit der Tatsache, daß er offensichtlich nicht ahnte, daß auch ich bewaffnet war.
    Aber im Augenblick blieb mir nichts anderes übrig, als ihm zu gehorchen.
    »In den Wagen, Junge«, sagte ich zu Orson und versuchte, dabei nicht allzu ängstlich zu klingen und zu verhindern, daß mein hämmerndes Herz meine Stimme beben ließ.
    Widerwillig gehorchte der Hund.
    Lewis Stevenson schlug die hintere Tür zu und öffnete dann die vordere. »Jetzt du, Snow.«
    Ich rutschte auf den Beifahrersitz, während Stevenson um den Streifenwagen zur Fahrerseite ging und sich hinter das Lenkrad setzte. Er zog die Tür auf seiner Seite zu und befahl mir, auch die auf meiner zu schließen, was ich zu vermeiden gehofft hatte.
    Normalerweise leide ich in kleinen Räumen nicht an Klaustrophobie, aber kein Sarg hätte enger sein können als dieses Polizeifahrzeug. Der Nebel, der gegen die Scheiben drückte, war auf psychologischer Ebene so erstickend wie ein Traum davon, lebendig begraben zu werden.
    Das Innere des Wagens schien noch kühler und feuchter zu sein als die Nacht draußen. Um die Heizung einschalten zu können, ließ Stevenson den Motor an.
    Der Polizeifunk knisterte, und die von Rauschen durchdrungene Stimme des Einsatzleiters in der Zentrale krächzte wie Froschgesang. Stevenson schaltete das Gerät aus.
    Orson stand vor dem Rücksitz auf dem Boden, hatte die Vorderpfoten auf das Stahlgitter gelegt, das ihn von uns trennte, und spähte besorgt durch die Abtrennung. Als der Chief mit dem Lauf seiner Pistole auf einen Knopf im Armaturenbrett drückte, schnappten die Automatikschlösser der Hintertür mit einem harten Geräusch zu, das so endgültig klang wie das Knallen der Klinge einer Guillotine.
    Ich hatte gehofft, daß Stevenson seine Pistole ins Halfter steckte, wenn wir im Streifenwagen saßen, aber er behielt sie in der Hand. Er legte die Waffe mit der Mündung zum Armaturenbrett auf sein Bein. Im schwachen grünen Licht der Instrumentenkonsole glaubte ich zu sehen, daß sein Zeigefinger nun am Entsicherungshebel und nicht mehr am Abzug selbst lag, doch damit war ich ihm gegenüber noch immer deutlich im Nachteil.
    Er senkte kurz den Kopf und schloß die Augen, als wollte er beten oder seine Gedanken sammeln.
    Nebel kondensierte auf dem Lorbeerbaum, Wassertropfen fielen von den Blattspitzen herab und prallten mit einem unrhythmischen Ponk-pank-ping auf das Dach und die Motorhaube des Wagens.
    Langsam und wie beiläufig steckte ich beide Hände in die Jackentaschen. Ich schloß die rechte Hand um die Glock.
    Ich redete mir ein, daß ich wegen meiner viel zu lebhaften Phantasie die Bedrohung viel stärker wahrnahm, als sie eigentlich war. Sicher, Stevenson war mies gelaunt, und das, was ich hinter der Polizeiwache gesehen hatte, hatte mir verraten, daß er nicht der rechtschaffene Vertreter des Gesetzes war, den er so lange gespielt hatte. Aber das hieß noch lange nicht, daß er gewalttätige Absichten hegte. Vielleicht wollte er wirklich nur mit mir sprechen, und wenn er sein Sprüchlein aufgesagt hatte, würde er uns unbeschadet laufenlassen.
    Als Stevenson endlich den Kopf hob, waren seine Augen ein bitteres Gebräu in Knochentassen. Und als sein Blick zu mir floß, stellte sich bei mir wieder der furchterregende Eindruck einer unmenschlichen Boshaftigkeit ein, wie ich ihn empfunden hatte, als er aus dem Schatten neben dem Büro des Jachthafens getreten war, doch diesmal wußte ich, warum meine bis zum Zerreißen gespannten Nerven vor Furcht pochten. Aus diesem Winkel betrachtet, kräuselte sich in seinem flüssigen Blick kurz ein gelbes Leuchten, wie das, welches die Augen mancher Tiere nachts zeigen, ein kaltes und geheimnisvolles inneres Licht, wie ich es noch nie zuvor in den Augen eines Menschen gesehen hatte.

25
    Das elektrisch und elektrisierend wirkende Leuchten glitt so flüchtig durch Chief Stevensons Augen, daß ich es, als er sich zu mir umdrehte, in jeder anderen Nacht lediglich als seltsames Phänomen einer Lichtspiegelung des Armaturenbretts abgetan hätte. Doch seit Sonnenuntergang hatte ich Affen gesehen, die

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