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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Raum und überflog den letzten Abschnitt auf der Seite, der sich auf seine Schwester bezog. Er hatte mitten im Satz abgebrochen:
    Wenn das Ende naht, werde ich mich selbst vielleicht nicht retten können. Ich weiß jedenfalls, daß ich Laura nicht retten werden kann, denn sie ist schon grundsätzlich nicht mehr die, die sie war. Sie ist bereits fort. Wenig mehr als ihre körperliche Hülle bleibt – und vielleicht hat sogar die sich verändert. Entweder hat Gott ihre Seele irgendwie heim an seine Brust geholt, während er ihren Körper der Wesenheit überließ, zu der sie sich entwickelt hat – oder er hat sie verlassen. Und wird daher uns alle verlassen. Ich glaube an die Gnade Christi. Ich glaube an die Gnade Christi. Ich glaube, weil ich sonst nichts mehr habe, wofür ich leben kann. Und wenn ich glaube, muß ich meinem Glauben gemäß leben und retten, wen ich kann. Falls ich nicht mich selbst oder Laura retten kann, kann ich zumindest diese mitleiderregenden Kreaturen retten, die zu mir kommen, um von der Qual und dem Joch befreit zu werden. Jesse Pinn oder diejenigen, die ihm Befehle erteilen, mögen Laura vielleicht töten, aber sie ist nicht mehr Laura, Laura ist schon lange fort, und ich kann nicht zulassen, daß ihre Drohungen meine Tätigkeit beenden. Sie mögen mich töten, aber bis sie das tun
    Orson stand wachsam an der offenen Tür und beobachtete den Korridor. Ich blätterte zur ersten Seite des Tagebuchs zurück, und sah, daß der erste Eintrag vom 1. Januar dieses Jahres stammte:
    Sie halten Laura jetzt seit über neun Monaten gefangen, und ich habe alle Hoffnung aufgegeben, daß ich sie je wiedersehen werde. Und bekäme ich die Gelegenheit, sie wiederzusehen, würde ich mich weigern, Gott vergebe mir, denn ich hätte zu viel Angst davor, sehen zu müssen, was sie vielleicht geworden ist. Jeden Abend bitte ich die Heilige Jungfrau, sich bei ihrem Sohn dafür einzusetzen, Laura vom Leid dieser Welt zu befreien.
    Um die Situation und den Zustand seiner Schwester völlig zu verstehen, hätte ich den vorherigen Band – oder die vorherigen Bände – dieses Tagebuchs lesen müssen, aber ich hatte nicht die Zeit, nach ihnen zu suchen.
    Auf dem Dachboden erklang ein dumpfes Geräusch. Ich erstarrte, sah zur Decke und lauschte. Auf der Schwelle richtete Orson ein Ohr auf.
    Als eine halbe Minute ohne ein weiteres Geräusch verstrichen war, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Tagebuch. Da ich das Gefühl hatte, meine Zeit würde knapp, überflog ich das Buch schnell und las einige Passagen aufs Geratewohl.
    Der Großteil des Inhalts betraf die theologischen Zweifel und Qualen des Priesters. Er kämpfte täglich darum, sich dessen zu entsinnen – sich zu überzeugen, darum zu beten, sich dessen erinnern zu können –, daß sein Glaube ihn lange aufrechterhalten hatte und er völlig verloren sein würde, wenn er sich in dieser Krise nicht daran festhalten konnte. Diese Abschnitte waren düster und wären als Porträt einer gequälten Psyche ein faszinierender Lesestoff gewesen, enthüllten aber nichts über die Umstände der Wyvern-Verschwörung, die Moonlight Bay infiziert hatte. Dementsprechend überflog ich sie nur.
    Ich fand eine Seite und dann noch ein paar, auf denen Father Toms ordentliche Handschrift zu einem weiten Kritzeln verfiel. Diese Stellen waren zusammenhanglos, weitschweifig und paranoid, und ich ging davon aus, daß er sie geschrieben hatte, nachdem er genug Scotch in sich hineingekippt hatte, um auch schleppend zu sprechen.
    Beunruhigender war dann ein Eintrag vom 5. Februar – drei Seiten, auf denen die elegante Schönschrift zwanghaft präzise war:
    Ich glaube an die Gnade Christi. Ich glaube an die Gnade Christi. Ich glaube an die Gnade Christi. Ich glaube an die Gnade Christi. Ich glaube an die Gnade Christi…
    Diese sechs Wörter wurden Zeile für Zeile wiederholt, fast zweihundert Mal. Kein einziges schien hastig dahingeschrieben worden zu sein; jeder Satz war so sorgsam auf das Papier aufgetragen worden, daß ein Gummistempel und ein Tintenkissen kein gleichförmigeres Ergebnis hätten bringen können. Als ich diesen Eintrag sah, fühlte ich geradezu die Verzweiflung und das Entsetzen, das der Priester gefühlt hatte, als er ihn geschrieben hatte, als wären seine aufgewühlten Emotionen mit der Tinte in das Papier übergegangen, um dort nun ewig zu strahlen.
    Ich glaube an die Gnade Christi.
    Ich fragte mich, welches Ereignis am fünften Februar Father Tom an den Rand

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