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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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tiefe, zobelschwarze Dunkelheit, die ihre Geheimnisse nicht einmal meinen die Nacht liebenden Augen offenbaren wollte, und bei mir stellte sich der Eindruck ein, daß ein feindseliger Bewohner dieser Finsternis auf Armeslänge von mir entfernt stand, mich beobachtete und sich sprungbereit machte.
    Nachdem ich mir versichert hatte, daß Trolle nur unter Brükken hausten, böse Zwerge in Höhlen, daß Kobolde nur in Maschinen wohnten und Goblins – als Dämonen – es nicht wagten, sich in einem Pfarrhaus niederzulassen, trat ich in den neuen Durchgang, schlug mich nach links und wandte der undurchdringlichen Dunkelheit den Rücken zu.
    Im gleichen Augenblick erklang ein so gruseliges Kreischen, daß ich herumwirbelte und die Pistole in die Dunkelheit stieß, überzeugt, daß Trolle, böse Zwerge, Kobolde, Gremlins, Goblins, Geister, Zombies und zahlreiche verrückte mutierte Altardiener über mich herfielen. Zum Glück drückte ich nicht ab, denn dieser kurzlebige Wahnsinn legte sich, und mir wurde klar, daß der Schrei aus derselben Richtung wie zuvor erklungen war: aus dem beleuchteten Bereich in der südöstlichen Ecke.
    Dieses dritte Heulen, das bestimmt den Lärm übertönt hatte, den ich gemacht hatte, als ich zu der eingebildeten Horde herumfuhr, stammte von derselben Quelle wie die ersten beiden, klang hier oben auf dem Dachboden aber anders als unten im Korridor im ersten Stock. Zum einen erinnerte es mich nicht mehr so stark an die Stimme eines gequälten Kindes wie zuvor. Irritierender war jedoch, daß es viel unheimlicher klang, so unheimlich wie kaum etwas, was ich je zuvor gehört hatte, als würde eine menschliche Kehle einige Takte lang eine elektronische Orgel imitieren.
    Ich überlegte, ob ich nicht besser zur Leiter zurückkehren sollte, war jedoch schon zu weit vorgedrungen, um jetzt noch umzukehren. Außerdem bestand noch immer die – wenn auch geringe – Möglichkeit, daß ich ein Kind in höchster Gefahr gehört hatte.
    Außerdem würde mein Hund wissen, daß ich gekniffen hatte, wenn ich mich jetzt zurückzog. Er war einer meiner drei engsten Freunde auf einer Welt, auf der nur Freunde und die Familie wichtig waren, und da ich keine Familie mehr hatte, legte ich enormen Wert darauf, daß er eine hohe Meinung von mir hatte.
    Die Kisten zu meiner Linken wichen einem Stapel Korbgartenstühle, einer bunt zusammengewürfelten Sammlung von lackierten Stroh- und Schilfkörben, einer heruntergekommenen Kommode mit einem so schmutzigen Spiegel, daß ich nicht einmal eine schattenhafte Reflexion darauf erzeugte, unbekannten Gegenständen, die unter Decken und Laken verborgen waren, und dann weiteren Kisten.
    Ich ging um eine Ecke, und nun konnte ich Father Toms Stimme deutlich hören. Er sprach leise, beruhigend, aber ich konnte immer noch kein Wort von dem verstehen, was er sagte.
    Ich lief in eine Barriere aus Spinnweben und zuckte zusammen, als sie sich an mein Gesicht schmiegte und meinen Mund wie mit Phantomlippen streifte. Mit der linken Hand wischte ich mir die zerrissenen Fäden von den Wangen und der Mütze meines Schirms. Die Spinnfäden schmeckten nach bitteren Pilzen; ich verzog das Gesicht und versuchte, sie geräuschlos auszuspucken.
    Da ich auf erneute Enthüllungen hoffte, trieb es mich so unwiderstehlich, wie eine Ratte der Musik eines Rattenfängers in Hameln hinterherlaufen würde, der Stimme des Priesters zu folgen. Die ganze Zeit über kämpfte ich dabei gegen einen Niesreiz an, der ausgelöst wurde von dermaßen muffig riechendem Staub, daß er aus dem vergangenen Jahrhundert stammen mußte.
    Nach einer weiteren Abzweigung befand ich mich im letzten kurzen Stück des Durchgangs. Etwa zwei Meter hinter dem Ende dieses schmalen Korridors aus Kisten befand sich die Unterseite des Schrägdachs der östlichen Flanke – der Vorderseite – des Gebäudes. Die Sparren, Streben, Querbalken und die Unterseite der Dachummantelung, auf der die Schieferplatten angebracht waren, wurden von einem schmutziggelben Licht erhellt, das von einer Quelle rechts außerhalb meines Sichtbereichs stammte.
    Als ich zum Ende des Ganges schlich, wurde ich mir deutlich des schwachen Knarrens der Dielenbretter unter meinen Füßen bewußt. Es war nicht lauter oder verdächtiger als die normalen Geräusche in dieser hohen Redoute, konnte mich aber vielleicht trotzdem verraten.
    Father Toms Stimme wurde klarer, auch wenn ich nur jedes fünfte oder sechste Wort verstehen konnte.
    Eine andere Stimme erklang,

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